Neues vom JSPS-Club 04/2009
Neues vom JSPS-Club 04/2009 (216 KB)
INHALT
- Mitglied Prof. Dr. Yasuo Tanaka mit dem Preis des japanischen Außenminsteriums ausgezeichnet
- Mitglied Dr. Alexander Olbrich neuer Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Osaka
- Selbständige Erwerbstätigkeit in Japan: ein vielgestaltiges Bild
- BiK-F – das neue Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt
- Besuch von Prof. Takahashi von der Tohoku-Universität, Sendai, am BiK-F
- Labour migration and social development in Japan: what are the challenges?
- 14. Deutschsprachiger Japanologentag in Halle (Saale)
Mitglied Prof. Dr. Yasuo Tanaka mit dem Preis des japanischen Außenministeriums ausgezeichnet
Professor Yasuo Tanaka, der das Büro der JSPS in Bonn von 1995 bis 2008 geleitet hat, ist in Anerkennung seiner Verdienste um die Förderung der japanisch-deutschen Wissenschaftsbeziehungen während einer Feierstunde in der Residenz des japanischen Botschafters in Berlin am 29. September 2009 mit dem Preis des japanischen Außenministeriums (gaimu daijin hyosho) ausgezeichnet worden. Der JSPS-Club, der stets die Unterstützung Herrn Tanakas erfahren hat (eine Würdigung seiner Arbeit findet sich in NvC 03/2008, Ausgabe 32), möchte Professor Tanaka an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich gratulieren.
Mitglied Dr. Alexander Olbrich neuer Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Osaka
Im Juli 2009 hat Mitglied Dr. Alexander Olbrich sein Amt als Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Osaka angetreten. Er erwarb an der Ludwig Maximillians-Universität München den Grad eines Diplom-Chemikers und wurde dort auch zum Dr. rer. nat. promoviert. Vor seinem Eintritt in den Auswärtigen Dienst, der ihn von 1983–1987 an die Deutsche Botschaft in Tokyo führte, forschte er als JSPS Post Doc Fellow in den Jahren 1979–1981 an der Universität Kyoto. Der JSPS-Club gratuliert nun herzlich zur neuen Funktion.
Selbständige Erwerbstätigkeit in Japan: ein vielgestaltiges Bild
Im Rahmen eines einjährigen Forschungsaufenthalts an der Graduate School of Management der Universität Kyoto (bis April 2009) hatte ich Gelegenheit zu einer umfassenden Untersuchung der Bestimmungsfaktoren selbständiger Erwerbstätigkeit in Japan. Im Zentrum stand die Frage nach Veränderungen in der maßgeblichen Motivation zur Aufnahme einer selbständigen Erwerbstätigkeit seit Beginn der 1990er Jahre. Dabei fanden neben volkswirtschaftlichen Größen auch soziologische und kulturspezifische Faktoren gleichermaßen Berücksichtigung, ein Vorgehen, dass zur Gewährleistung einer ganzheitlichen Sicht unverzichtbar war.
Zu Beginn wurde auf Grundlage von jährlich verfügbaren Mikrodaten japanischer Unternehmensgründer ein Überblick über Aspekte wie die Verteilung nach Geographie und Branchen, Altersstruktur und Geschlechterverhältnis, Ausbildung und Berufserfahrung, sowie die von den Gründern selbst geäußerte Motivation erstellt. In der Folge wurden Einflüsse des wirtschaftlichen und sozialen Umfeldes untersucht. Neben möglichen Einflüssen der Zinspolitik und der konjunkturellen Lage fanden dabei auch Aspekte wie der demographische Wandel, sowie das Selbst- und Fremdbild von Unternehmern Berücksichtigung. Vor der abschließenden Untersuchung wirtschaftspolitischer Maßnahmen wurde zudem umfassend auf mögliche Alternativen einer Unternehmensgründung eingegangen. Dies geschah vor dem Hintergrund, dass der Entscheid zur beruflichen Selbständigkeit stets in Abwägung möglicher Alternativen wie abhängige Beschäftigung, Arbeitslosigkeit oder Rentenalter, sowie wirtschaftlich motivierter Kriminalität geschieht.
