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Neues vom JSPS-Club 02/2016

 

EDITORIAL

Deutsch-Japanischer Energierat

vom Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Heinrich Menkhaus

In Kürze wird offiziell ein Deutsch-Japanischer Energierat gegründet. Der in der englischen Sprache „German-Japanese Energy Transition Council“ genannte Arbeitskreis soll mit jeweils sechs Energieexperten aus Japan und Deutschland besetzt sein und sowohl einen japanischen als auch einen deutschen Leiter haben. Assoziierte Mitglieder sollen jeweils zu Spezialfragen hinzugezogen werden. Der Rat soll sich zweimal im Jahr abwechselnd in Japan und Deutschland treffen und im September dieses Jahres seine Arbeit aufnehmen. Als wissenschaftliches Sekretariat fungiert auf deutscher Seite das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, auf japanischer Seite das Institute for Energy Economics (IEEJ). Zu den Geldgebern zählt auf japanischer Seite insbesondere das Ministry of Economy, Trade and Industry und auf deutscher Seite die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, die Stiftung Mercator und das Auswärtige Amt.Hintergrund der Gründung ist die vergleichsweise ähnliche Ausgangssituation bei der Energiepolitik und -versorgung in Japan und Deutschland. Die selbstgestellte Aufgabe lautet, das Energiesystem so umzubauen, dass es auf lange Sicht risikoarm und versorgungssicher, ressourcenschonend und weitgehend klimaneutral ist. Folgende Studienfelder sollen besondere Beachtung finden:

  • Grundlagen und Perspektiven einer ökologischen Industriepolitik
  • Soziokulturelle Aspekte der Energiewende
  • Energiemarktordnung
  • Energieeffizienz
  • Rollenverteilung der Akteure im Energiesystem und
  • Technologien für eine Systemwende.

Der JSPS-Club begrüßt die Einrichtung dieses neuen Energierats. Er hat sich in seinen mit JSPS zusammen veranstalteten Symposien mehrfach mit den oben angesprochenen Themen befasst, zuletzt auf dem Symposium anlässlich des 20. Geburtstags seiner Gründung Anfang Oktober 2015 in Tōkyō. Der Club erinnert sich aber auch noch gut an die in seinem Entstehungsjahr 1995 erfolgte Gründung des Deutsch-Japanischen Kooperationsrates (DJR) für Hochtechnologie und Umwelttechnik, dessen Tätigkeit das hier in Rede stehende Arbeitsgebiet umfasste, der aber nach wenigen Jahren wieder eingestellt wurde, ohne dass erhebliche Impulse seiner Arbeit sichtbar wurden. Der JSPS-Club wünscht deshalb dem neuen Energierat eine längere und einflussreichere Zukunft. 

 

VERANSTALTUNGSBERICHTE

21. Japanese-German Symposium „Higher Education – Challenges and Current Developments“ am 19. und 20. Mai 2016

von Vorstandsmitglied Dr. Chantal Weber

Das diesjährige Symposium fand an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg statt. Organisiert von Prof. Dr. Verena Pietzner und PD Dr. Daisy Rotzoll wurde das Thema der universitären Lehre in verschiedenen Disziplinen beleuchtet und dargestellt. Da viele Mitglieder neben der Forschung auch in der Lehre beschäftigt sind, ist die Hochschuldidaktik auf breites Interesse gestoßen.

Nach der Begrüßung durch Prof. Kodaira Keiichi, Leiter des JSPS Bonn Office, und Prof. Heinrich Menkhaus, Vorsitzender des JSPS-Clubs, richtete die Prorektorin, Prof. Esther Ruigendijk, das Wort an die Teilnehmenden und sprach über die recht junge Geschichte der Universität Oldenburg und ihres Namensgebers.

Nach einer kurzen Einführung durch die Organisatorinnen in das Thema begann der erste Teil „Higher Education in Japan und Germany“ mit einem Vortrag von Prof. Ulrich Teichler, Universität Kassel, über „The Academic Profession in Japan and Germany“. Prof. Teichler stellte die Ergebnisse einer Untersuchung vor, die sich mit der (Selbst-)Einschätzung von Wissenschaftlern verschiedener Einrichtungen in Japan und Deutschland beschäftigt. In beiden Ländern hat sich die Universitätslandschaft aufgrund politischer Entscheidungen in den letzten Jahren gewandelt, so dass Professoren und akademische Mitarbeiter besonders in Japan den Eindruck erhalten haben, weniger Einfluss auf akademische Entscheidungen zu haben.

Als japanischer Gegenpart präsentierte Prof. Yonezawa Akiyoshi von der Universität Tōhoku in seinem Vortrag das Thema „Transformation of Japan’s higher education in response to global challenges“. Dabei betonte er die Zusammenarbeit und den Dialog zwischen Japan und Deutschland als einen wichtigen Faktor bei der Internationalisierung der Universitätslandschaft sowie der Bewerkstelligung der Herausforderungen, die eine globalisierte Forschung an Wissenschaftler stellt.

Neben der universitären Lehre als hochschuldidaktisches Konzept ist die Lehrerausbildung an Universitäten sowohl in Japan als auch in Deutschland im Wandel begriffen. Prof. Lothar Wigger, TU Dortmund, berichtete im zweiten Teil „Innovating Teacher Education“ über „The Teacher Training in Germany: New Ways – Old Problems“. Geprägt ist die Lehrerausbildung in Deutschland zunächst von der föderalen Sicht – ein Umstand, der den japanischen ZuhörerInnen seltsam erschienen sein mag, da Japan zentralistisch organisiert ist. Der Bologna-Prozess hat die Länder veranlasst, das BA-MA-Prinzip in der Lehrerausbildung umzusetzen. Gleichzeitig wurde das Referendariat teilweise in die Studienzeit verlegt. Nun muss zusätzlich zu diesen Veränderungen auch das Prinzip der Inklusion in die Lehrerausbildung integriert werden – zahlreiche Probleme, auf die neue Lösungen gefunden werden müssen.

