Neues vom JSPS-Club 04/2015
Neues vom JSPS-Club 04/2015 (563 KB)
INHALT
- Editorial
- Jubiläumsveranstaltungen anlässlich des 20-jährigen Bestehens des JSPS-Clubs
- History of Japanese-German Joint Scientific Endeavors, Nationalmuseum für Japanische Geschichte
- JSPS-Club Symposium: The Role of Renewable Energy for a Sustainable Energy Supply
- Doppel-Jubiläum: DAAD und JSPS-Club beim Netzwerkdialog Deutschland-Japan
- Deutsch-Japanische Wissenschaftsveranstaltungen in Tōkyō im September 2015
- DJW „Asa no Kai“ in Frankfurt, 23.10.2015
- DJW „Asa no Kai“ mit Mitglied Dr. Nicolas Schauer
- Hajime-Hoshi-Preisverleihung an der Universität Bielefeld
- Club-Mitglieder als Wissenschaftsvermittler: JSPS Post-doc am CIST in Chitose
- Erfolgreiche Zusammenführung von deutscher und japanischer Rechtswissenschaft
- Neue Regionalgruppe des JSPS-Clubs in Berlin
- Eine kurze Geschichte des japanischen Tee-Wegs
- Repräsentation des Clubs auf externen Veranstaltungen
- Neue Club-Mitglieder
EDITORIAL
vom Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Heinrich Menkhaus
Die Sicherung der Anschlussbeschäftigung nach einem Studium, einem Forschungsaufenthalt oder einer vorübergehenden wissenschaftlichen Tätigkeit in Japan ist nach wie vor ein ungelöstes Problem. Es ist wohl nicht mehr so schlimm wie in den 1980er Jahren, in denen ein entsprechender Japanaufenthalt noch als „Urlaub an fernen Gestaden“ bewertet wurde (Leserzuschrift in der DUZ). Immerhin gibt es bei den einzelnen Forschungsförderern sogenannte Rückkehrer-Stipendien und beim Deutschen Institut für Japanstudien ist eine Art Patenschaft der Beiratsmitglieder für die wissenschaftlichen Mitarbeiter, deren Vertrag ausläuft, geschaffen worden. Aber auch diese Programme sind nicht mehr als eine vorübergehende Hilfsmaßnahme. Wie es auf dem Arbeitsmarkt für Wissenschaftler wirklich aussieht, verdeutlichte eine Sektion des im Dezember von der Delegation der EU-Kommission in Tōkyō veranstalteten „Ersten Treffens der in Japan tätigen europäischen Wissenschaftler“. Die Äußerungen der auf Wissenschaftler spezialisierten Arbeitsvermittler waren im Hinblick auf Weiterbeschäftigung in nicht prekären Arbeitsverhältnissen wenig überzeugend.
Vor diesem Hintergrund könnte eine Initiative des japanischen Ministeriums für Erziehung und Wissenschaft (Monbukagakushō) interessant sein. In Zusammenarbeit mit mehreren großen japanischen Unternehmen und Forschungsorganisationen wurde ein in diesem Jahr startendes Förderprogramm entwickelt, dass eine Beschäftigung bei diesen Unternehmen oder Forschungsträgern und gleichzeitig eine mehrjährige finanzielle Förderung durch das Ministerium vorsieht. Das Wichtigste ist wohl, dass auf Wunsch des geförderten Wissenschaftlers die Beschäftigung auch nach Ablauf der befristeten Förderung fortgesetzt wird. Gesucht werden zunächst 150 ausgewiesene promovierte Forscher im Lebensalter zwischen 20 und 45 Jahren.
JUBILÄUMSVERANSTALTUNGEN ANLÄSSLICH DES 20-JÄHRIGEN BESTEHENS DES JSPS-CLUBS
Ein Überblick von Daniela Nottmeyer, Ehefrau des Club-Mitglieds Dr. Kay Nottmeyer
Die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen des JSPS-Clubs, der als erster seiner Art weltweit gegründet wurde, begannen mit einem Symposium im Nationalmuseum für japanische Geschichte in Sakura, Präfektur Chiba. In zahlreichen Vorträgen wurden die deutsch-japanischen Beziehungen in der Geschichte, Pharmazie, Medizin, Biologie, Recht und Physik erläutert. Mit einem Blick auf die Sammlung und einem Rundgang durch den Park wurde die Veranstaltung im Kawamura Memorial Art Museum fortgesetzt. Hier wurde uns ein dreigängiges Essen in der Melange aus französischer Art zu essen und im japanischen Stil zu genießen dargeboten. Leider bei leichtem Nieselregen sind wir durch einen großen Park zum Museum gelaufen, wo uns mit einer Führung die Kunst in Bildern und Skulpturen aus Frankreich, wie die Impressionisten und die Pariser Schule, Deutschland, Niederlande und Amerika mit Schwerpunkt auf das 20.Jahrhundert, nahe gebracht wurde. In besonders schönen Räumen wirkten die Werke wie die von Rothko, hervorragend und auch die japanische traditionelle Kunst und die japanische Gegenwartskunst waren vertreten.Beim Treffen im OAG Haus wurde auf das Doppeljubiläum 90 Jahre DAAD und 20 Jahre JSPS-Club beim Netzwerkdialog Deutschland-Japan angestoßen. Dr. Ursula Toyka blickte auf die Erfolgsgeschichte seit der Gründung zurück. Prof. Dr. Heinrich Menkhaus, Vorsitzender des JSPS-Clubs, hob die besonders gute Zusammenarbeit beider Organisationen hervor. Es folgten Erfahrungsberichte aus verschiedenen Fachbereichen.
Das Festsymposium an der Meiji Universität stand unter dem Thema: „Die Rolle von erneuerbaren Energien für die nachhaltige Versorgung“. Zur Begrüßung sprachen Prof. Dr. H. Menkhaus für den JSPS-Club, Dr. Y. Anzai, Präsident der JSPS, Prof. E. Katsu, Stellv. Präsident für Int. Angelegenheiten der Meiji Universität, M. Iino stellv. Direktorin der Abteilung für Internationale Wissenschaft und Technologie, MEXT, S. Möbs, Abt. Leiter für Wirtschaft und wissenschaftliche Angelegenheiten der deutschen Botschaft. Nach der Einführung von Dr. A. Jäger-Waldau folgten zahlreiche Vorträge mit unterschiedlicher Sichtweise zu diesem Thema. Am Abend bei dem Empfang im Shikonkan der Meiji Universität wurde mit Bier angestoßen und ein Büfett, was keine Wünsche offen ließ, eröffnet. Die Gesellschaft unterhielt sich und genoss den Abend. Doch plötzlich kam eine Gruppe Musikanten herbei. Dort wurden alle Gäste miteinbezogen. Wir haben mitgesungen und gesprochen. Die Gesellschaft kann auch lustig sein! Ja, auch Herr Menkhaus musste nochmal auf die Bühne um mit einer Bambusmatte zu zaubern. Eine alte Kunst, die nur noch wenig gezeigt wird. Das war ein toller Abschluss.
Den nächsten Tag haben wir mit einem Ausflug zum Skytree begonnen. Ohne Wartezeit, doch mit Kontrollen wie am Flughafen, sausten wir mit dem Fahrstuhl in die Höhe. Bei einem Rundgang konnten wir bei herrlichstem Wetter viele Blicke auf die Stadt mit den vielen Hochhäusern und Flüssen haben. Jeder konnte nochmal seine Erfahrungen und Kenntnisse reflektieren. Anschließend gab es eine kleine Rundfahrt durch die Stadt vorbei am Ministerium für Justiz und dem Tōkyōter Bahnhof, die aus Backsteinen gebaut sind. Der Bahnhof war gerade neu renoviert. In einem Restaurant im 7. Stock in der Ginza wurde zu Mittag gegessen. Es war alles in Bio, Rohkost und frisch oder vom Grill. Das hätten wir selbst nie gefunden. Weiter sind wir dann mit dem Bus zum Nezu Museum gefahren. Hier konnten wir uns unter anderem Schriftrollen, Drucke und einen wunderschönen japanischen Garten mit traditionellen Teehäusern ansehen. Nun auf den Geschmack gekommen, haben wir uns zu einer japanischen Teezeremonie auf den Weg gemacht. Mit Ruhe und Geduld wurde uns der Ablauf von einer Teemeisterin und ihrem Gefolge erklärt. In der Stille fanden die Handlungen statt. Die ereignisreichen Tage wurden mit dem Genuss des Tees auf den Tatamimatten abgeschlossen. Nun blieben noch einige paar wenige Clubmitglieder zusammen, die Japan ohne Karaoke nicht denken können und nun schon fast ohne Stimme, wurde dieses Highlight noch in die Tat umgesetzt.