Methodisch legte das Vorhaben einen klaren Schwerpunkt auf die Bestimmung der Relevanz der untersuchten Faktoren. Hierzu wurden zum einen die Intensität des Einflusses auf den Individualentscheid und zum anderen die Veränderung im Verlauf des Beobachtungszeitraumes untersucht. Dementsprechend wurden Fallstudien und persönliche Interviews nur eingangs zur Hypothesenbildung herangezogen.
Die Untersuchung hat eine ganze Reihe aufschlussreicher Ergebnisse erbracht. Zunächst wurde deutlich, dass den in der Volkswirtschaftslehre traditionell als maßgeblich betrachteten Kapitalkosten im Verlauf des Untersuchungszeitraums nur eine untergeordnete Bedeutung zukommt. Eine entsprechende statistische Untersuchung belegt einen nur schwachen Zusammenhang mit der Zahl der Gründungswilligen, der zudem nur für nominale Zinssätze nachweisbar ist.
Dagegen hat sich der Anteil von sogenannten „notwendigen Gründungen“ im Untersuchungszeitraum deutlich von etwa 5 auf mindestens 10 % mehr als verdoppelt. Zu dieser Gruppe gehören Gründer, die eine selbständige Erwerbstätigkeit einer nicht-regulären Beschäftigung vorziehen. Dabei übersteigt die Zunahme von Gründungen aus nicht-regulären Beschäftigungsverhältnissen den Anstieg solcher Beschäftigungsverhältnisse in der gesamten Erwerbsbevölkerung erheblich mit einem Faktor von rund 1,5. In dieser Tatsache spiegelt sich das nach oben offene Einkommensprofil selbständiger Erwerbstätigkeit bei fast unverändertem Risikoprofil wieder. Nicht-reguläre Arbeitsverhältnisse dürfen als annähernd gleichermaßen mit Einkommensrisiken verbunden gelten, während das Einkommenspotenzial nach oben fest beschränkt ist. Gründungen aus und zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit nehmen mit insgesamt nur rund 2,5 % einen konstant niedrigen Anteil ein, weisen aber teilweise, etwa in der Altersgruppe zwischen 50 und 60, einen deutlich höheren und auch steigenden Anteil (von rund 3% auf 4,6%) auf.
Der Einfluss staatlicher Maßnahmen zur Förderung selbständiger Erwerbstätigkeit kann insgesamt als sehr gering bewertet werden. Beachtet man, dass bei einer jährlichen Gründungsrate zwischen 4 und 6 % im Budget der Regierung im Bereich Klein- und Mittelunternehmen nur 3,1% für Gründungsunterstützung zur Verfügung steht (2007), so wird deutlich, dass der Strukturerhalt seitens der Regierung derzeit höher gewichtet wird als eine Dynamisierung wirtschaftlicher Aktivität. Hierauf deuten auch die Ergebnisse einer Studie des staatlichen Gründungsförderers NLFC aus dem Jahr 2005 hin, wonach neu gegründete Unternehmen durchschnittlich eine annähernd gleiche Beschäftigtenzahl aufweisen, wie Unternehmen zum Zeitpunkt der Geschäftsaufgabe. Neben dieser relativen Benachteiligung von selbständigen Erwerbstätigen im Gründungsprozess zeigt auch ein Blick auf das absolut pro Neugründung verfügbare Budget von rund 17.000 Yen (2007) die untergeordnete Rolle staatlicher Förderung. Auch weitere – in der Literatur viel besprochene – Instrumente der Gründungsförderung zeitigen mit Blick auf die jährliche Gesamtzahl neu gegründeter (Einzel-) Unternehmen nur verschwindend geringe Effekte. Dies gilt gleichermaßen für die seit Ende der 90er Jahre eingerichteten Gründerzentren, sowie die Maßnahmen der staatlichen Finanzinstitutionen, deren Kreditvergabe erst seit 2006 einen Risiko-abhängigen Zinssatz vorsieht (und somit auch risikoreicheren Projekten Aussicht auf eine Finanzierung bietet). Auch ordnungspolitische Maßnahmen seit den frühen 1990er Jahren, namentlich Änderungen des Insolvenzrechtes, der Vorschriften zu Mindestkapitaleinlagen und die Einführung der sog. Angel-Tax (reduzierte Steuersätze auf Gewinnen aus Privatinvestitionen in Unternehmensgründungen) zeigen bisher keinen nennenswerten Einfluss auf die Zahl von Personen, die eine selbständige Erwerbstätigkeit aufnehmen.