Prof. Ito Toshiko von der Universität Mie sprach anschließend über „Teacher Training and Japan’s Current Higher Education“, da auch in Japan die Lehrerausbildung im Wandel begriffen ist. Während in der Nachkriegszeit eine gewisse Diversität bei der Ausbildung von LehrerInnen vorrangig war und sich die Standardisierung lediglich auf eine nationale Lehrerlizenz bezog, wird seit einigen Jahren eine Professionalisierung der Ausbildung angestrebt, in der auch auf praktische Teile – bis dahin nicht Bestandteil des Curriculums, aufgenommen werden. Erfahrung und Reflexion sollen nun die Ausbildung prägen. Die Umsetzung jedoch ist schwierig, da sie mit einer generellen Überarbeitung der universitären Lehre einhergeht.

Der zweite Tag begann mit einem Vortrag von Prof. Ban Nobutarō, Universität Nagoya, zum Thema „Medical education in Japan: how the past informs the future“. Während seit dem 19. Jahrhundert bis Ende des 2. Weltkriegs die medizinische Ausbildung nach deutschem Vorbild erfolgte, waren nach dem Krieg vor allem US-amerikanische medizinische Fakultäten als Muster prägend. In den letzten 20 Jahren jedoch zeichnet sich eine Veränderung ab, die federführend von der Japan Society of Medical Education in die Ausbildung von Medizinern in Japan eingeführt wird. Die Studierenden werden per OSCE (Objective Structured Clinical Examination) oder Simulationen an den Patienten herangeführt, um den praktischen Teil der Ausbildung frühzeitig in das Curriculum zu integrieren.

Anschließend widmete sich Prof. Eckhart Hahn von der Universität Erlangen dem Thema „Medical Education in Germany: Development of the National Competence Based Catalogue of Learning Objectives”. Prof. Hahn zeigte dabei auf, wie der Entwicklungsprozess von Standards der Medizinerausbildung vonstattengeht und objektive Kriterien ihren Weg in die Ausbildung finden. 2015 wurde der NKLM (Nationaler Kompetenzbasierter Lernzielkatalog Medizin) entwickelt und an alle medizinischen Fakultäten an deutschen Universitäten verteilt. Ziel ist ein wissenschaftlich und praktisch ausgebildeter Arzt, der zur eigenverantwortlichen und selbstständigen ärztlichen Berufsausübung, zur Weiterbildung und zu ständiger Fortbildung befähigt ist.

Der abschließende Beitrag wurde von Prof. Richard Göttlich, Universität Gießen, zum Thema „Digital Media in Higher Chemistry Education“ gehalten. Prof. Göttlich führte vor, wie Studierende mittels technischer Hilfsmittel unterrichtet werden können. Jetzige Studierende sind mit digitalen Medien aufgewachsen und erwarten die Nutzung in der universitären Lehre. Gleichzeitig müssen sie auch lernen, wie sie neue Medien und E-Learning selbst einsetzen können. Die Studierenden aber auch die Dozierenden zeigen dabei großen Einfallsreichtum, wie Prof. Göttlich an einigen Beispielen zeigte.

Die Vorträge verband die Aussage, dass die universitäre Lehre sich selbstverständlich den gesellschaftlichen, technischen und politischen Anforderungen in einem global-internationalen Umfeld stellen muss, aber auf viele Aspekte noch keine befriedigende Antwort gefunden wurde bzw. keine einheitliche Lösung bestehen kann. Disziplinäre Unterschiede und individuelle Anforderungen machen eine Standardisierung auf allen Ebenen aber auch nicht erstrebenswert.

Wie immer wurden die interessanten Vorträge von verschiedenen Programmpunkten umrahmt. Beim Abendessen am ersten Veranstaltungstag im „Zum Drögen Hasen“ wurde der JSPS Alumni Club Award an Prof. Satō Nozomi, Keiō Universität, verliehen.

Nach Beendigung des Symposiums fand die jährliche Mitgliederversammlung statt. Dabei wurde u.a. Ort und Zeit für das nächste Symposium beschlossen: 19./20.05.2017 in Ulm.  

 

Verleihung des JSPC Club Awards 2016 an Herrn Prof. Dr. Nozomi Satō

von Vorstandsmitglied Prof. Dr. Ivor Fleck

Beim diesjährigen Japanese-German Symposium in Oldenburg wurde am Abend des 20. Mai der JSPS Alumni Club Award an Herrn Prof. Dr. Nozomi Satō verliehen. Der Vorsitzende des JSPS-Clubs, Prof. Dr. Heinrich Menkhaus, überreichte dem Preisträger die Urkunde persönlich. Die Verdienste des Preisträgers wurden durch das Vorstandsmitglied zuständig für Preise und Auszeichnungen, Prof. Dr. Ivor Fleck, vorgestellt.

Nozomi Satō ist Professor für Musikwissenschaften an der Keiō Universität in Tōkyō. Herr Satō ist in besonderer Weise mit Deutschland verbunden und spricht fließend Deutsch, da er viele Jahre seiner Ausbildung in Deutschland verbracht hat. Direkt im Anschluss an sein Bachelorstudium in Musik in Japan ging er zum Masterstudium an die Universität zu Köln. Dort studierte er ein Jahr, um dann im Jahr 1992 seinen Abschluss in Musikwissenschaften an der Tōkyō University of the Arts zu erhalten. An derselben Universität führte er auch sein Promotionsstudium durch. Aber auch während der Promotionszeit verbrachte er, gefördert durch ein Stipendium des DAAD, zwei Jahre in Deutschland, diesmal an der Ruhr-Universität in Bochum. Im Jahr 1999 wurde er zum Senior Assistant Professor an der Keiō Universität ernannt und seit dem Jahr 2007 ist er dort ordentlicher Professor. Zwischendurch war er in den Jahren 2003-2004 Gastwissenschaftler an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Eines seiner Spezialgebiete ist die Barockmusik mit Schwerpunkt auf Deutschland sowie die theologischen Aspekte der Musik dieser Zeit.

