Neues vom JSPS-Club 01/2004


Unsere neu eingerichtete Veranstaltung "Mitglieder laden Mitglieder ein" fand zum ersten Mal am 21./22. November 2003 statt. Prof. Dr. Heinrich Menkhaus hatte alle Clubmitglieder nach Marburg an das Japan-Zentrum der Philipps-Universität zu einem wissenschaftlichen und kulturellen Programm eingeladen. Zwar war die Teilnehmerzahl nur verhältnismäßig gering, doch gab es durchweg derart positive Resonanz, dass an eine Fortsetzung der Veranstaltungsreihe auch in 2004 gedacht ist.

Die Beiträge von Dr. Neumann und Prof. Dr. Schult geben einen Eindruck vom Charakter der Veranstaltung in Marburg.


Mitglieder laden Mitglieder ein

Das Japan-Zentrum der Philipps-Universität Marburg besuchten Mitglieder des JSPS-Clubs und die Mitarbeiter des Bonner JSPS-Büros auf Einladung von Herrn Prof. Menkhaus am 21. und 22.11.2003. Die Tradition der Japanwissenschaften an der Philipps-Universität geht auf das Jahr 1878 zurück, in dem J. J. Rein eine Vorlesungsreihe über die Geographie Japans begann. Heute sind vier Fachrichtungen am Japan-Zentrum vertreten: Rechtswissenschaft, Religion und Geistesgeschichte Japans, Gesellschaft und Geschichte sowie Wirtschaft. Die vier Professoren sind in ihrem jeweiligen Fachbereich verankert, wo die Studenten die Grundlagen und Methoden ihres Fachs erlernen. Das Japan-Zentrum verfügt an zentralen Einrichtungen über ein Sprachenzentrum, wo in 10 Semesterwochenstunden intensiv Japanisch gelehrt wird, über einen Bereich für Information und Dokumentation sowie über eine umfangreiche Bibliothek mit 34.000 Bänden und über 340 laufenden Zeitschriften. Der Anteil japanischsprachiger Literatur beträgt etwa 70% und versetzt die Studenten am Japan-Zentrum in die Lage, nach Absolvieren von Sprachkurs und Japan-Aufenthalt im Hauptstudium Arbeiten auf der Basis von japanischer Originalliteratur durchzuführen.

Während am Nachmittag des 21.11. interessierten Professoren und Dozenten der Philipps-Universität von den Mitarbeitern des Bonner JSPS-Büros Förderungsmöglichkeiten durch die JSPS vorgestellt wurden, konnten die Mitglieder des JSPS-Clubs mehr über die Arbeit im Japan-Zentrum erfahren.

Herr Prof. Pauer sprach über Japans industrielle Revolution. Er wies nach, dass Japan nach 1853 nicht wie häufig behauptet einen Sprung vom „finsteren Mittelalter“ in die Neuzeit tat. Vielmehr wurden vom Ausgangspunkt eines hohen wissenschaftlichen und kulturellen Niveaus in der Meijizeit nach der Öffnung des Landes ausländisches Wissen und Technologie übernommen und rasch weiterentwickelt.

Über Pilgerfahrten in Japan referierte Herr Prof. Pye. Noch heute existieren zahlreiche Pilgerwege in Japan, wobei wie auf Shikoku oder in der Kanto-Region meist 33 Orte besucht werden müssen. Die teils religiös, teils touristisch motivierte Fahrt nahm früher für Fußreisende etwa 60 Tage in Anspruch. Heute reichen 2 bis 3 Wochen aus, wobei detaillierte Karten und Führer eine effiziente Bewältigung der Wege fördern. Bei jedem Besuch lässt der Pilger ein Bittkärtchen zuruük, er führt eine religiöse Handlung aus, und er erhält nach jedem Besuch gegen Bezahlung einen Stempel.

Herr Prof. Menkhaus stellte in seinem Vortrag die Frage: Japanisches Recht – Made in Germany? Im Vertrag von Kanagawa von 1853 war Japan kein souveräner Status zuerkannt worden. Die Signatarstaaten, zu denen ab 1861 auch Preußen gehörte, waren aber bereit, diesen Status zu ändern, wenn Japan ein modernes Rechtssystem einführte. Das französische Recht wurde lange als Grundlage für ein neues japanisches Rechtssystem studiert. Doch dann beeindruckten der Sieg Preußens über Frankreich sowie die Rolle des deutschen Kaisers die Japaner so stark, dass Elemente des preußischen Rechts übernommen wurden. Allerdings traten damals bereits entscheidende Abweichungen vom preußischen Recht auf. Der Einfluss deutschen – genauer preußischen Rechts – blieb zeitlich und inhaltlich begrenzt.