Im Verlauf der Untersuchung kulturspezifischer Faktoren wurde deutlich, dass sich die Ausprägungen der untersuchten Größen, etwa der Status selbständiger Erwerbstätigkeit, die gesellschaftliche Wertung von Misserfolg und das Senioritätsprinzip, im Untersuchungszeitraum kaum verändert haben. Wenngleich daher für das vorliegende Forschungshaben kein signifikanter Erklärungsbeitrag belegt werden konnte, muss festgestellt werden, dass jeder ernstgemeinte internationale Vergleich diese Spezifika notwendigerweise berücksichtigen muss. Für den in Umfragen als ebenfalls konstant belegten gesellschaftlichen Wert der „Elternliebe“ (oyakôkô) ergibt sich jedoch in Zusammenhang mit einem Aspekt des demographischen Wandels ein deutlich negativer Einfluss auf die Zahl der Neuaufnahmen selbständiger Erwerbstätigkeit. So hat seit den frühen 1990er Jahren der Anteil von Personen im „gründungsfähigen Alter“, die als Einzelkinder geboren sind, ganz erheblich zugenommen. Da nun eine selbständige Erwerbstätigkeit im Vergleich mit regulärer Beschäftigung ein erheblich höheres Risikoprofil aufweist, entsteht in der Kernfamilie ein erhöhter finanzieller Risikofaktor. Während im Falle einer Familie mit mehreren Kindern gewissermaßen eine natürliche Risikodiversifikation erfolgt, besteht bei Einzelkindern ein „Klumpenrisiko“, das - im Kontext mit oyakôkô den Eltern nur selten zugemutet wird. Eine geeignete statistische Untersuchung mittels Daten aus Meinungsumfragen und demographischen Studien ist derzeit noch in Arbeit, der Autor geht aber von einem signifikanten Beitrag dieser Zusammenhänge aus.
Georg D. Blind, M.Sc. (VWL), M.A. (Japanologie)
TU Dresden
BiK-F – das neue Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt
Nach meiner Rückkehr von einer 2 ½-jährigen Forschungstätigkeit in Japan im September 2007 (Newsletter Nr. 01/2008 und Nr. 03/2005), kann ich seit 2008 wieder in Frankfurt sowohl neue Themen als auch in Kooperation mit meinen Kollegen in Japan meine „alten“ Themen an einem neuen Institut weiter bearbeiten. Im Rahmen der Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) wurde im Sommer 2008 in Frankfurt das Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F, www.bik-f.de) neu gegründet, an dem ich im Projektbereich C, Anpassung und Klima, forsche. Über das neue Institut will ich hier berichten.
Am BiK-F arbeiten die Goethe-Universität und das Forschungsinstitut Senckenberg (FIS) zusammen mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD), dem Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE), dem Betreiber von Wettersatelliten EUMETSAT sowie mehreren klein- und mittelständischen Unternehmen an der Erforschung des Klimawandels und seiner Auswirkungen auf die Biosphäre. Mit dem Verständnis, wie einzelne Organismen, ganze Ökosysteme und vor allem Ökosystemfunktionen (Ecosystem Services) auf Klimaveränderungen reagieren, sollen auch Möglichkeiten aufgezeigt werden, die zu erwartenden ökologischen, ökonomischen und sozialen Folgen zu bewältigen. Die Grundlagen für das neue Zentrum haben seine beiden Hauptträger, FIS und Goethe-Universität, bereits durch langjährige Aktivitäten in der organismischen Forschung (z.B. auch Langzeitdaten und –observatorien), geschaffen.