Aus seiner Ausbildungszeit in Deutschland hat er einige Aspekte in die Lehre, die er heutzutage an der Keiō Universität durchführt, übernommen. So hat er dort z.B. ein Collegium Musicum, wie er es seinerzeit in Köln kennengelernt hatte, gegründet. Es erfreut sich so großen Zuspruchs, dass er bereits drei Klassen gründen konnte. Im Rahmen dieser musikalischen Tätigkeiten findet ein reger Austausch seiner Studierenden mit Deutschland statt. Er versucht so vielen wie möglich einen Aufenthalt und eine Ausbildung in Deutschland zu ermöglichen. Diese und weitere Tätigkeiten wurden bereits im Jahr 2008 durch die Verleihung des Lehrpreises der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Keiō Universität gewürdigt. Seine Vorlesungen umfassen nicht nur den Bereich der Musikwissenschaften, sondern auch den Bereich der Wissensgewinnung und Wissenschaftsethik. Seine Kurse sind universitätsweit sehr beliebt, so dass er Zuhörer aus praktischen allen Fachgebieten begeistern kann.

Auch wissenschaftlich kann er viele Erfolge vorweisen, was durch seine Publikationen und ihm übertragene Ämter zum Ausdruck kommt. So ist er Vorsitzender des ostjapanischen Landesverbandes der Gesellschaft für Musikwissenschaften, Vorsitzender des Exekutivkomitees des Kongresses der internationalen musikwissenschaftlichen Vereinigung und langjähriger Vizevorsitzender des Forschungszentrums der freien Künste an der Keiō Universität.

Aufgrund dieser Verdienste zum Austausch junger Musiker zwischen Japan und Deutschland wurde ihm der JSPS Alumni Club Award 2016 verliehen.  

 

Protokoll Gesprächskreis: Wissenschaftsaustausch soll grenzenlos sein – Aber lernen Deutsche und Japaner genug voneinander und miteinander?
Trier, VDJG, 4.5.2016

vom Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Heinrich Menkhaus und Vorstandsmitglied Sabine Ganter-Richter

Die deutsch-japanischen Gesellschaften befassen sich satzungsgemäß mit dem kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Japan. Bis vor nicht allzu langer Zeit wurde der Begriff Kultur dabei in einem sehr weiten Sinn verstanden. Kultur umfasste Kunst, Sport, Musik, Wissenschaft und anderes mehr. Mittlerweile aber haben sich einige dieser Felder auch im Austausch mit Japan organisatorisch verselbständigt. Das ist bei der Verbandstagung in Trier insbesondere für den Sport deutlich geworden, der einen mehr als 40-jährigen deutsch-japanischen Sportjugend-Simultanaustausch feierte. Die Verselbständigung ist aber auch auf anderen Gebieten zu verzeichnen, etwa bei Manga, Anime usw. Das wird bei einer jüngst vom DJW veröffentlichten Umfrage unter den Besuchern der DOKOMI (Manga- und Anime-Convention in Düsseldorf) des Jahres 2015 deutlich, der zufolge auf die Frage „Was für Aussteller interessieren euch?“ nur ein ganz kleiner Teil der Befragten äußerte „die Deutsch-Japanischen Gesellschaften“. Diese laufen deshalb Gefahr marginalisiert zu werden. Es muss gelingen, die organisatorisch verselbständigten Gebiete wieder für die Gesellschaften zurückzugewinnen, oder doch wenigstens mit diesen neu gewachsenen Strukturen zusammenzuarbeiten.

Vor diesem Hintergrund wurde der Bereich des Wissenschaftsaustausches zwischen Japan und Deutschland diskutiert. Das geschah nicht zum ersten Mal. Eine Arbeitsgruppe „Kultur und Wissenschaft“ gab es schon auf der 50. Jahrestagung des VDJG in Düsseldorf am 30.05.2014. Seinerzeit äußerte das Protokoll dazu: „Im zweiten größeren Themenbereich, dem Wissenschaftsaustausch, war der Tenor, dass ein bilateraler Austausch wie der japanisch-deutsche in einer global aufgestellten Wissenschafts- und Forschungslandschaft fast zwangsläufig an Bedeutung zurückgeht. Dennoch könnten DJGen und Hochschulen sich noch stärker um wechselseitige Unterstützung bemühen, etwa bei der sozialen Betreuung japanischer Gäste oder der Gewinnung interessanter Referenten. Mittlerorganisationen wie der JSPS-Club könnten dabei eine Rolle spielen; die JaDe-Stiftung kann bei qualifizierten Projektanträgen in den Feldern Kultur und Wissenschaft unterstützend tätig werden“. Schon in diesem Text ist die mögliche Rolle der Deutschen Gesellschaft der JSPS-Stipendiaten (kurz JSPS-Club) genannt. Diese Gesellschaft möchte den aufgenommenen Gesprächsfaden hier weiterspinnen. Sie wurde vertreten von dem Vorsitzenden, Prof. Dr. Heinrich Menkhaus, und dem Vorstandsmitglied Sabine Ganter-Richter, zuständig für das Ressort Öffentlichkeitsarbeit, als Leiter des Arbeitskreises.

Der JSPS-Club beantragte im Jahre 2003 in Bremen die Mitgliedschaft im Verband, um die eigene Aufgabenstellung, nämlich die Intensivierung des wissenschaftlichen Austausches mit Japan, mit Hilfe der lokal aufgestellten Deutsch-Japanischen Gesellschaften zu vertiefen. Diesem Ziel ist der Club bisher nicht näher gekommen. Das wird insbesondere bei den beiden jährlichen Veranstaltungen des Clubs, dem Symposium im Frühjahr und dem „Mitglieder laden Mitglieder ein“ im Herbst, die jeweils an verschiedenen Standorten in Deutschland stattfinden, deutlich. Bei beiden Veranstaltungsreihen hat sich die Zusammenarbeit mit den lokalen Deutsch-Japanischen Gesellschaften bisher als schwierig erwiesen.