Wunderbar war es die Studenten und Kollegen von früher wiederzutreffen. Gleich konnten wir dort mit unseren Gesprächen anknüpfen, wo wir aufgehört hatten. Auch die Professoren nach langer Zeit wiederzusehen, war ein Beweis für die lebenslange Freundschaft, die uns verbindet. Durch den JSPS-Club und seine unermüdlichen Aktivitäten wird deutlich, was uns in unserem Bestreben nach Austausch zwischen Japan und Deutschland verbindet, was unterschiedlich ist, welche Entwicklung es zu fördern gilt. Wichtig ist in der Kommunikation keine Einseitigkeit entstehen zu lassen und Sprachbarrieren so weit wie möglich abzubauen. Auch Deutschland ist in der Pflicht Studienorte und Studiengänge zu erhalten und zu schaffen. Es sollte interessierten Deutschen der Spracherwerb konsequent ermöglicht werden, um auch in Japan die Vielseitigkeit der Studiengänge wahrzunehmen. Es steht nicht weniger auf dem Spiel als Verständnis für die Kulturen beider Nationen aus Bequemlichkeit und Kurzsichtigkeit zu verlieren. Das Beste ist doch, wenn es den Blick auf die Forschung und Wissenschaft aus zweierlei Sicht mit gegenseitigem Respekt und Verständnis gibt.
History of Japanese-German Joint Scientific Endeavors
Nationalmuseum für Japanische Geschichte, Sakura
von Daniela Nottmeyer, Ehefrau des Club-Mitgliedes Dr. Kay Nottmeyer
Am 30.9.2015 ging es am frühen Morgen mit der Bahn zu der öffentlichen Veranstaltung, dem Jubiläumssymposium im Nationalmuseum für japanische Geschichte in Sakura, Präfektur Chiba. Es war bei nahezu sommerlichen Temperaturen fast viel zu schade in einem vollklimatisierten fensterlosen Hörsaal zu sitzen, doch die Vorträge waren spannend:
Hiroshi Kurushima, Generaldirektor des National Museums für japanische Geschichte, hielt eine Begrüßungsansprache und erläuterte die Besonderheiten seines Museums, die Geschichte der Stadt Sakura und die des Museums.
Dr. Chantal Weber, Vorstandsmitglied, Universität Köln, führte uns auf die Spur der Wissenschaftler P.F.v. Siebold und E. Kaempfer, die den Austausch von Japan und Deutschland in der Wissenschaft begannen und viele weitere um nur einige zu nennen, wie Ernst Tiegel, Ōsawa Kenji, Erwin Bälz und Kitasato Shibusaburō, Ōuchi Hyōe und Emil Lederer, wie Tanaka Shōhei, die unter H. Helmholtz und C. Stumpf forschten, die den Austausch und die Beziehung in den Wissenschaften festigten und weiterentwickelten.
Weiter sprach Dr. Weber über die weibliche Pionierin Anna Berliner, die als Psychologin bei Prof. W. Wundt in Leipzig die Möglichkeit hatte zu arbeiten und ebenso in Japan sich für die Sprache, Kultur zu interessieren und ein Buch (nicht auf Japanisch) über Tee (sadō) zu veröffentlichen. Des Weiteren berichtete sie über die Schwierigkeiten des Lebens und Arbeitens der Berliner in den Kriegszeiten, ihre Aufenthalte in den USA, Japan und Deutschland und was aus ihrem Wirken für die Kulturwissenschaft gelernt werden kann.
Dr. Mathias Hofmann aus Frankfurt, sprach über Hoshi Hajime, der erst Ökonom war und dann eine pharmazeutische Firma gründete. Sein Wissen hatte er in den USA erworben und revolutionierte die japanische pharmazeutische Industrie. Er unterstützte nach dem ersten Weltkrieg die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft und wurde dafür später geehrt. In seinem späteren Leben ging er in die Politik.
Aus dem Haus der Geschichte stellte uns Dr. Mariko Fukuoka die Wissenschaftler K. Maruyama und S. Imamiya und ihre Forschungen zu den deutsch-japanischen diplomatische Beziehungen zu ihren Lebzeiten vor.
Prof. Dr. Wolfgang Michel-Zaitsu sprach über die Zusammenarbeit von Ludwig Aschoff und Tawara Tsunao, bekannt durch den Aschoff-Tawara Knoten, der heute Atrioventricular Knoten genannt wird. Heute werden Symposien in Deutschland und Japan alternierend für Kardiologen aus aller Welt organisiert.
Aus Kyōto kam Prof. Dr. Kazuhiro Takii und stellte uns die drei Bismarcks von Japan und den Einfluss Deutschlands und die politischen Ideen und ihre Arbeit aus deren Sicht vor. Ōkubo Toshimichi, Itō Hirobumi und Yamagata Aritomo nahmen Einfluss auf die Modernisierung des japanischen Staatsystems. Nach dem Modell der westlichen Gesellschaft wurde das erste Parlament in Ostasien gegründet.
Für die Ausführungen über Siebolds Sammlung und Erkenntnisse des japanischen Nationalmuseums für Geschichte (NMJH/ Rekihaku) hielt Prof. Dr. Kaori Hidaka einen Vortrag. Sie stellte die umfangreiche Materialsammlung vor, die im Museum Fünf Kontinente in München zusammengetragen werden, um eine Ausstellung in diesem Jahr zu erarbeiten: „Die letzte japanische Ausstellung von P. F. v. Siebold“.
Prof. Dr. Jutta Papenbrock von der Leibniz Universität aus Hannover, zeigte den Einfluss der Arbeit von P. F. v. Siebold als Botaniker in Japan und deren Bedeutung für unser Leben heute auf: Einige der von ihm eingeführten Pflanzen stellen sich heute als invasiv heraus. Siebold entsandte Teepflanzen und begründete die Teeindustrie in Indonesien. Heute ist der Austausch von Pflanzen in andere Länder und Kontinente strikt geregelt.
Prof. Dr. Heinrich Menkhaus zeigte in seiner Zusammenfassung einen Überblick der Geschichte und Entwicklung des deutschen Rechts in Anwendung auf Japan. Studien zu japanischem Recht in Deutschland begannen mit einiger Verzögerung, können aber heute auf einige interessante Ergebnisse verweisen. Der Vortrag sollte zeigen, wie wichtig es ist Licht in unterschiedliche Rechtsstrukturen zu bringen, um mehr Verständnis für die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu erhalten. Hier muss noch weiter gearbeitet werden.
Gerne sind wir auch Prof. Dr. Werner Meyer von der Ruhr-Universität aus Bochum über die wichtige Ideen der Elementarphysik von Teilchen und ihren SPINs gefolgt. Diese Kooperation besteht seit 1970 und arbeitet erfolgreich in Bonn/Bochum, Nagoya/Yamagata sowie INS Tōkyō, KEK-Tsukuba und Mainz. Sie sind sehr aktiv mit ihren Experimenten am CERN, Genf, Schweiz.
Weiter führte Frau Sabine Ganter-Richter, Network for Science, die Perspektiven der wissenschaftlichen Zusammenarbeit in ihrem Vortrag aus. Sie stellt Newsletter zusammen und gibt ein Magazin heraus: „Wissenschaft und Forschung in Japan“, Auflage 4 mal jährlich 400 Exemplaren. Seit 2014 ist sie die Präsidentin der Deutsch-Japanischen Gesellschaft in Bonn.
Während der Mittagszeit hatten wir Gelegenheit einen Spaziergang durch den wunderschönen Park mit See zu unternehmen. Abends waren wir zusammen in Sakura in einem traditionellen japanischen Restaurant essen.
An Tag 2 im Historischen Museum führte uns Frau Prof. Mariko Fukuoka durch die Sammlung. Sie spricht hervorragend deutsch, was sie in München und Heidelberg gelernt hat. Wir können nur erahnen wie prachtvoll der Park des Museums, wo früher die Burg von Sakura stand, im Frühling sein muss, aber der Herbst mit seinem gleichmäßig warmen fast sommerähnlichen Klima ist auch ein Genuss.