Am Ende der bis 2011 dauernden dreijährigen Aufbauphase werden zusammen mit den anderen Partnern circa 130 Mitarbeiter (davon 10 auf neuen Professuren) des Forschungszentrums sechs thematische Projektbereiche (A bis F) bearbeiten: Die Projektbereiche A bis C decken dabei lang-, mittel- und kurzskalige Prozesse ab, und zwar für verschiedenste Ökosysteme auf der Erde und im Meer, von tropischen bis hin zu polaren Klimazonen. Bereich A (Evolution und Klima) widmet sich vor allem den letzten 65 Millionen Jahren der Erdgeschichte: es ist bisher kaum bekannt, wie klimatische Veränderungen langfristig die Evolution und Diversifikation der Organismen beeinflussen. In dieser Zeit, die durch den Übergang vom Treib- ins heutige Eishausklima (verbunden mit einem beträchtlichen Absinken des CO2-Gehalts in der Atmosphäre) gekennzeichnet ist, kam es zu einem explosionsartigen Anstieg der Artenvielfalt. Was sich daraus für die heutige Situation ableiten lässt, wird durch Untersuchungen von Fossilien und noch lebenden oder kürzlich erst ausgestorbenen Arten analysiert. Deutlich schneller ablaufende Prozesse werden im Projektbereich
B (Biodiversitätsdynamik und Klima) untersucht, nämlich die Auswirkungen des Klimawandels auf Arealverschiebungen von Arten, die Dynamik von Artengemeinschaften und die Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze. Wichtige Fragen sind beispielsweise, ob Arten schnell genug „wandern“ können, um dem klimabedingten Wandel zu folgen, welche Auswirkungen die kommenden Veränderungen auf die Dienstleistungen der Ökosysteme haben, und wie sich Krankheitserreger unter den veränderten Bedingungen ausbreiten werden. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen werden Handlungsempfehlungen zur Umsetzung nationaler und internationaler Richtlinien erarbeitet. In Bereich C (Anpassung und Klima) werden Antworten auf die Frage, wie Arten und Gemeinschaften auf den anstehenden Klimawandel reagieren, gesucht. Es werden ökologische und ökophysiologische Anpassungsprozesse untersucht, die durch rasche genetische Selektion innerhalb weniger Generationen hervorgerufen werden können. Die Untersuchungen werden sowohl im terrestrischen Milieu (vor allem Wald und Boden) als auch im aquatischen Milieu (Seen, Fließgewässer, marines Plankton) durchgeführt. Für beide Ökosystemgruppen wird außerdem untersucht, wie Klimawandel in Kombination mit anderen Stressoren wirkt und wie die anstehenden Klimaänderungen in überschaubarer Zeit (Jahrzehnte bis Jahrhunderte) von Arten und Gemeinschaften evolutionär kompensiert werden können. Im Laborzentrum (Bereich D) werden die notwendigen analytischen Primärdaten auf höchstem technologischem Niveau gewonnen. Das Zentrallabor ist mit modernsten Geräten für die Molekularbiologie ausgestattet, u.a. mit einem „next generation“ DNA-Seqenziergerät. Der Projektbereich betreibt jedoch auch eigene öko-genomische Forschung auf den Gebieten der genetischen Klimaanpassung und der automatisierten taxonomischen Identifikation („Barcoding“). Das Daten- und Modellierzentrum (Bereich E) verbindet die bio- und klimarelevanten Daten und Erkenntnisse, wertet sie aus und erarbeitet Projektionen über zukünftige Ereignisse und Entwicklungen. Hier wird eine prozessorientierte Methodik für die Projektion der Arealverschiebung entwickelt, d.h. in Zusammenarbeit mit den Bereichen A-D mit Hilfe gekoppelter Bio-Klimamodellsysteme und integrierter Nischen- und Migrationsmodellierung Szenarien für Biodiversität und deren Klimawirkung auf globaler und regionaler Skala erstellt. Der Projektbereich F (Datentransfer und sozial-ökologische Aspekte klimabedingter Biodiversitätsveränderungen) stellt abrufbereite Informationen mit Handlungsempfehlungen für Entscheidungsträger zur Verfügung. Das heißt, verschiedene gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Anspruchsgruppen (z.B. Natur- und Umweltschutz, Forst- und Holzwirtschaft, Landwirte, Fischerei, Entwicklungszusammenarbeit, Politiker etc.) bekommen wissenschaftlich fundierte Empfehlungen, wie mit den aus dem Klimawandel resultierenden Veränderungen der Biodiversität konkret umzugehen ist. Außerdem liefert das Forschungszentrum wissenschaftliche Beiträge zur Erfüllung internationaler Übereinkommen wie der EU-Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (EU-FFH), der EU-Wasserrahmen-richtlinie (EU-WRRL), der Biodiversitäts-konvention (CBD) und der Klimarahmenkonvention (UNFCCC).