Die Diskussion, die vor einem bis auf den letzten Platz besetzten Auditorium erfolgte, ergab zunächst, dass sich die Mitglieder des Verbandes dem aufgeworfenen Problem der organisatorischen Verselbständigung des wissenschaftlichen Austausches bewusst sind. Je nach lokaler Gesellschaft ist die Aktivität im Bereich Wissenschaft sehr unterschiedlich. Bei Gesellschaften, in deren Einzugsbereich Universitäten angesiedelt sind, findet Zusammenarbeit mit den Hochschulen statt. Das gilt insbesondere für die Hochschulen, in denen die Disziplin Japanologie vertreten ist. Hier gibt es teilweise sogar Wissenschaftler dieser Disziplin in den Vorständen der Gesellschaften, jedenfalls aber unter den Referenten.

Dass die Japanologie bei der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Japan aber zu kurz greift, weil sie sich ganz überwiegend auf geisteswissenschaftliche Methodenfächer konzentriert, und damit viele andere insbesondere natur- und technikwissenschaftliche Disziplinen außer Acht lässt, war den Teilnehmern bewusst. Es wurde auch als Manko empfunden, dass die genaue Zahl der Wissenschaftler unter den Mitgliedern der Deutsch-Japanischen Gesellschaften nicht bekannt sei. Dem Vernehmen nach sollen es in Braunschweig dreißig Prozent sein.

Deutlich wurde die Befürchtung, Wissenschaftler aus finanziellen Gründen nicht einladen zu können, weil die Erwartung gehegt wird, Wissenschaftler würden mit hohen Honorarforderungen aufwarten. Dem konnte abgeholfen werden.

Bei den Wissenschaftspreisen im deutsch-japanischen Umfeld wurde Unzufriedenheit deutlich. Die Siebold Gesellschaft Würzburg hat natürlich ein großes Interesse an der Dauerhaftigkeit und Güte des bisher wichtigsten Preises für japanische Wissenschaftler, den Siebold-Preis. Offenbar ist die Vergabe des Preises durch den Bundespräsidenten nicht mehr gesichert, und die Vergabe selbst erfolge en passant bei einer eigentlich anders ausgerichteten Tagung. Die Stadt Würzburg selbst oder Vertreter der Siebold Gesellschaft spielten dabei keine Rolle. Von Seiten des JSPS-Clubs wurde ergänzt, dass der an die Bundesregierung gerichtete Antrag dem JSPS-Club das Vorschlagsrecht für den Siebold-Preis zu gewähren, von den Verantwortlichen abgelehnt wurde. Auf der japanischen Seite fehle ein entsprechend hoch dotierter Preis, der einem deutschen Wissenschaftler vorbehalten sei. Interessant ist der Ansatz in Bielefeld, auf Universitätsebene einen Preis für einen japanischen Studierenden, der dort gearbeitet hat, auszuloben (Hoshi-Preis). Das wäre natürlich auch eine Idee für die japanische Seite.

Der Wahrnehmung eines allgemein politischen Mandates des Verbandes gegenüber den beiden Regierungen auf Mängel im wissenschaftlichen Austausch hinzuweisen, stand man eher skeptisch gegenüber.

Die Darstellung der Fakten zum wissenschaftlichen Austausch zwischen Japan und Deutschland durch Sabine Ganter-Richter empfand man als sehr interessant und möchte gelegentlich eine Fortsetzung des Themas Wissenschaftsaustausch. Der JSPS-Club selbst versprach, sich weiter dem Thema im Rahmen der Verbandstagungen anzunehmen und bei Bedarf Wissenschaftler der verschiedensten Disziplinen mit Japanerfahrung für Vorträge oder Symposien zu empfehlen. Es wird damit begonnen, eine Liste der Mitglieder des JSPS-Clubs, die zu einem Vortrag bereit sind und deren potentielle Themen für den Verband anzufertigen. Auch die Kontaktaufnahme zu den örtlichen Deutsch-Japanischen Gesellschaften mit der Bitte um Beteiligung anlässlich der beiden jährlichen Veranstaltungen des JSPS-Clubs wird fortgesetzt. 

 

JANET-Forum 2016 30.6.2016 in Berlin

von Vorstandsmitglied Dr. Chantal Weber

Das erste JANET-Forum (Japanese Academic Northern Europe Network) wurde von der Universität Tsukuba mit Unterstützung des JSPS Bonn Office in den Räumlichkeiten der Freien Universität Berlin organisiert und abgehalten. Die Initiative, japanische Universitäten mit Büros in Nordeuropa in einen Austausch zu bringen und mögliche Synergieeffekte zu initiieren, stammte ursprünglich von Prof. Kodaira Keiichi, Leiter des JSPS Bonn Office. Da die Veranstaltung im Anschluss an das Japanisch-Deutsche Rektorentreffen stattfand, konnten Vertreter zahlreicher japanischer Universitäten für die Teilnahme gewonnen werden. Auch die Leiter der anderen JSPS Büros in Europa waren anwesend.