JSPS-Club Symposium: The Role of Renewable Energy for a Sustainable Energy Supply
von Clubmitglied Dr. Anton Kraus
Mehr als 50 Teilnehmer kamen zu diesem Symposium zur Feier des 20-jährigen Bestehens des JSPS-Clubs auf den Surudagai Campus der Meiji Universität in Tōkyō. Mit zahlreichen Vorträgen von japanischen und deutschen Rednern wurden der Stand und die Perspektiven der erneuerbaren Energien in Japan und Deutschland beleuchtet und ausführlich diskutiert. Zu Beginn hoben auch die Vertreter von JSPS, JSPS-Club, Meiji Universität, MEXT und Deutscher Botschaft in ihren Grußbotschaften die hohe Bedeutung des Themas für die Zusammenarbeit in der Wissenschaft und Forschung beider Länder hervor.
Mit seinem Impulsvortrag stellte Vorstandsmitglied Dr. Arnulf Jäger-Waldau die Herausforderungen durch den steigenden Energiebedarf der wachsenden Weltbevölkerung dar. Eine ausreichende Abdeckung des globalen Energie- und Elektrizitätsbedarfes erfordere ein breites Angebot von erneuerbaren Energien aber auch die Weiterentwicklung der politischen, rechtlichen, technischen und wettbewerblichen Rahmenbedingungen.
Wie auch schon bei den vorausgegangenen Symposien schlossen sich eine Reihe von hochkarätigen Vorträgen an, die einen Überblick über Projekte und Perspektiven aus der Sicht des jeweiligen Landes gaben.
Den Auftakt machte Prof. em. Dr. Eiichi Arai mit einem Rückblick auf die Entwicklung des Hybridmotors für Automobile und von Solarbatterien in Japan. Dr. Michio Kondo vom Fukushima Renewable Energy Institute leitete über zu der drastisch geänderten Energiepolitik Japans und der daraus resultierenden Rolle erneuerbarer Energien in der nachhaltigen Energieversorgung. Japan nutzt Solarenergie, Biomasse und Abfall sowie Geothermie, während Deutschland hauptsächlich Windenergie gefolgt von Energie aus Photovoltaik und Biomasse einsetzt. Lösungen zur Energiespeicherung seien ein künftiger Schwerpunkt. Dabei werden Wasserstoff als Energiespeicher sowie neue Materialien eine Rolle spielen. Die Diskussion verdeutlichte, dass auch die Entwicklung von neuen Batterien ein Technologiefeld in Japan sein wird.
Ein zukunftsweisendes Anwendungsbeispiel aus Japan zeigte Prof. Dr. Shin’ichi Tanabe, Waseda University, mit dem Net-Zero-Energy Gebäude auf, das zur Energieeinsparung in Gebäuden zusammen mit Haus-Energie-Steuerungssystemen seit dem Tsunami-Disaster von 2011 verstärkt vorangetrieben wird.
Den Stand der Entwicklung von Elektromobilen sowie der Brennstoffzellentechnologie beleuchtete Philipp Berg, M. Sc., TU München. Die Technologieführerschaft haben die japanischen Automobilhersteller. Auch bei der Batterie-Herstellung und in der Brennstoffzellen-Technologie dominieren die japanischen Hersteller. Der unterschiedliche Stand der Elektromobilität in Deutschland und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit beider Länder wurden intensiv diskutiert.
Konzepte für eine umfassende Integration nachhaltiger Energiesysteme in den Alltag der Gesellschaft skizzierte Prof. em. Dr. Mikio Kasahara, Kyōto Universität. Integrierte Energie- und Klimaprogramme, die mit dem Top Runner-Programm in Japan erstmals angewendet wurden, erzielten wesentliche Energieeinsparungen bei Kraftfahrzeugen und besonders bei Haushalts- und TV-Geräten sowie bei Computern. Das Model einer Smart Community, in der erneuerbare Energien und Energieeinsparungen im Alltagsleben und in den kommunalen Systemen integriert sind wird in vier Modellprojekten bereits erprobt. Die nächste Generation erneuerbarer Energien schließe aus japanischer Sicht die Entwicklung der Kernfusion ein. Dass außerdem in Zukunft neben der Frage der erneuerbaren Energien auch die Frage der erneuerbaren Rohstoffe eine ebenso wichtige Rolle in der Forschung und Anwendung spielen sollten, war ein abschließender Ausblick des Symposiums.
Dem festlichen Abschluss bildete das Bankett und Abendessen der Teilnehmer in den Räumen des Shikonkan des Surudagai Campus der Meiji Universität gemeinsam mit dem Veranstalter JSPS-Club, dem JSPS Tōkyō und dem JSPS Bonn Office.
Fast schon traditionell ist dabei das Auftreten einer chindonya-Gruppe bei dem Jubiläumsempfang. Die Musiker sind Straßenkünstler, die Werbung für Geschäfte, Neueröffnungen und dergleichen machten. Die Gruppe von Yosuke Takada spielte bei dem Empfang auf und zeigte neben einer eigenen Interpretation von „Oans, zwao, drei – gsuffa“ eine Vorführung des sognannten „Nankin tamasudare“. Dabei wird mit einer Bambusmatte aus 56 Stäben, die mit 112 Knoten aus Faden zusammengehalten werden, eine Geschichte erzählt und musikalisch untermalt. Wichtig dabei ist, wie die Darsteller betonten, dass das Publikum mitmacht und über ein gutes Vorstellungsvermögen verfügt. Unserem Vorstandsvorsitzenden, Heinrich Menkhaus, kam die Ehre zuteil zusammen mit den Künstlern u.a. einen Mercedes Stern sowie eine deutsche und eine japanische Flagge aus der Bambusmatte zu zaubern.
Doppel-Jubiläum: DAAD und JSPS-Club beim Netzwerkdialog Deutschland-Japan
von Sabrina Wägerle, DAAD
Sowohl der DAAD als auch der JSPS-Club feiern in diesem Jahr runde Jubiläen und luden daher am 2. Oktober zu einer gemeinsamen Veranstaltung. Der DAAD kann auf stolze neunzig Jahre Erfolgsgeschichte seit seiner Gründung zurückblicken. Der JSPS-Club, der ebenfalls die Wissenschaftsbeziehungen zwischen dem deutschsprachigen Raum und Japan mit vielfältigen Aktivitäten unterstützt, ist mit seinem 20. Jahrestag etwas jünger.
Am Freitagabend fanden sich zahlreiche StipendiatInnen sowie Alumni aus Deutschland und Japan im Deutschen Kulturzentrum ein. Ganz im Gründungssinne der beiden Gastgeber feierte man die Verbundenheit und ermöglichte den Austausch zwischen Jung und Alt. Der generationenübergreifende Dialog ist der Direktorin des DAAD Tokyo, Dr. Ursula Toyka, seit ihrem Dienstbeginn ein großes Anliegen. In ihrem Grußwort bedankte sich Frau Dr. Toyka herzlich für das Erscheinen der zahlreichen Gäste, hob die Besonderheit des heutigen Zusammenkommens hervor und gab einen Rückblick auf die Gründung des DAAD im Jahre 1925 und dessen Erfolgsgeschichte. Bis heute wurden 1,2 Millionen Deutsche und 900 000 AusländerInnen gefördert. Allein im Alumniverein sind 80 000 ehemalige StipendiatInnen verzeichnet. Sie alle sind Beweis dafür, dass das Motto des DAAD „Wandel durch Austausch“ Früchte trägt.
Als nächstes sprach Prof. Dr. Heinrich Menkhaus, Vorstandsvorsitzender des JSPS-Clubs, sein Grußwort. Er dankte Dr. Toyka besonders für die gute Zusammenarbeit mit dem DAAD. Diese sei von großer Wichtigkeit, nicht nur aufgrund der Kooperation mit DAAD-Alumni, sondern auch wegen der großzügigen Förderung des DAAD bestimmter Veranstaltungen des Clubs. Prof. Dr. Menkhaus verwies darauf, dass er an diesem Tag als Zeichen seiner Dankbarkeit die Krawatte des DAAD trüge – ein Kommentar, der zur allgemeinen Heiterkeit beitrug.
Im Anschluss sprach Frau Sabine Ganter-Richter, Vorstandsmitglied des JSPS-Clubs, dort zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, und Präsidentin der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Bonn, über den Aufbau und die Organisation des JSPS-Clubs. Sie stellte die zahlreichen Aktivitäten vor, darunter Symposien, das Junior Forum, die Verleihung des JSPS Alumni Club Awards, und die Veröffentlichungen des Clubs: Sammelbände, Festschriftenreihe und die Broschüre „Japanspezialisten“.