Mit dieser Zielsetzung und seiner in dieser Form einzigartigen Interdisziplinarität (beteiligt sind Ökologie/Evolutionsforschung, Meeresbiologie, Geologie/Paläontologie, Meteorologie, Bodenbiologie, Bioinformatik und Soziale Ökologie) besitzt das BiK-F europaweite Alleinstellungsmerkmale. Und setzt außerdem durch die Zusammenarbeit mit weiteren Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft ein klares Signal, dass die für unsere Zukunft so wichtige Erforschung der durch den Klimawandel bedingten Veränderungen der biologischen Vielfalt nicht nur im universitären Elfenbeinturm stattfinden soll.
Noch sind nicht alle ausgeschriebenen Stellen im BiK-F besetzt und selbst das Gebäude wird voraussichtlich erst im Jahr 2011 bezogen werden, sodass die Arbeitsgruppen im Moment auf verschiedene Institute der Universität und des FIS verteilt sind. Nach der Zusammenführung unter einem Dach werden die Synergien noch weiter zur Entfaltung kommen. Diesem Moment sehen alle Mitarbeiter des BiK-F mit grosser Spannung entgegen.
PD Dr. Thomas Berberich
Besuch von Prof. Takahashi von der Tohoku-Universität, Sendai, am BiK-F
Durch die Bewilligung meines Antrages auf Reisemittel beim Hilfsfond für den wissenschaftlichen Austausch zwischen Deutschland und Japan (HWADJ) vom 17. Februar 2007 konnte mein Kooperationspartner Yoshihiro Takahashi, Assistant Professor an der Graduate School of Life Sciences der Tohoku-Universität in Sendai, vom 26. Mai bis 3. Juni an das Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F) nach Frankfurt kommen.
Während seines Aufenthaltes konnten mit Prof. Takahashi die Details zu gemeinsam verfassten Manuskripten besprochen und die Planung für eine gemeinsame Antragstellung bei DFG und JSPS vorangebracht werden. Wie zu erwarten, konnten wir dies wesentlich schneller und gründlicher erledigen, als mittels elektronischer Kommunikationsmittel zwischen Japan und Deutschland. Wir besuchten Kollegen an Instituten der Goethe-Universität in Frankfurt (Inst. für Ökologie, Evolution und Diversität und Inst. für molekulare Biowissenschaften), sowie die Firma GenXPro am Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie, FIZ, mit der eine Zusammenarbeit geplant ist. Prof. Takahashi bekam durch persönliche Gespräche vor allem mit Postdoktoranden und Doktoranden der Arbeitsgruppen einen umfassenden Einblick in die Forschungsprojekte der Institute und stellte am Mittwoch, 03. Juni, ein Hauptprojekt seiner Forschung in einem Seminarvortrag zum Thema „The Polyamine Spermine as a Signalling Molecule in Stress Responses“ an unserem Institut vor, der sehr gut besucht war. Die fruchtvollsten Diskussionen über die Projekte und der beste Austausch von Informationen zu den Situationen an unseren Instituten fanden, wie zu erwarten war, während der zahlreichen gemeinsamen Essen mit Kollegen statt.