Nachdem die japanische Botschaft zu einem Empfang geladen hatte, war der eigentliche Veranstaltungstag gefüllt mit Vorträgen zunächst von deutscher Seite, anschließend von japanischer Seite sowie Informationsständen der japanischen Universitäten und einiger Fördereinrichtungen. Von deutscher Seite stellten zunächst die Japanologie-Professorinnen der FU, Prof. Irmela Hijiya-Kirschnerei und Prof. Verena Blechinger-Talcott, sowie Prof. Eckart Rühl, Institut für Chemie und Biochemie, die Forschungslandschaft in Deutschland vor, gefolgt von Vorträgen von HRK, DFG, AvH und DAAD. Am Nachmittag vermittelten Prof. Inoue Shigeyoshi, Technische Universität München, und Dr. Hiraishi Noriko, Tsukuba Universität, Einblicke in ihre Erfahrungen bezüglich Kooperationen zwischen Japan und Deutschland sowie ihre Forschungsaktivitäten. Anschließend stellten sich die japanischen Universitäten in Kurzpräsentationen vor (Universitäten Ōsaka, Kyōto, Kumamoto, Keiô, Tsukuba, Tōhoku, Nagoya, Waseda, Hokkaidō sowie Nara Institute of Science and Technology, National Institute of the Humanities und JSPS) gefolgt von Prof. Mori Chisato, Chiba Universität, und Katsura Tomoo, Tōhoku Universität, die über neue Kooperationen ihrer Universitäten mit deutschen Einrichtungen berichteten. Den Abschluss der Vorträge bildeten die Kurzpräsentationen von JSPS, JSPS-Club und Japan Foundation.

Das erste JANET-Forum muss als Versuch wahrgenommen werden, ein neues Format der Kommunikation für die zahlreichen Einrichtungen des Wissenschaftsaustauschs zwischen Japan und Deutschland bzw. Europa zu finden. Während viele japanische Universitäten Büros in Europa unterhalten, um Studierende und Wissenschaftler zu informieren und zu unterstützen, fehlt ein koordiniertes Vorgehen ihrer Bemühungen. Die strukturellen Unterschiede in der universitären und wissenschaftlichen Landschaft zwischen Europa und Japan erschweren die inhaltliche Zusammenarbeit auf institutioneller Ebene, können aber auf individueller Ebene überbrückt werden, wie die zahlreichen bestehenden Kooperationen zeigen.

Die Diskussion der japanischen Teilnehmer im Anschluss an die Veranstaltung zeigte, dass ein jährliches Zusammentreffen der japanischen und europäischen Einrichtungen des Wissenschaftsaustausches ein großes Potential besitzt, aber das Format dahingehend zu verändern ist, dass die Partner ins Gespräch kommen und neue Möglichkeiten eruiert werden können.

 

Gründung einer deutschen Alumnigruppe der Universität Okayama

von Vorstandsmitglied Dr. Matthias Hofmann

Foto Copyright: Fr. Jelena Nikolic. Teilnehmer der Inauguration der deutschen Alumnigruppe der Universität Okayama am 12. Juni 2015 in Dresden, im Vordergrund Prof. Dr. Emmi (OU), Prof. Dr. Graebner (TU DD) und Prof. Dr. Yamamoto (OU)

Bereits am 12. Juni 2015 kam es im Rahmen einer kleinen feierlichen Zeremonie in Dresden zur Gründung der Okayama University International Alumni Association Germany Branch (OUIAA Germany Branch). An diesem Treffen nahmen neben drei Vertretern der Okayama Universität - Fr. Prof. Dr. Yamamoto, Hr. Prof. Dr. Emmi und Fr. Hirai - sieben ehemalige deutsche Stipendiat/ innen teil. Darunter auch der Autor dieses kurzen Berichtes. Des Weiteren nahmen als Vertreter der TU Dresden Hr. Prof. Graebner und Fr. Krause vom International Office an der Veranstaltung teil. Sie wurde durch den Präsidenten der Germany Branch, Hr. Dr. Thomas Müller (Helmholtz Zentrum für Umweltforschung, Leipzig), mit einer kurzen Rede über seine Zeit als Stipendiat an der Universität Okayama eröffnet. Nach der Verlesung eines Grußwortes des Präsidenten der Universität Okayama, Hr. Prof. Dr. Morita, wurden die Ziele der OUIAA von den Vertretern der Okayama Universität dargestellt. Zentrales Bestreben ist es, durch die Alumni-Vereinigungen die Universität Okayama auch im Ausland (speziell Asien) sichtbarer zu machen und dadurch Studenten für ein Studium in Japan anzusprechen und zu begeistern. Zu den Zielen der noch kleinen deutschen Alumni-Gruppe gehört es als Ansprechpartner für deutsche Studierende/Postdocs wahrgenommen zu werden sowie auch über einen Internetauftritt als Informationsplattform für japanische Studierende zu fungieren, die Interesse an einem Auslandsstudium in Deutschland haben oder sich bereits in der konkreten Vorbereitung befinden. Hier können die Mitglieder der Alumni-Gruppe mit Rat und Tat den Studierenden bei der Planung eines solchen Aufenthaltes „unter die Arme greifen“.

Zum Abschluss noch einige allgemeine Infos zur OUIAA. Diese hat zum Ende des Jahres 2015 insgesamt 46 regionale Gruppen etablieren können, die den internationalen Austausch zwischen der Universität Okayama und den beteiligten Ländern unterstützen und fördern sollen. Die Mehrzahl dieser Gruppen befindet sich allerdings im asiatischen Raum, so sind alleine in China mehrere regionale Alumni-Gruppen gegründet worden. Einmal pro Jahr im Herbst veranstaltet die Universität Okayama den Super Global Day, bei dem auch die Generalversammlung des OUIAA stattfindet. Alle Alumni-Gruppen weltweit sind zu dieser Veranstaltung eingeladen und können einen Repräsentanten entsenden.