Danach berichtete DAAD-Alumnus Prof. Dr. Wolfgang Klose, emeritierter Professor der Universität Kassel, über seine Japanerfahrungen. Er war zum Zeitpunkt seines Stipendiums in der Koks- und Biomasseforschung tätig und arbeitete u.a. am National Institute for Rural Engineering an der Tsukuba Universität. Er betonte, wie wichtig das Stipendium und die dadurch möglichen Besuche der wissenschaftlichen Institute waren, da die Kontakte, die er damals knüpfte, zu lebenslangen Beziehungen führten.
Als eine der VertreterInnen der japanischen Alumni berichtete Frau Tokiko Kiyota, Direktorin a.D. des Japanischen Kulturinstitutes Köln – The Japan Foundation, von ihrem Studium in Deutschland. Auf die Frage Dr. Toykas, wie sie die Zeit im Rückblick empfinde, nannte Frau Kiyota ihre Erinnerungen einen „Schatz“, den sie durch ihre Erfahrungen erhalten habe. Sie erinnerte sich an die Studienzeit an der Universität Bochum und an das vergnügliche Leben im katholischen Studentenwohnheim. Besonders interessant für das Publikum waren auch Frau Kiyotas Ausführungen zu ihrer Arbeit am Japanischen Kulturinstitut. Frau Kiyota betonte, dass es noch viel zu tun gäbe, solange 32 000 Deutschlernenden in Japan 15 000 deutsche Japanischlernende gegenüberstünden. Sie zeigte sich jedoch optimistisch, da die Nachfrage nach dem JLPT (Japanese Language Proficiency Tests) in Deutschland stetig steige.
Prof. Dr. Koichirō Agata von der Waseda Universität, ebenfalls ein japanischer Altstipendiat des DAAD, nahm in seinem Vortrag die Gelegenheit wahr, die Besonderheit der Personenförderung hervorzuheben. Personenbezogene Förderungen wie die des DAAD und JSPS würden ein freies und fruchtbares Forschen ermöglichen und somit auch vielerlei Möglichkeiten zum wissenschaftlichen Austausch bieten. Diese Art der Förderung sei für den akademischen Austausch wesentlich nachhaltiger als die Projektförderung und daher keinesfalls zugunsten zunehmender Projektförderung zu reduzieren.
Einen Einblick in das Leben und Forschen in Japan abseits der Metropolregionen bot Herr Gerrit Fülling. Er stellte dar, wie abwechslungsreich sein damaliges Praktikum in einer ländlichen Gegend war, und gab seinen Nachfolgern wertvolle Tipps und Vorschläge für Praktika und die Zeit in Japan.
Bei der anschließenden Kaffeepause konnten sich die Gäste bei Kaffee und Kuchen stärken und Kontakte knüpfen, die zu sichtbar angeregten Gespräche führten. Danach gab Prof. Dr. Ivor Fleck, Vorstandsmitglied des JSPS-Clubs von der Universität Siegen einen Einblick in seinen international geprägten Lebenslauf als Teilchenphysiker. Als JSPS-Stipendiat war es ihm möglich, an vielerlei Forschungsinstituten (DESY, CERN) zu arbeiten, und er sagte, dass er den Kontakt zu den japanischen KollegInnen immer als sehr angenehm empfunden habe. Er betonte, dass gerade die Zusammenarbeit mit JapanerInnen häufig zu lebenslangen Freundschaften führe.
Während der Jubiläumsfeier haben JSPS- und DAAD-Alumni aus verschiedensten akademischen Feldern von ihren Erfahrungen berichtet
Nach der Physik ging es interdisziplinär weiter mit Prof. Tomoko Mukai, die an der Nihon Universität Design und Mediengestaltung unterrichtet. Sie berichtete von ihren Intersection-Projekten, die Film, Musik und Theater miteinander verbinden. Sie studierte als Stipendiatin 1996 an der Kunsthochschule für Medien in Köln, die zu dieser Zeit gerade eröffnet worden war. Diese Zeit prägte ihre künstlerische und wissenschaftliche Entwicklung nachhaltig.
Im Anschluss gab Prof. Nozomi Satō, Musikwissenschaftler an der Keiō Universität, einen besonderen Einblick in das Deutschland zur Zeit der Wiedervereinigung und zeigte Bilder der geöffneten Mauer. Er hatte sich zu dieser Zeit für ein Studium in Berlin aufgehalten. Für die jüngeren StipendiatInnen waren dies beeindruckende Bilder. Herr Prof. Satō las aus den Schreiben seiner Studierenden vor, die sich momentan in Deutschland aufhalten, und die vor allem die Unterschiede in der universitären Bildung in Deutschland und Japan hervorhoben. Für Schmunzeln sorgte insbesondere die Aussage, Deutschland mache „stark“. Wie seine Vorredner betonte Prof. Satō wie wichtig es sei, im Rahmen eines Auslandsstudiums persönliche Kontakte knüpfen zu können.
Daraufhin berichtete die Waseda-Doktorandin Frau Carolin Lutz, Alumna des Sprache und Praxis-Programmes und Mitglied des JSPS-Clubs vom akademischen Forschungsalltag in Japan. Sie hob die gute Ausstattung der Labore, die führende Technik Japans sowie die aufgeschlossene Einstellung der Kolleginnen und Kollegen hervor. Sie gab ihren NachfolgerInnen wertvolle Informationen und Einblicke in das Alltagsleben eines japanischen Doktoranden, welches sich in mancher Hinsicht von dem deutschen unterscheide.
Als der letzte Vortrag zu Ende ging, zeigte sich, wie anregend die Erfahrungsberichte und die Zusammenführung von DAAD und JSPS für Jung und Alt waren. Die Gespräche wollten nicht enden, als sich mit vorgerückter Stunde die Veranstaltung dem Ende zuneigte. So endete denn die erfolgreiche Jubiläums-Feier der beiden Verbände.
VERANSTALTUNGSBERICHTE
Deutsch-Japanische Wissenschafts-Veranstaltungen in Tōkyō im September 2015
von Clubmitglied Prof. Dr. Wilfried Wunderlich
Anfang September 2015 fanden drei vom Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin (JDZB) organisierte Deutsch-Japanische Symposien in Tōkyō statt. Das erste war wie im Vorjahr eine Satelliten-Veranstaltung der vom World Assembly for Women organisierten “Shine Weeks Tōkyō”, einer von Premierminister Abe initiierten Gender-Tagung zur verstärkten Integration von Frauen in die japanische Arbeitswelt.
Nach einem Grußwort der Direktorin des gastgebenden Science Council of Japan, der Astronautin Dr. Mukai Chiaki, diskutierten zehn ExpertInnen unter Leitung von Prof. Dr. Gesine Foljanty-Jost die Vielfalt und akademischen Chancen für Wissenschaftlerinnen und junge Forscher. Die abschließende lebhafte Diskussion bekam weiteren Zündstoff durch Beiträge von jeweils einer japanischen und deutschen Ex-Professorin aus dem Publikum, die nicht nur subtile Ungerechtigkeiten sondern sogar so wörtlich „organisierte Kriminalität" im japanischen Universitätsalltag beklagten.
Zu der zweiten Veranstaltung zum Thema „Zukunft von Strukturreformen in Deutschland und Japan“ waren auf Einladung des Fujitsu Research Institutes (FRI) und dem engagierten Referenten zwei Vertreter des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln angereist und erläuterten an eindrucksvollen Grafiken ihre Instrumente zur Wirtschaftsdiagnose. Während der demographische Wandel in Deutschland im Wesentlichen durch Zuwanderung ausgeglichen wird, gibt es in Japan bisher keine schlüssigen Konzepte.
Die dritte Veranstaltung war vom deutsch-japanischen Young Leader Forum und der Robert Bosch Stiftung mitorganisiert. Dort wurden strukturelle Änderungen in Europa und Südostasien besprochen. Nikolaus Boltze, Präsident der AHK, erläuterte, wie seine Firma Thyssen durch weltweit operierendes Business zur Völkerverständigung und zum Wissenschaftsaustausch beiträgt.
Eine vierte Veranstaltung fand auf Einladung des DIJ am 16. September im vollbesetzten Europa-Saal der OAG statt, wo Ex-Preminier-Minister Naoto Kan „die Wahrheit über das Fukushima Nuklear-Disaster“ erläuterte. Sein Buch mit dem gleichnamigen Titel war vom ebenfalls anwesenden Prof. Frank Rövekamp ins Deutsche übersetzt worden und wurde an diesem Abend zum Verkauf angeboten.