Der Besuch von Prof. Takahashi in Frankfurt war in allen Belangen und für beide Seiten ein voller Erfolg. Für die Unterstützung durch den HWADJ, ohne den dies nicht möglich gewesen wäre, bedanke ich mich sehr herzlich.
PD Dr. Thomas Berberich
Labour migration and social development in Japan: what are the challenges?
Introduction to the survey in the small town of Mitsukaido (Ibaragi Prefecture)
The research undertaken[1] underlines the necessity to link labour migration with an appropriate policy regarding integration. It was intended to create a framework (hard-ware) of institutional and structural measures as well as to identify a socio-cultural situation (soft-ware), allowing foreigners to better integrate at the workplace and into Japanese society. It was examined whether or not there is a willingness to integrate newcomers by the Japanese population in general and to what extent efforts are made and measures are taken by the host society to accept migrants.[2]
Results
In view of the socio-cultural (soft-ware) situation, the research shows that Japanese citizens do not consider measures for Nikkeijin (foreigners of Japanese descent) an urgent matter, as they do not feel directly affected and there is no understanding of integration policy. Nevertheless it could be confirmed that available interaction possibilities between the Japanese and Nikkeijin interviewees make a significant impact on the willingness and readiness to integrate Brazilian Nikkeijin. The greater the opportunities of the parties to interact, the higher the – positive – impact on integration. In other words, interaction is an – if not the most – important prerequisite for the successful forming of a community. The perceived number of foreigners in the area, the tendency to spatial segregation, the view of discrimination, subjective feelings of fear and the attitude to the further influx of Nikkeijin all demonstrate a positive interrelation with the factor “interaction possibility”. If interaction possibilities for Japanese are provided, a rising awareness of the needs of foreigners is seen. The lack of interaction does not promote understanding. On the contrary, the Japanese tend to feel more threatened by Nikkeijin – even by their mere existence. Where there is interaction, milder attitudes and less discriminatory judgements as well as more open-mindedness regarding co-existence with foreigners in the town prevails.
For Brazilian Nikkeijin the subjective perception of the chances for integration varied significantly with the factors “Japanese language skills“ and “close ties to Japanese”. However, an increased duration of the stay of Brazilian Nikkeijin does not automatically lead to an increase in interaction with the Japanese. Clear indications of segregation could be found. The research confirms that especially young Japanese of Brazilian extraction with only a distant relationship to Japan and Japanese exhibit a tendency to emphasise their Brazilian heritage. Brazilians of Japanese extraction of the 2nd and 3rd generations possess neither the capabilities nor the willingness to fit into Japanese society; they choose to rely on their ethnic network instead. With only a rudimentary knowledge of Japanese language on the part of the Nikkeijin, the acculturation process, indispensable part of a successful integration process, cannot progress.
Even though Brazilian Nikkeijin who have close ties to Japanese and make efforts to study the language are more willing to integrate, their personal ties, route of information and counsellors - should problems arise - are still predominantely other Brazilian Nikkeijin. The survey showed that even Nikkeijin born in Japan, or living in Japan since early childhood and facing no language barrier, are confronted with discriminatory acts in every day life and are fully integrated into the Brazilian Nikkeijin community rather than into Japanese society.
As far as interaction and integration perspectives are concerned, it is to say that in Mitsukaido most of the Japanese have mixed feelings towards the life styles of Brazilian Nikkeijin. There is a process of segregation going on, dividing the two societies. To countermand this situation the Town Hall must play a central role and be a starter and activator of interaction processes. To do this the local government must accept foreigners and Japanese citizens alike as citizens with all rights and duties and not distinguish between citizens and “necessary workers”. In any case “integration of foreigners into the Japanese society” remains a challenge especially on the governmental level. It is here, where the needs of foreigners should not any more be reduced to a means of the country’s economic welfare.