Ein Empfang im Gewölbekeller mit einem gemeinsamen Abendessen sowie eine Stadtführung durch die traditionsreiche Stadt Marburg, deren Leben auch heute noch stark von der Universität geprägt wird, rundeten die beiden Tage ab.

Leider waren nur wenige Mitglieder des JSPS-Clubs dieser ersten Einladung eines der Mitglieder des Clubs gefolgt. Die beiden interessanten Tage in Marburg sollen nur der Auftakt weiterer Einladungen von Mitgliedern für Mitglieder sein, denen eine weitaus stärkere Beteiligung zu wünschen bleibt.

Ludger Neumann

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Nach einer gemütlichen, kurzweiligen Fahrt durch das nordhessische Hügelland trafen wir so zeitig in Marburg ein, dass wir bequem im Europäischen Hof das Zimmer beziehen, das Auto in der Tiefgarage lassen und uns per pedes zum Japanzentrum begeben konnten. Das Wetter war besser als man das nach der Jahreszeit hätte erwarten können.

Der Geschäftsführende Direktor des Japan-Zentrums, Prof. Dr. Heinrich Menkhaus, der Gastgeber des ersten „Mitglieder laden Mitglieder ein“, machte uns in einem ersten Schritt mit der Struktur und den Aufgaben dieses Zentrums vertraut. Das war sehr nützlich, da dieses Zentrum doch ein gewisses Maß an Einzigartigkeit auszeichnet. Danach überzeugte uns sein Kollege Prof. Pauer davon, dass Japans Industrielle Revolution doch eher eine, wenn auch zügige, Evolution war, nach der Öffnung Japans für den Westen.

Die anschließende Kaffeepause ließ keine Wünsche übrig. Sie tat den Senioren besonders gut, die sich sonst nach dem Mittagsschläfchen einen Kaffee gönnen. Danach plauderte Prof. Pye über etwas, woran der normale Japanbesucher überhaupt nicht denkt, selbst wenn er die verschiedenen Shinto-Schreine oder Buddha-Tempel besucht und bewundert hat: über Pilgerfahrten in Japan. Mit einer enormen Auswahl verschiedenartigsten Informationsmaterials hat er beim Zuhörer den Wunsch geweckt, eigentlich doch einmal, beim nächsten Japanbesuch, eine solche Pilgerfahrt mitzumachen, am liebsten gemeinsam mit Michael Pye. Pilgerfahrt? Nur, wenn die Zeit, wie meistens, zu knapp ist. Leistungsgerecht und echt wäre sie nur zu Fuß. Aber das bleibt für die meisten für uns doch nur ein Traum.

Dennoch – pilgerten wir dann vom Japan-Zentrum zum Gewölbekeller unweit der Grabstätte der heiligen Elisabeth. Professor Tanaka hatte hier zum Empfang geladen und uns, wie üblich, verwöhnt. Können wir ihm dafür eigentlich adäquat danken?

Am Samstag führte uns Prof. Menkhaus durch das Japan-Zentrum. Dieser zweite Schritt und der überaus interessante Vortrag über das japanische Recht, in dem uns Herr Menkhaus sehr detailliert darlegte, wie das französische und auch das englische Recht einwirkten auf das japanische Recht, das sich doch überwiegend auf deutsches Recht stützt, war eine vollkommene Abrundung der Einführung vom Vortag. Ein japanischer Freund, mein JSPS-Gastgeber 1983 im RCNP, Osaka, hat mir einmal gesagt: „Einmal sehen ist besser als 100-mal hören und einmal anfassen ist besser als 100-mal sehen!“ Am Freitag haben wir zuerst gehört, dann aber gesehen und angefasst, besonders am Samstag. Ab etwa 11 Uhr hat uns Frau Kloerss durch die Stadt geführt. In diesen, fast zwei Stunden, hat sie uns die schönsten und wichtigsten Gebäude und Plätze gezeigt und ihre Erklärungen mit historischen Leckerbissen angereichert. Diese Stadtführung war ein vollkommener Abschluss des offiziellen Programms. Wir mussten leider aufbrechen, da wir daheim Besuch bekamen. Unsere Zeit reichte nicht für das gemeinsame Mittagessen.

Herzlichen Dank den Organisatoren für ihre Mühe mit der Vorbereitung und Durchführung des sehr gelungenen JSPS-Treffens! Wer nicht nach Marburg gekommen war, hat etwas versäumt!

Otto Schult

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