DJW „Asa no Kai“ in Frankfurt, 23.10.2015
von Vorstandsmitglied Dr. Matthias Hofmann
Referent Satoru Shibata, CEO, Nintendo of Europe GmbH (Foto: Dr. Matthias Hofmann)
Der Deutsch-Japanischen Wirtschaftskreis e.V. (DJW) veranstaltete am 23.10.2015 sein zweites diesjähriges „Asa no Kai“ in Frankfurt. Die Deutsche Gesellschaft der JSPS-Stipendiaten e.V. (JSPS-Club) wurde auf dem Treffen durch das Vorstandsmitglied Dr. Matthias Hofmann vertreten. Als Referenten des herbstlichen Frankfurter Frühstücks-Treffens konnte der Vorsitzende des DJW, Gerhard Wiesheu, den Geschäftsführer der Nintendo of Europe GmbH Satoru Shibata begrüßen.
Nach Grußworten des japanischen Generalkonsuls Takeshi Kamiyama (Generalkonsulat Frankfurt) und der Einführung des Redners durch Wiesheu, begann Shibata seinen Vortrag unter dem Titel „Different Markets, Different Customer Expectations? Implications for the Marketing Strategies of a Japanese Home Entertainment Company in Europe“. Zu Beginn erläuterte er die Entwicklung von Nintendo, das bereits 1889 als Unternehmen zur Herstellung der in Japan beliebten Hana-fuda Karten gegründet worden war. Bis Mitte des letzten Jahrhunderts bildete die Produktion von Spielkarten das Standbein der Firma. Zu Beginn der 1970er Jahre begann man mit der Entwicklung elektronischer Spiele und Spielekonsolen. Shibata hob hervor, dass das Unternehmensziel Produkte für eine Altersgruppe von 5-95 zu entwickeln durch die breite Stratifizierung des Produktportfolios bereits heute erreicht ist. Ein wichtiges Element auf dem Weg zu diesem Ziel ist die „Culturization“ der Produkte. Am Beispiel des Spiels „Tomodachi Life“ erläuterte er, dass in der japanischen Originalversion die Avatare der Spieler in einem Kabuki Theater spielen oder Sumosport betreiben. In den europäischen Versionen sind hingegen ein Musicaltheater und eine Wrestling-Arena vorzufinden. Die Anpassung der Spiele ist ein sehr wichtiger aber auch zeitintensiver Prozess. Zum Teil erscheinen Spiele in Europa bis zu 1,5 Jahre nach der Veröffentlichung der Versionen in Japan. Dennoch ist es für die Firma ein immenser Wettbewerbsvorteil, wenn die Spiele an nationale Besonderheiten angepasst werden, die Identifizierung der Spieler mit dem Spiel ist um eine Vielfaches höher. Shibata schloss seinen Vortrag mit den Worten, dass Nintendo auch in Zukunft Produkte entwickeln werde, die ihren Nutzern „ein Lächeln auf das Gesicht zaubern“.
An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass allen JSPS-Clubmitgliedern die Teilnahme an den Netzwerktreffen des DJW zur Frühstückszeit möglich ist. Die Beiträge beziehen sich auf Themen aus der Wirtschaft im deutsch-japanischen Kontext, die Veranstaltungssprache ist Englisch. Einladungen zu DJW-Veranstaltungen werden über die JSPS-Club Mailingliste verteilt oder sind auf www.djw.de zu finden.
Sollten auch Sie Interesse haben, bei einem der nächsten „Asa no Kai“ einen Vortrag zu halten, sprechen Sie bitte den Vorstand des JSPS-Clubs an – wir freuen uns über Ihre aktive Unterstützung!
DJW „Asa no Kai“ mit Mitglied Dr. Nicolas Schauer
von Vorstandsmitglied Sabine Ganter-Richter
Referent Dr. Nicolas Schauer (Foto: DJW)
Am Montag den 23. November kamen etwa 40 Gäste in das Hotel Breidenbacher Hof in Düsseldorf zu einem Frühstückstreffen, das der Deutsch-Japanische Wirtschaftskreis e.V. (DJW) und die Deutsche Gesellschaft der JSPS-Stipendiaten e.V. (JSPS-Club) gemeinsam veranstaltet haben. Nachdem Anne Pomsel die Gäste im Namen des DJW begrüßt hatte, stellte Vorstandsmitglied Sabine Ganter-Richter den JSPS-Club vor. Auch der erst eine Woche zuvor in Düsseldorf sein Amt angetretene Generalkonsul Ryūta Mizuuchi hieß die Teilnehmer herzlich willkommen.
Nach Stärkung am Frühstücksbuffet präsentierte JSPS-Club Mitglied Dr. Nicolas Schauer unter dem Titel „Health Monitoring and Desease Prevention in a Digital World – Experiences in Germany and Japan“ den Aktivitätsbereich seines Unternehmens Metabolomic Discoveries GmbH. Auch im Gesundheitsbereich hat die Digitalisierung Einzug gehalten. Immer häufiger überwachen Gesunde und Kranke ihren körperlichen Zustand mithilfe von oft Armbanduhr ähnlichen Geräten und versuchen sich an Selbstdiagnosen anhand von Informationen im Internet. Welchen Einfluss diese digitale Welt auf die Gesundheitswahrnehmung hat, welche Möglichkeiten sich durch digitale Interaktion aber auch für die Gesundheitsförderung eröffnen, wurde nach dem Vortrag noch ausgiebig diskutiert.
Dr. Nicolas Schauer promovierte am MPI für Molekulare Pflanzenphysiologie in Golm und war 2005 mit einem JSPS-Stipendium am Institute of Applied Bioscience der Keiō Universität. Seit 2015 ist er Mitglied des JSPS-Clubs.
Den JSPS-Club und den DJW verbindet seit vielen Jahren eine gegenseitige Mitgliedschaft. Die Partnerschaft gestaltet sich durch einen regen Gedanken- und Meinungsaustausch sowie durch regelmäßige gemeinsame Veranstaltungen. Falls auch Sie Interesse haben, den Japanbezug Ihrer beruflichen Tätigkeit in einem Unternehmen bei einem Asa no Kai vorzustellen, freut sich der Vorstand des JSPS-Club über Ihre Zuschrift an die Mailadresse des JSPS Bonn Office.
PREISE
Hajime-Hoshi-Preisverleihung an der Universität Bielefeld
von Gesa Neuert, Vorsitzende der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Bielefeld
Gesa Neuert, Dr. Ken’ichi Narioka und Dr. Thomas
Der Hajime-Hoshi-Preis wird jährlich gemeinsam von der DJG Bielefeld und der Universität Bielefeld verliehen. Der Pharmazieunternehmer Hajime Hoshi (1873 bis 1951) war mehrfach Abgeordneter im japanischen Parlament und stellte kurz nach dem Ersten Weltkrieg der „Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft“ beträchtliche finanzielle Mittel zur Verfügung. Aus diesem „Hoshi-Fonds“ wurden in der Folgezeit mehr als 100 deutsche Nachwuchswissenschaftler gefördert.
Der diesjährige Preisträger: Dr. Ing. Ken‘ichi Narioka, arbeitet als Forscher im CoR-Lab der Universität Bielefeld über Robotics und Machine learning bei Prof. Dr. Jochen Steil. Er stammt aus der Präfektur Niigata und hat an den Universitäten Kyōto und Ōsaka studiert. Er ist bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden:
- dem Excellence Award für seinen Vortrag bei der Jahrestagung 2009 des IEEE/SICE International Symposium on System Integration
- sowie dem Young Award 2009 IEEE / RSJ International Conference über Intelligente Roboter und Systeme und den Best Presentation Award. Seine Forschungen wurden jeweils mit hochdotierten Forschungsgeldern unterstützt.
Der in diesem Jahr zum dritten Mal verliehene und mit 500 Euro dotierte Preis wird von der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Bielefeld (DJG) für japanische Studierende an der Universität Bielefeld gestiftet, die sich durch besonders gute Leistungen und ihr Engagement für ein gutes Miteinander auszeichnen. Die Verleihung fand im Rahmen der Vernissage: „Road to Japan“ mit Bildern und Skulpturen des Künstlers Gerhard Christmann im Citec Gebäude der Universität Bielefeld statt.