 

JAPAN-AUFENTHALTE

Es begann in Uji...
Entwicklung eines Kooperationsnetzwerkes mit Japan, Teil 8

von Clubmitglied Dr. Andreas Schaper

Auf diese Reise waren wir in besonderer Weise eingestimmt: durch ein Konzert Anfang September, dargeboten von zwei befreundeten Musikern aus Japan in der alten Feldstein-Kirche zu Eichstedt in der Altmark/Sachsen-Anhalt. Wir hatten Tsuda Yoshito, ehemals Musik-Dozent an der Dōshisha Universität in Kyōto, gewinnen können, im Anschluss an eine Frankreich-Tournee auf der nach ihrer Restaurierung 2014 wieder eingeweihten barocken Helbig-Orgel zu spielen. Zusammen mit seinem Schwiegersohn Yagi Kenji aus Tōkyō, der meisterlich Oboe spielte, kamen Werke von Bruhns, Albinoni, Bach, Pachelbel, Mozart und Händel zu Gehör. Das Konzert klang bei einem fröhlichen Zusammensein im Dorfkrug aus, gesponsert von Zuhörern aus den Reihen von Rotary- und Lions-Club. Die Resonanz bei den ca. 100 Zuhörern und in der lokalen Presse war enthusiastisch.

Schon bald darauf hatten wir Gelegenheit, die Freunde in Japan wiederzutreffen. Anlass der Reise waren die Veranstaltungen zum 20. Gründungsjubiläum des JSPS-Clubs vom 29.09. bis 7.10.2015 in Tōkyō. Zum Auftakt der Tagung fand ein Symposium im National Museum of Japanese History im Schloßpark von Sakura zum Thema „Japanese German Scientific Relations“ statt, mit historischen Streifzügen durch die beiderseitigen Wissenschaftsbeziehungen u.a. auf den Gebieten Medizin, Biologie/Botanik, Teilchenphysik, Psychologie/Anthropologie, Rechtsprechung und Politik.

Das National Museum of Japanese History (Rekihaku) wurde 1981 gegründet und 2004 zu einem museumbasierten interuniversitären Forschungsinstitut erweitert. Als einziges Museum in Japan behandelt es die Geschichte und Kultur Japans von den Anfängen bis in die Gegenwart. Und so verwunderte es nicht, unter der Fülle an Exponaten auch solche mit Bezug zur Seidenzucht und sogar zu meinem Arbeitsgebiet, der Mikroskopie, zu finden. Trotz der Isolation Japans während des Tokugawa-Shogunats (1641-1853) waren wissenschaftliche und technische Kenntnisse aus Europa über die holländische Handelsniederlassung Dejima bei Nagasaki ins Land gelangt (Holland-Studien – rangaku), wie die Beschreibung mikroskopischer Instrumente in den Sayings of the Dutch von Morishima Chūryō (1756-1810) belegen. Zu Beginn der Meiji-Restauration mündete dieses Wissen in den Bau eigener Mikroskope, deren Einsatz in der Seidenforschung entscheidenden Anteil an dem Wiederaufblühen der Seidenzucht in Japan und Europa nach den verheerenden Folgen der Pébrine-Seuche (Nosemose) hatte. Louis Pasteur (1822-1895) hatte die parasitäre Erkrankung der Seidenspinner-Larven entdeckt und geschlussfolgert, dass eine erfolgreiche Anzucht nur durch die mikroskopische Aussonderung von infizierten Eiern und Maulbeerbaum-Blättern zu erreichen sei.

Alessandro Baricco schreibt in seinem Roman Seide (Hoffmann & Campe, 2016): „1866 gab Japan offiziell die Genehmigung für die Ausfuhr von Seidenraupeneiern. Im folgenden Jahrzehnt sollte es allein Frankreich gelingen, japanische Eier im Wert von zehn Millionen Francs zu importieren.“ So erwies sich der Export gesunden Zuchtmaterials als Rettung für die europäische Seidenkultur. Umgekehrt führte die Beratertätigkeit des Franzosen Paul Brunat (1840-1908) im Jahr 1872 zur Errichtung der ersten modernen Seidenfabrik Tomioka Silk Mill in der Region Gunma. 2014 wurde sie in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO aufgenommen.

Austragungsort eines zweiten Symposiums war der Surugadai Campus der Meiji University Tōkyō. Dr. Arnulf Jäger-Waldau hatte eine beeindruckende Reihe von Sachverständigen zu den Themen technologischer Stand der Gewinnung erneuerbarer Energie und Nachhaltigkeit von Energielösungen für Mobilität, Gebäude und Transport und die damit einhergehenden gesellschaftlichen Herausforderungen versammeln können. Die Diskussionen zu den Vorträgen verliefen interessant und teilweise kontrovers. Einen Schwerpunkt bildete die Elektromobilität, deren Entwicklung von Japan dominiert wird, deren genereller Durchbruch jedoch noch aussteht.


Mit dieser Darstellung eines Hybrid-Autos löste Prof. em. Eiichi Arai (TIT) spontane Heiterkeit unter der Zuhörerschaft aus (Foto: Dr. Dirk Schanzenbach, Potsdam)

Zum Besuchsprogramm der Tagung zählten zwei weitere, ganz außergewöhnliche Museen: das 1990 eröffnete Kawamura Memorial DIC Museum of Art ebenfalls in Sakura City und das Nezu-Museum, gegründet 1940 in Minato-ku, Tōkyō. Während sich ersteres vorwiegend den Werken namhafter europäischer, amerikanischer und japanischer bildender Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts widmet, verfügt das Nezu-Museum über mehr als 7400 Objekte wertvoller buddhistischer Kunstwerke, antiker chinesischer und japanischer Bronzen sowie früh datierter Zeichnungen, Kalligraphien, Tee-Utensilien und Lackwaren. Der zum Museum gehörende Garten ist eine bezaubernde Oase inmitten der Großstadt.

Ein einzigartiges Erlebnis waren der Rundblick vom Skytree zu Fuji-san, Mt. Tsukuba und Landmark-Tower (Yokohama) und der atemberaubende Blick in die Tiefe. Bis zu fünfzig Prozent der bei einem Erdbeben übertragenen Energie kann die von buddhistischer Tempelarchitektur inspirierte schwingungsdämpfende Konstruktion absorbieren.