The review of the status quo regarding the brasilian Nikkeijin clearly shows that in the town of Mitsukaido no short-, medium- or long-term harmony can be achieved without the active promotion of integration through a framework of political and/or social measures. Efforts need to be made by the host society as well as the migrant population. A significant shortcoming proved to be the absence of a legal and institutional framework on a governmental level, especially the lack of unambiguous regulations concerning foreign workers and the adaptation of the social systems to foreigners’ needs. Japan’s policy has to switch to measures that plan and bring about general guidelines on educational, social and juridical matters concerning foreigners willing to settle in Japan.
Tamura, Claudia: Arbeitsmigration und gesellschaftliche Entwicklung in Japan. Unter besonderer Berücksichtigung der Integrationsperspektiven von brasilianischen Nikkeijin-Arbeitnehmern in der Kleinstadt Mitsukaido („Labour migration and social development in Japan taking particular consideration of the integration perspectives of Brazilian Nikkeijin employees in the small town of Mitsukaido“). Bonn: Bier’sche Verlagsanstalt 2005. ISBN: 978-3-936366-09-9.
[1] The research which was based on a large-scale investigation (955 interviewees, Japanese and Brazilians of Japanese extraction) conducted in Mitsukaido in 1999, as well as the JSPS supported, follow-up study conducted in 2004 confirm that available interaction possibilities between the interviewed Japanese and Brazilian Nikkeijin have a significant impact on the willingness to integrate.
[2] The investigation results were achieved through interviews. These included – amongst others – the discussion of current local conditions with representatives in the Town Hall of Mitsukaido. Other important sources were informants describing the current make-up of the community, as well as related problems and challenges. In addition interviews relating to the possibilities, grade and intensity of interaction were conducted with town residents of Japanese as well as Brazilian Nikkeijin origin.
14. Deutschsprachiger Japanologentag in Halle (Saale)
Vom 29. September bis zum 2. Oktober 2009 fand der im Rhythmus von drei Jahren von der Gesellschaft für Japanforschung veranstaltete 14. Deutschsprachige Japanologentag an der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg statt. Der Japanologentag, dessen Tradition bis in die 1930er Jahre zurück reicht, führt Personen aller geisteswissenschaftlichen Disziplinen zusammen, die sich wissenschaftlich unter Nutzung von japanischsprachigen Quellen im deutschen Sprachraum mit Japan befassen. Neben den über 100 Vorträgen in den etablierten Sektionen Geschichte, Gesellschaft, Informationswissenschaft, Kunst, Linguisitik, Literatur, Medien, Philosophie, Politik, Recht, Religion, Theater, Wirtschaft gab es zahlreiche Panels, die sich u.a. mit der gegenwärtigen Situation der Japanwissenschaften an den Universitäten des deutschsprachigen Raumes befassten, wobei insbesondere die Gewichtung der Publikationen, sowie die nötige Sprache derselben zur Erzielung wissenschaftlicher Anerkennung, die BA und MA Studiengänge zehn Jahre nach Bologna usw. zur Diskussion kamen. Der Japanologentag, der eine erhebliche finanzielle Förderung seitens der Japan Foundation genoss, wurde von ca. 300 Personen besucht.Die Festrede hielt JSPS Berater Prof. Dr. Ishii Shiro, ein anerkannter Rechtshistoriker, über „Recht und Ritual im japanischen Mittelalter“. Diejenigen Teilnehmer des Japanologentages, die in der Vergangenheit von JSPS gefördert worden waren, lud das JSPS-Büro Bonn während der Tagung in Halle zu einem Empfang ein. In diesem Rahmen konnte der Club-Vorsitzende Menkhaus die Aktivitäten des JSPS-Clubs vorstellen. Anders als etwa in den USA herrscht im deutschsprachigen Raum die unrichtige Ansicht vor, JSPS fördere nur Naturwissenschaftler. Aus diesem Grunde ist die Anzahl der Geisteswissenschaftler, die um ein Stipendium von JSPS nachsuchen vergleichsweise gering und auch die Mitgliedschaft im Club zwischen Natur- und Geisteswissenschaftlern nicht ausgewogen. Der Club versucht einiges, um diese Situation zu verbessern.
Prof. Dr. Heinrich Menkhaus; Meiji University
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Redaktion: Ingrid Fritsch
Mitarbeit: Meike Albers
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