Die Urkunde wurde am 22.10.2015 von der Präsidentin der DJG Bielefeld Gesa Neuert sowie von Dr. Thomas Lüttenberg vom International Office der Universität Bielefeld an Herrn Dr. Ing. Kenichi Narioka feierlich überreicht.
In der Zeit von Anfang April bis Ende September 2014 war Dr. Viktor Fischer, ein deutscher Post-doc, bei mir zu Gast am Chitose Institute of Science and Technology (CIST).
Er studierte zuvor am Max Planck Institut für Polymerforschung in Mainz unter Prof. Katharina Landfester. Der erste Kontakt zwischen uns kam zustande, da meine Alma Mater auch Mainz ist, und Viktor eine Post-doc Stelle in Japan suchte.
Er promovierte über die Synthese von seifenähnlichen Molekülen, die für die Herstellung von Metalloxid und -sulfid Nanopartikeln und daraus dann letztendlich auch Hybridmaterialien verwendet werden können.
Vorbereitung und Durchführung
Die Bewerbung für einen JSPS-finanzierten Post-doc lief den üblichen Weg über den DAAD im Rahmen des “JSPS Postdoctoral Fellowships for North American and European Researchers (short term)”. Die Vorlaufzeit vom ersten Kontakt, über die Antragstellung bis zum Beginn der Post-doc Stelle betrug immerhin fast ein Jahr, was unbedingt zu berücksichtigen gilt, wenn man selber einen solchen Aufenthalt plant.
Der Forschungsplan, der zwischen uns rechtzeitig abgesprochen war, kombinierte Viktors Erfahrungen in der Synthese von Nanopartikeln mit meinem Interesse an Funktionalisierung und Strukturbildung auf Oberflächen.
Ohne jetzt in die Details der Chemie steigen zu wollen, kam natürlich alles anders als geplant. Kristalle entstehen durch die Diffusion von Ionen und Molekülen in übersättigter Lösung. Nanopartikel dienen dabei als Keime, an denen die Kristalle dann anfangen zu wachsen. Viktor gelang es unter geeigneten Bedingungen blumenähnliche mikroskopisch kleine Kristallstrukturen an Glasplättchen wachsen zu lassen, die auf einer Kalzium- oder Strontiumsalzlösung schwammen. Unter anderen Bedingungen konnten sich auch korallenähnliche Strukturen bilden. Mit der Größe und der räumlichen Verteilung der Kristalle kann man die Diffusion und die Übersättigung mathematisch berechnen. Die veröffentlichte Publikation trug natürlich ‘Ikebana’ im Titel1.
Netzwerkbildung
Der Post-doc Aufenthalt wurde so geplant, daß am Ende ein paar Konferenzen besucht werden konnten, zum einen zur Netzwerkbildung, aber auch um die eigenen Forschungsergebnisse zeitnah vortragen zu können. Ein Problem ist natürlich, daß die Anmeldungsfristen für einen Konferenzbeitrag oft schon Monate vor dem Beginn der Konferenz liegen. Von daher ist ein gutes Maß an „prophetischer Gabe” notwendig, um hervorzusagen, welche Ergebnisse in der Zwischenzeit wohl vorliegen werden.
Das ist Viktor und mir aber gelungen, und so konnte Viktor aktiv an drei Konferenzen teilnehmen2-4.
Des Weiteren wollte es der Zufall, daß während Viktors Aufenthalt am CIST, ich das 4. Clubtreffen in Chitose ausrichtete5-6. Viktor bekam also sofort Kontakt zu einigen Clubmitgliedern in Japan.
(Fast nur) Vorteile für den Gastgeber
Natürlich ist es mit logistischem und administrativem Aufwand verbunden, einen Post-doc zu beherbergen. Eine Wohnung zu finden ist wohl das größte Problem, aber da wir am CIST ein Studentenwohnheim haben, ist das Problem der Wohnungssuche schon einmal weggefallen. Was mich am Schluss am meisten verwundert hat, war der Umstand, dass JSPS zwei Abschlussberichte einforderte: einen auf Englisch verfasst vom Post-doc und einen auf Japanisch vom Gastgeber. Beide sollten gleichen Inhalts sein – da ist zu überlegen, ob ein Bericht, der eventuell von beiden verfasst wird, nicht sinnvoller ist. Denn der Inhalt beider Berichte solle doch bitte derselbe sein.
Neben der JSPS-üblichen Übernahme der internationalen Reisekosten, und des monatlichen Stipendiums zur Lebenshaltung, gibt die JSPS auch monatlich bis zu 81.000 Yen zur Finanzierung der wissenschaftlichen Arbeit und für innerjapanische Reisen zu Konferenzen. Viktor konnte mit dem Geld Chemikalien und diverse andere Verbrauchsmittel kaufen und eine Reise nach Tsukuba und Nagasaki finanzieren. Das Geld muss allerdings vorher separat beim JSPS beantragt werden, und wird wie andere Drittmittel von der entsprechen Stelle in der Univerwaltung verwaltet.
Als ich vor mehr als 20 Jahren selbst JSPS-ler war, war mir gar nicht bewusst, wie groß mein Einfluss auf die Arbeitsgruppe damals war. Jetzt als Gastgeber sehe ich aber doch den positiven Einfluss eines Gastes in einem japanischen Labor. Die Studenten müssen sich mit einer anderen Kultur auseinandersetzen und sie erweitern ihren Horizont sozusagen ‘nebenher’ im täglichen Laborleben.
Fazit: Ich kann nur jedem Clubmitglied empfehlen einmal Gastgeber für einen Post-doc zu werden.
- Viktor Fischer and Olaf Karthaus “Growth of Micro-Ikebana on a Floating Substrate: A Method to Monitor Local Supersaturation Levels” Phys. Chem. Chem. Phys., 17, 6695-6699 (2015).
- Viktor Fischer and Olaf Karthaus, “Crystallization on a Floating Substrate: A Key to Monitor Local Supersaturation Levels”, Korea Japan Joint Forum 2014 (KJF2014), Tsukuba, Sept. 20-24, 2014.
- Viktor Fischer and Olaf Karthaus, “2-D Microstructures: Monitoring local supersaturation levels”, 63rd Fall Meeting of the Society of Polymer Science Japan, Nagasaki, Sept. 24-26, 2014.
- Olaf Karthaus, Kosuke Orita, Takuya Okamoto and Viktor Fischer, “Self-Organized Micro-Hybrid Structures for Photonic and Electronic Applications”, Chitose International Forum, Chitose, Hokkaido, Oct. 2-3, 2014.
- 4. Club-Treffen in Japan
- Der JSPS-Club: Das Japan-Netzwerk 14/2014
Club-Mitglieder als Wissenschaftsvermittler:
Erfolgreiche Zusammenführung von deutscher und japanischer Rechtswissenschaft
von Prof. Dr. Heinrich Menkhaus, Rechtsgraduiertenschule, Meiji Universität Tōkyō als Gastgeber von Monkashō-Stipendiat Florian Kotman
Die rechtswissenschaftliche Beziehung zwischen Deutschland und Japan hat eine lange Geschichte: Bereits zur Meiji-Zeit diskutierten Rechtsgelehrte beider Länder über Eigenheiten, Vorzüge und vermeintliche Schwächen ihrer Rechtsordnungen. Doch zeigte sich schon damals ein Phänomen, das bis heute anhält: Während in der japanischen Rechtswissenschaft deutsche Rechtsgedanken häufig mit großem Interesse rezipiert werden, zeigt sich die deutsche Rechtswissenschaft dem japanischen Recht gegenüber häufig indifferent. Für den wissenschaftlichen Austausch ist es daher immer begrüßenswert, wenn ambitionierte deutsche Studenten, Rechtswissenschaftler oder auch Anwälte über den nationalen Tellerrand hinaus aufgeschlossen und interessiert nach Japan blicken.
Von li nach re: Prof. Konishi Yasuyuki, Florian Kotman, Prof. Dr. Heinrich Menkhaus
Herrn Kotman lernte ich Ende Juli 2009 in Tōkyō als Teilnehmer des ersten „Law in Japan“-Programms (englischsprachiger Sommerkurs zur Einführung in das japanische Recht) der Meiji Universität kennen. Zur dieser Zeit absolvierte Herr Kotman als Student der Rechtswissenschaften gerade zwei Auslandssemester in Japan und nutzte seine Ferien, erste vertiefende Einblicke in das japanische Recht zu erhalten. Da sich mir Herr Kotman als interessierter Student zeigte, blieben wir auch nach Programmabschluss weiter in Kontakt. So wurde ich regelmäßig über seinen weiteren Werdegang informiert und konnte meinerseits mit Ratschlägen und Empfehlungen zur Seite stehen – stets darauf abzielend, den weiteren Sprung nach Japan möglichst geschickt zu vollziehen.