Blick nach unten aus 350 m Höhe durch ein begehbares Fenster im Tembo-Deck des Skytree’s

Izu Oshima: Schichten aus Lava und Vulkan-Asche im Wechsel der Zeiten    

Ein gemeinsamer Ausflug mit Kawahara Yutaka von der Gunma Universität führte uns ins schöne Kamakura mit dem berühmten Daibutsu (Großer Buddha) aus dem Jahr 1252 im Kōtoku-in und dem Daikokuten, einem der sieben Glücksgötter der japanischen Mythologie, im benachbarten Hase-dera.

Diskussionsrunde am 5.10.2015 im NIAS, Tsukuba, mit Yoshioka Taiyo und Kameda Tsunenori

Mit Takashi Fujishirō, ehemals MPI Marburg, jetzt Saitama Universität, unternahmen wir einen Sonntagsausflug mit dem Jetfoil vom Takeshiba Pier zur Kamelieninsel Ōshima. Die Wanderung über die Insel führte entlang der Küste zu Füßen des grandiosen Aufschlusses der Sedimentschichtung von Lava und vulkanischer Asche, die im Wechsel von ca. 100 bis 150 Jahren die geologische Geschichte dokumentiert. Beim letzten Ausbruch des Mt. Mihara 1986 schossen die Lavafontänen mehr als anderthalb Kilometer in die Höhe. Die Insel musste komplett evakuiert werden.

Mit dem Tsukuba-Express fuhr ich zu einem Arbeitstreffen mit Prof. Kameda und dem ehemaligen Marburger Humboldt-Stipendiaten Dr. Yoshioka ans NIAS (jetzt: NARO, National Agriculture and Food Research Organization). Bei diesem Treffen ging es hauptsächlich darum, die im Vorjahr am TTI in Nagoya und am SPring-8 gemeinsam gewonnenen Resultate der in situ Röntgenstreuung von Seide zu diskutieren und deren Veröffentlichung vorzubereiten.

Eine erholsame Abwechslung erlebten wir im wunderschön in der Natur gelegenen Kurama Onsen nahe Kyōto. In Kyōto waren wir wieder Gäste im Haus von Yoshito und Eiko Tsuda, und diesmal hatte Yoshito einen Besuch bei seinem langjährigen englischen Musikerfreund Malcolm Ledger in dessen Haus, einem ehemaligen Ryokan in einem Zedern- und Bambuswäldchen über rauschendem Wasserlauf am Rande von Kyōto gelegen, arrangiert. Malcolm war 31 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2014 als Englischlehrer an einer Japanischen High School tätig.

Bei einem Kurzbesuch am Institute for Chemical Research der Kyōto Universität in Uji in der Gruppe meines Gastgebers von 2013, Prof. Kurata Hiroki, tauschten wir die neuesten Entwicklungen in der analytischen und hochauflösenden Elektronenmikroskopie aus und stimmten uns über den Fortgang der gemeinsamen Arbeiten ab.

Zum Ende unseres Aufenthaltes unternahmen wir eine Reise nach Matsue, der Stadt, die besonders eng mit dem Namen des griechisch-irisch-amerikanischen Schriftstellers Lafcadio Hearn (1850-1904) verbunden ist. Sie liegt in der Präfektur Shimane am Shinji-See an der Westküste.

Hearn hatte sich 1890 aus Amerika kommend in Japan niedergelassen, hatte die Tochter eines Samurai geheiratet und den Namen Koizumi Yakumo angenommen; 1895 wurde ihm die japanische Staatsbürgerschaft verliehen.

Büste Lafcadio Hearn’s vor dem Memorial Museum in Matsue, vom Burggraben aus gesehen

In Japan ist er wohl vor allem durch die Sammlung von Geister- und Gespenstergeschichten Kwaidan (deutsch: R&L, Frankfurt/M., 1909) und den gleichnamigen Film des Regisseurs Kobayashi Masaki von 1964 bekannt, bei uns wohl mehr durch die Einblicke in die Kunst der japanischen Landschaftsgärten und deren „orientalische Seelenstimmung“ In einem japanischen Garten (Manesse, Zürich, 2006) und das zweibändige Werk Blicke in das unbekannte Japan (R&L, Frankfurt/M., 1907). Tief beeindruckt von der Lebensleistung dieses Mittlers zwischen Japan und der westlichen Welt verließen wir das Museum.

Auf dem nächtlichen Weg zurück zum Hotel wurden wir von dem fröhlichen Treiben in einem illuminierten ehemaligen Samurai-Anwesen angezogen und tauchten ein in das magische Grün eines Bambushaines.

 

SONSTIGES

Bunron ‒ Zeitschrift für literaturwissenschaftliche Japanforschung (www.bunron.org)

von Clubmitglied Prof. Dr. Judit Árokay

Die Zeitschrift Bunron wurde im Frühjahr 2014 von Dr. Rebecca Mak, Dr. Guido Woldering und Prof. Dr. Judit Árokay ins Leben gerufen mit dem Ziel, insbesondere literaturwissenschaftlichen Arbeiten innerhalb der Japanologie durch eine Fachzeitschrift zu größerer Sichtbarkeit zu verhelfen. Literaturwissenschaftlich verstehen wir dabei nicht im engen Sinne als Beschäftigung mit literarischen Texten, sondern als textwissenschaftliche Kompetenz, die in den Geisteswissenschaften allgemein durch ihre Ausrichtung auf Textexegese zum Einsatz kommt. Entsprechend breit gefächert sind die Beiträge der Zeitschrift, die in den drei Jahren erschienen sind: Sie reichen von kulturtheoretischen Ansätzen wie Performanztheorie über Untersuchungen zur Lyrik, zu Literaturtheorie, Philosophie bis hin zu Bild-Text-Analysen in Ukiyo’e und zu fachpolitischen Stellungnahmen.