Es freute mich daher sehr, dass Herr Kotman auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland trotz der arbeitsintensiven Vorbereitung für das 1. Juristische Staatsexamen am japanischen Recht interessiert blieb und seine erworbenen Sprach- und Rechtskenntnisse weiter kultivierte. Nach dem erfolgreich bestandenen 1. Staatsexamen nutzte Herr Kotman den anschließenden sog. juristischen Vorbereitungsdienst (Rechtsreferendariat), um seine zuvor überwiegend theoretischen Rechtskenntnisse mit praktischen Erfahrungen zu bereichern: Sei es während der Verwaltungsstation in der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landes Nordrhein-Westfalens in Tōkyō, während der Anwaltsstation in einer auf Japan spezialisierten Anwaltskanzlei in Tōkyō und Düsseldorf, oder während der Wahlstation in der Rechtsabteilung eines japanischen Unternehmens in Tōkyō. Der während dieser Zeit verfeinerte Sprach- und Erfahrungsschatz sollte es Herrn Kotman ermöglichen, erfolgreich den nächsten Schritt Richtung Japan zu gehen: die Bewerbung zum Monkashō-Stipendium für ein Rechtsgraduiertenstudium im Magisterkurs der Meiji-Universität.
Auf seinen Wunsch sich an der Meiji Universität vertieft mit dem japanischen Arbeitsrecht zu beschäftigen, konnte ich meinen Kollegen Herrn Prof. Konishi Yasuyuki als Betreuer vermitteln: Herr Prof. Konishi ist nicht nur ein ausgewiesener japanischer Arbeitsrechtler, sondern hat Dank seines Studiums in Deutschland (Universität Ilmenau) zudem Erfahrungen im deutschen Recht gesammelt. Daneben unterstützte ich Herrn Kotman bei der Zusammenstellung der zur Stipendiums- und Universitätsbewerbung notwendigen Unterlagen.
Die Zeit bis zur Zusage nutzte Herr Kotman, um als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Düsseldorf und Tōkyō weitere praktische Erfahrungen zu sammeln und sich auf die japanischsprachige Eingangsprüfung der Meiji Universität vorzubereiten, die er auch auf Anhieb bestehen konnte. Herr Kotman ist derzeit als Student in unserem forschungsorientierten Magisterkurs eingeschrieben. Nach dem erfolgreichen aber auch arbeitsintensiven ersten Semester widmet sich Herr Kotman nunmehr vertieft seinem Forschungsthema: Die mit Regressansprüchen des Arbeitgebers gegen leitende Angestellte sowie Direktoren bei der Verletzung von Fürsorgepflichten einhergehenden Rechtsprobleme. Auf Grundlage des japanischen Arbeits-, Zivil- und Prozessrechts beleuchtet Herr Kotman dabei Fragen zur Schadens- und Beweislastverteilung zwischen mehreren, vertraglich miteinander verbundenen Schuldnern von Fürsorgepflichten und geht unter anderem dem Problem nach, ob und inwiefern die Grund-sätze der eingeschränkten Arbeitnehmerhaftung in derartigen Schuldverhältnissen anwendbar sind. Konsequenterweise fußt seine Arbeit daher vollständig auf japanischen Quellen.
Sowohl organisatorisch als auch fachlich stehen ihm während seines Studiums aber nicht nur Herr Prof. Konishi und ich, sondern auch meine anderen japanischen Kollegen zur Seite. Darüber hinaus kann Herr Kotman seine Zwischenergebnisse in Studiengruppen vorstellen und diskutieren. Außerdem vermittelte ihm sein Betreuer Prof. Konishi zahlreiche Kontakte zu Magisterstudenten und Doktoranden anderer Universitäten, mit denen er sich fachlich austauschen kann. Herr Kotman ist daher zuversichtlich, sein ambitioniertes Vorhaben erfolgreich abschließen zu können, so dass seine Zeit an der Meiji Universität nicht nur zwei lehrreiche, sondern auch produktive Jahre werden.
SONSTIGES
Neue Regionalgruppe des JSPS-Clubs in Berlin
von Club-Mitglied Prof. Dr. Roza Maria Kamp
Nach den Regionalgruppen in Stuttgart, Bonn-Köln, München und Frankfurt haben wir auch eine JSPS-Club-Gruppe in Berlin gegründet. Es sind 26 Wissenschaftler, die in Berlin arbeiten. Entsprechend der Satzung des JSPS-Clubs haben wir über die Förderung des wissenschaftlichen Austausches zwischen Berlin und Japan diskutiert. Wir möchten nicht nur den wissenschaftlichen Austausch zwischen Berlin und Japan fördern, sondern auch Kontakt zu japanischen Wissenschaftlern in Berlin stärken.
Wir haben uns vorgenommen japanische Forscher in Berlin, nach den Sitzungen des Clubs, zum anschließenden gemeinsamen Essen einzuladen. Wir hoffen, dass in Zukunft auch persönliche Kontakte zwischen Berliner und japanischen Forschern, vor allem zu JSPS-Stipendiaten, entstehen und mit ihnen auch Familienausflüge organisiert werden können.
Um einen Austausch von jüngeren Wissenschaftlern zu fördern, werden Doktorandenstellen und andere freie Stellen der Berliner JSPS-Alumni-Forschungsgruppen auch in Japan bekannt gegeben. Es wird angestrebt, ein Netzwerk zwischen den JSPS-Alumni und an japanischer Forschung interessierten Wissenschaftlern in Berlin zu bilden. Wir möchten als Vertrauenswissenschaftler über die Forschung in Japan informieren.
Eine Liste der Berliner JSPS-Alumni wurde an die Berliner Universitäten und Forschungsinstitute, Deutsch Japanische Gesellschaft (DJG), Japanisch Deutsches Zentrum (JDZB) und die Botschaft verschickt. Frau Prof. Sugawa hat sich zusätzlich bereit erklärt, auch an allgemeinen, japanspezifischen Fragen interessierten Berliner Forschern behilflich zu sein.
Es soll auch ein verstärkter Austausch von Informationen über Veranstaltungen der JSPS-Club-Mitglieder in Berlin stattfinden. Damit können wir uns, als Club, öfter treffen und unsere Erfahrungen über deutsch-japanische Aktivitäten in Berlin austauschen.
Der erste Vorschlag für regelmäßige Treffen ist von Prof. Dr. Marsolek gekommen. Prof. Dr. Ingo Marsolek, Mitglied des JSPS-Clubs und Sprecher des regionalen Humboldt- Clubs Berlin-Brandenburg, hat alle JSPS-Club Mitglieder eingeladen, am monatlichen länderspezifischen „Round Table Meet the Expert“ in Berlin teilzunehmen. Es können auch japanische Experten als Diskussionsgäste eingeladen werden.
Einige Mitglieder des Berliner JSPS-Clubs sind gleichzeitig auch Mitglieder der Deutsch Japanischen Gesellschaft Berlin, die in diesem Jahr als älteste japanbezogene Gesellschaft in Deutschland, ihr 125-jähriges Bestehen gefeiert hat. Wir werden im Februar über das Monatsheft DJG-Karawaban die Gründung des Berliner Clubs bekannt geben und hoffen damit viele japanbegeisterte deutsche und japanische Forscher zu finden. Wir haben uns für das Neue Jahr viel vorgenommen und werden regelmäßig über Realisierung von unseren Projekten berichten.
Miniserie zu Geschichte, Kultur und Gesellschaft Japans
Eine kurze Geschichte des japanischen Tee-Wegs
von Vorstandsmitglied Dr. Chantal Weber
„Die Kunst des Tees,
muss man wissen,
ist nicht anderes
als Wasser kochen,
Tee zubereiten und trinken.“
(Sen no Rikyū)
Es geht beim japanischen Tee-Weg also tatsächlich um das Tee-Trinken und nicht – wie häufig von Japan-Unkundigen angenommen – um einen Handelsweg wie die Seidenstraße. Der Tee-Weg (sadō) gehört zu den sogenannten yoriai-Künsten (Zusammenkunftskünsten) wie Ikebana (kadō) und Duft-Weg (kōdō), welche sich seit der Muromachi-Zeit als Kunst-Wege entwickelten und schließlich in der Edo-Zeit im sogenannten iemoto-System institutionalisiert wurden.