Beiträge können in verschiedenen Kategorien eingereicht werden: Artikel, Übersetzungen, Tagungsberichte, Rezensionen, laufende Projekte und Varia. Für die hohe Qualität der Publikation sorgt ein „double blind peer review“-Verfahren, bei dem die eingereichten anonymisierten Texte von je zwei Fachgutachtern beurteilt werden. Die Zeitschrift erscheint jeweils im Frühjahr, die Frist für die Einreichung von Beiträgen ist Ende September. Neben der Publikation von Einzelbeiträgen ist die Möglichkeit vorgesehen, Gruppen von thematisch gebündelten Artikeln einzureichen.

Ein wichtiges Anliegen der Zeitschrift ist, die Mehrsprachigkeit in der philologischen Forschung zu fördern. Wir wollen uns der Tendenz zum rein englischsprachigen Publizieren widersetzen, indem wir neben Deutsch unsere wichtigste Objektsprache Japanisch einbeziehen und daneben auch in englischer und französischer Sprache publizieren. Gerade im Bereich der philologisch-literaturwissenschaftlichen Forschung sind Fragestellung und Erkenntnisse immer schon durch die jeweilige Sprache, in der sie formuliert werden, bestimmt, so dass die Mehrsprachigkeit der Beiträge gleichzeitig zu einer Erweiterung der Perspektiven beiträgt. Auch gelingt es dadurch, Einblicke in die unterschiedlichen Wissenschaftstraditionen zu bekommen, die trotz fortschreitender Globalisierung unser Schreiben bestimmen. Auch wenn der Mehrsprachigkeit Grenzen gesetzt sind, möchten wir den Autoren ermöglichen, in der Sprache zu publizieren, in der sie sich am besten artikulieren können. Wir verbinden damit die Hoffnung, die vielsprachige Tradition der Philologie als Ideal zu erhalten und junge Leute dazu anzuregen, zumindest Lesekompetenz in mehreren Sprachen zu erwerben. Nicht zuletzt soll auch der inhaltliche Austausch mit Kollegen aus dem Ausland gestärkt werden.

Die Entscheidung für die Open-Access-Publikation, das wir für ein wirkungsvolles Publikationsmodell halten, das den weltweiten, freien und uneingeschränkten Zugang zu unseren Forschungsergebnissen ermöglicht, wurde dadurch erleichtert, dass die Universitätsbibliothek Heidelberg seit einigen Jahren eine Plattform für digitale Publikationen anbietet und die Einrichtung der Zeitschrift technisch begleitet hat. Finanzielle Unterstützung erhält die Zeitschrift in den ersten Jahren durch die DFG im Rahmen der Förderlinie „Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme“.

Die Herausgeber würden sich freuen, wenn die bisher erschienenen drei Nummern von Bunron auf breites Interesse stoßen und sich möglichst viele angesprochen fühlen, in dieser Zeitschrift zu publizieren.

 

Repräsentation des Clubs auf externen Veranstaltungen

16.04.2016: Treffen der Deutsch-Japanischen Gesellschaften in NRW in Düsseldorf | Sabine Ganter-Richter

27.04.2016: "Industrie 4.0 im Praxistest", Deutsch-Japanisches Wirtschaftsforum auf der Hannover Messe | Sabine Ganter-Richter

04.05.2016: JSPS Summer Program Orientation, Vorstellung des JSPS-Clubs durch Sabine Ganter-Richter | Prof. Dr. Heinrich Menkhaus

06./07.05.2016: Jahrestagung des Verbandes Deutsch-Japanischer Gesellschaften e.V., Moderation des Workshops "Wissenschaft" | Prof. Dr. Heinrich Menkhaus und Sabine Ganter-Richter

17.05.2016: Empfang in der Deutschen Botschaft anlässlich der G7 Teilnahme der beiden Bundesministerinnen für Bildung und Forschung sowie Umwelt und Reaktorsicherheit | Prof. Dr. Heinrich Menkhaus

17.06.16: DJW - Japanese-German Startup-Symposium und der DJW Mitgliederversammlung in Berlin | Dr. Matthias Hofmann

28.-29.06.2016: "Education, Research and Innovation – The Universities’ Mission between Academic Core Values and Societal Expectations" im JDZB in Berlin | Sabine Ganter-Richter

30.06.2016: JANET-Forum, Vorstellung des JSPS-Clubs | Dr. Chantal Weber

07.07.2016: 8. Verleihung des Gottfried Wagner Preises durch das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus Tōkyō | Prof. Dr. Heinrich Menkhaus

11.07.2016: Präsentation der JSPS Alumni Vereinigungen in der Orientation für neue JSPS-Fellows in Tōkyō | Prof. Dr. Heinrich Menkhaus

19.07.2016: Wissenschaftlicher Gesprächskreis, DAAD Büro Tōkyō | Prof. Dr. Heinrich Menkhaus

 

Neue Club-Mitglieder

Wir begrüßen folgende neue Mitglieder, die dem Club von Januar 2016 bis Juli 2016 beigetreten sind, und heißen sie herzlich willkommen:

  • Dr. Louisa Reissig (Dalgleish)
    Nagoya Universität

  • Maurizio Rosario Gullo
    Universität Freiburg

  • Dr. Ataru Sotomura
    Universität Würzburg

  • Jasmin Kajopoulos
    LMU München
    Ōsaka Prefecture University, 2015*

  • Gunter Heppeler
    Universität Stuttgart
    Toyohashi University of Technology, 2016-2017*

* von JSPS/STA geförderter Forschungsaufenthalt in Japan

 

Impressum

Herausgeber:
Deutsche Gesellschaft der JSPS-Stipendiaten e.V.
Redaktion: Dr. Chantal Weber
Mitarbeit: Dr. Meike Albers
Verantwortlich:
Deutsche Gesellschaft der JSPS-Stipendiaten e.V.
c/o JSPS Bonn Office, Ahrstr. 58, 53175 Bonn
Tel.: 0228/375050, Fax: 0228/957777
E-mail

Die in den Beiträgen geäußerten Ansichten geben nicht
unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.

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