Auch wenn die Anfänge des Tee-Trinkens in Japan bis in die Nara-Zeit (710–794) und Heian-Zeit (794–1185) zurückreichen, so war es doch erst in der Kamakura-Zeit (1185–1333), dass sich die Sitte etablieren konnte. Zusammen mit dem Zen-Buddhismus brachte der Mönch Eisai (1141–1215) den Tee an den neu etablierten Shōgunatshof in Kamakura. Damit begannen die Ästhetisierung des Rituals und die Entstehung der bis heute lebendigen Kunst des Tee-Wegs.
Als die großen drei Vollender der Tee-Kunst werden Murata Jukō (1423–1502), Takeno Jōō (1502–1555) und Sen no Rikyū (1522–1591) angesehen, wobei letzter es zu überragender Bedeutung in der Kulturgeschichte Japans gebracht hat. Bis heute wird sein Leben und Schaffen als Tee-Meister der beiden ersten Reichseiniger Oda Nobunaga (1534–1582) und Toyotomi Hideyoshi (1536–1598) literarisch und medial verarbeitet, wie der Film „Rikyū ni tazuneyo“ von 2013 belegt.
Auf Rikyū berufen sich auch die bis heute aktiven drei Senke-Schulen, Urasenke, Omotesenke und Mushanokōjisenke, welche von Urenkeln Rikyûs gegründet wurden. Zwar gibt es noch andere Schulen, die sich auf Nachfolger von Rikyū zurückführen lassen, aber Urasenke und Omotesenke konnten sich sowohl in Japan als auch im Ausland fest etablieren.
Wie bereits die frühen Tee-Meister so suchten auch in der Edo-Zeit (1603–1868) die Tee-Menschen die Nähe der Machthaber. Die Tee-Kunst hatte sich bereits in der Frühzeit als Kommunikationsmittel bewährt – die Einladung in den politisch neutralen Tee-Raum ermöglichte den Dialog zwischen verfeindeten Parteien und machten den Tee-Meister zu einer Art Diplomaten – und wurde unter den Tokugawa kultiviert.
Diese Nähe zum feudalen System und die Brandmarkung als überholte Kunstform bedeuteten in der Meiji-Zeit (1868–1912) einen vorübergehenden Niedergang der Tee-Schulen und den Ausverkauf von wertvollen Tee-Utensilien. So gelangten diese in heute häufig öffentlich zugängliche Sammlungen. Die Tee-Schulen veränderten ihre Strategie und konnten sich im Laufe der Meiji-Zeit als Etiketten-Training für Frauen etablieren. So sind bis heute die meisten Tee-Lernenden weiblich.
Mit Okakura Kakuzōs Buch „The Book of Tea“ 1906, welches zunächst auf Englisch erschien, um dem Bild der kriegerischen Japaner nach dem gewonnen Krieg gegen Russland das Bild einer hochkultivierten Nation entgegenzusetzen, wurde der Tee-Weg zum Inbegriff der japanischen Kultur, da sich hier zahlreiche Künste zu einem Gesamtkunstwerk zusammenfinden: Angefangen bei Architektur und Gartenkunst, über Kalligraphie, Blumen-Weg und Keramik bis hin zu Ästhetik und dem Ideal der Vergänglichkeit finden sich in einer Tee-Begegnung viele kulturelle Elemente zusammen, die als typisch japanisch empfunden werden. So etablierten sich beispielsweise in der Muromachi-Zeit spezielle Räume für die yoriai-Künste wie Tee-Weg oder Duft-Weg heraus, deren Gestaltung mit Tatami-Matten, Schmucknische und Schiebetüren das ästhetische Bild Japans bis heute in In- und Ausland stark prägen.
In der nächsten Ausgabe: Ablauf einer Tee-Begegnung
Literaturhinweise:
Berliner, Anna: Der Teekult in Japan. Leipzig: Verlag der „Asia Major“, 1930.
Ehmcke, Franziska: Der japanische Tee-Weg. Bewußtseinsschulung und Gesamtkunstwerk. Köln: DuMont, 1991.
Varley, Paul; Kumakura, Isao: Tea in Japan. Essays on the History of Chanoyu. Honolulu: University of Hawai’i Press, 1989.
Repräsentation des Clubs auf externen Veranstaltungen
01.10.2015: DJW-Seminar „The Future Role of Japan in Asia“ in Tōkyō | Sabine Ganter-Richter
05.10.2015: Gespräch mit Vertretern der JSPS in deren Zentrale in Tōkyō | alle Vorstandsmitglieder und Eberhard Widmann
09.10.2015: DIJ Forum und Eröffnung der 13. GJSSS-Tagung „Trust and Risks in Changing Societies“ in Tōkyō | Ivor Fleck, Sabine Ganter-Richter, Heinrich Menkhaus
23.10.2015: Asa no Kai des DJW in Frankfurt, Vortrag von Hr. Satoru Shibata, Präsident der Nintendo of Europe GmbH | Matthias Hofmann
24.10.2015: Vorstellung des JSPS-Clubs durch Sabine Ganter-Richter bei der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Baden-Württemberg e.V. in Stuttgart
31.10.2015: JSPS Junior Forum, Bonn | Sabine Ganter-Richter, Chantal Weber, Matthias Hofmann und Ivor Fleck
30./31.10.2015: Vertretung unseres JSPS-Clubs bei der 8. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Humboldtianer e.V. (DGH) in Hamburg | Wolfgang Staguhn
05.11.2015: Japan Tag an der Universität Düsseldorf. Vertretung des Clubs durch Sabine Ganter-Richter und Wolfgang Staguhn
23.11.2015: DJW Asa no Kai in Kooperation mit dem JSPS-Club: Dr. Nicolas Schauer „Health Monitoring and Disease Prevention in a Digital World – Experiences in Germany and Japan“ | Sabine Ganter-Richter
28.11.2015: Symposium „JET – gelebter Kulturaustausch“ in der japanischen Botschaft in Berlin, Vorstellung des JSPS-Clubs durch Matthias Hofmann | Matthias Hofmann, Arnulf Jäger Waldau
01.12.2015: Empfang des Japanischen Generalkonsulats in Düsseldorf anlässlich des Geburtstags des Kaisers | Sabine Ganter-Richter
02.12.2015: 1. Treffen der Regionalgruppe Bonn/Köln/Aachen in Bonn | Sabine Ganter-Richter, Chantal Weber
28.01.2016: Einladung in die Residenz des Japanischen Generalkonsuls Mizuuchi in Düsseldorf | Sabine Ganter-Richter
Neue Club-Mitglieder
Wir begrüßen folgende neue Mitglieder, die dem Club von Juli 2015 bis Dezember 2015 beigetreten sind, und heißen sie herzlich willkommen:
- Prof. Dr. Kazuhiro Takii
International Research Center for Japanese Studies - Dr. Martin Schulz
Fujitsu Research Institute
University of Tōkyō, 1998-2000* - Prof. Dr. Ingrid Getreuer-Kargl
Universität Wien - Dr. Benjamin Lindner
Ōsaka University 2014-2016* - Prof. Dr. Judit Árokay
Universität Heidelberg
Ōsaka University 2011-2012* - Dr. Florian Pünner
RIKEN, 2014-2016* - Dr. Fiona-Katharina Seiger
Kyōto University, 2015-2016* - Stefanie Schmid
Universität Heidelberg
University of Tsukuba 2015-2016* - Prof. Dr. Wolfgang Michel-Zaitsu
Kyūshū University - Kai Oliver Thiele
Deutsches Institut für Japanstudien - Lisa Elaine Hammeke
Universität Bochum
Kōbe University, 2015* - Marco Sekulla
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
KEK, 2015* - Prof. Dr. Matthias Pilz
Universität Köln
Nagoya University, 2002*
* von JSPS/STA geförderter Forschungsaufenthalt in Japan
Termin
20./21.05.2016: Japanisch-Deutsches Symposium in Oldenburg zum Thema „Higher Education – Challenges and Current Developments“
Impressum
Herausgeber:
Deutsche Gesellschaft der JSPS-Stipendiaten e.V.
Redaktion: Dr. Chantal Weber
Mitarbeit: Dr. Meike Albers
Verantwortlich:
Deutsche Gesellschaft der JSPS-Stipendiaten e.V.
c/o JSPS Bonn Office, Ahrstr. 58, 53175 Bonn
Tel.: 0228/375050, Fax: 0228/957777
E-mail
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