Neues vom JSPS-Club 03/2008

 

„Mitglieder laden Mitglieder ein“ in Bochum


Zum diesjährigen Treffen luden die Organisatoren Prof. Uwe Czarnetzki, Prof. Werner Meyer und Prof. Matthias Rögner am 17. und 18. Oktober nach Bochum ein.

Die Zusammenkunft mit etwa 60 Teilnehmern begann im Anschluss an eine Informationsveranstaltung der JSPS zu „Studieren und Forschen in Japan“ am frühen Freitagnachmittag im Veranstaltungssaal der Universität Bochum. Zuerst hießen die Organisatoren, Vertreter der Universität, der JSPS und des Ministeriums sowie der japanische Generalkonsul die Gäste willkommen. Prof. Meyer stellte die wissenschaftliche Vielfalt der Universität Bochum heraus, Herr Generalkonsul Maruo erwähnte seine erste Deutschlandreise 1976, auf der er in Bochum einen Russisch-Sprachkurs am Landesspracheninstitut absolvierte. Frau RD Munsel vom MIWFT (Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen) sprach auch über ihre eigenen Japan-Erfahrungen, unter anderem anlässlich einer offiziellen Japanreise im Jahr 1997. Der Rektor der Universität, Prof. Weiler, erläuterte die Bedeutung von Bochum als Standort der Japanforschung. Prof. Kodaira, der neue Leiter der JSPS Geschäftsstelle Bonn, verbrachte schon 1961 als Astrophysiker eine Zeit in Deutschland. Er schilderte Chancen, Probleme und Missverständnisse in der internationalen Zusammenarbeit zwischen deutschen und japanischen Astronomen. Die Begrüßung wurde abgeschlossen durch einen Vortrag des Vorsitzenden des JSPS Clubs, Prof. Menkhaus  von der Meiji -Universität, Tokyo.

Es folgten Kurzvorträge Bochumer Wissenschaftler mit Japan-Bezug in den verschiedensten Disziplinen. Prof. Regine Mathias vom Institut für Ostasienwissenschaften beschrieb in ihrem Beitrag die Entwicklung ihres Institutes, von den Anfängen 1965 bis heute. Sie illustrierte die Rolle des Ostasienwissenschafteninstituts in der modernen und klassischen Sprachausbildung mit den zwei Schwerpunkten der japanischen Geschichte und der japanischen Sprache.

Dr. Jochen Pleine vom Landesspracheninstitut gab einen Überblick des Sprachkurs- Angebots seines Instituts, welches seit kurzem in die Universität Bochum integriert worden ist. Das LSI ist ein Zentrum des Sprachunterrichtes in Deutschland mit Intensivkursen nicht nur in japanischer Sprache (Japonicum), sondern auch am Sinicum, Russicum und Arabicum. Die Teilnehmer, sowohl Studierende der Ostasienwissenschaften oder anderer Fachrichtungen, als auch Berufstätige wohnen während der 2-3 wöchigen Kurse im Gästehaus des Instituts.

Prof. Karin Kleppin vom Zentrum für Fremdsprachenausbildung der Universität Bochum stellte die Sprachausbildung vor. Diese beinhaltet sowohl Streukurse während des Semesters als auch Intensivkurse in der vorlesungsfreien Zeit. Eine besondere Variante des Japanischlernens ist nicht nur der Gebrauch moderner Medien wie Internet-Lexika, sondern auch die Zusammenführung von Japanern, die Deutsch lernen, mit Deutschen, die Japanisch lernen möchten. Auf diese Weise können beide Teilnehmer ihre Erfahrungen mit Personen des jeweils anderen Landes vertiefen. Yoshiko Watanabe-Rögner erläuterte das Japanisch-Angebot des Zentrums und betonte die Wichtigkeit von situationsgerechtem Sprechen, der korrekten Mimik und Redeweise sowie kultureller Hintergrundinformationen.

Prof. Wolfgang Klenner wies in seinem Vortrag zur Wirtschaft Ostasiens darauf hin, dass das Potenzial einzelner ostasiatischer Länder an der Anzahl der Studierenden, die sich mit Ländern wie China oder Japan beschäftigen, abzulesen sei. Während etwa in den 80er Jahren China beliebter war, stieg die Anzahl der an Japan Interessierten in den 90ern. Damals wurde sogar darüber diskutiert, ob der Yen den Dollar als weltweit führende Währung ablösen könne. Während Anfang der Jahre 2000 das Hauptinteresse wieder in Richtung China schwenkte, war in den letzten Jahren ein rückläufiger Trend zu beobachten. Der an Prof. Klenner’s Institut angebotene Studiengang kombiniert das Studium der Wirtschaft mit dem Erlernen einer ostasiatischen Sprache.

In den darauf folgenden Vorträgen stellten die drei Organisatoren des Treffens ihre persönlichen Japan Erfahrungen sowie ihre wissenschaftlichen Kollaborationen mit Japan und japanischen Forschern vor.

Prof. Uwe Czarnetzki berichtete über die Aktivitäten seines Lehrstuhls, unter anderem im Rahmen des Jahres „Deutschland in Japan“ 2005. Gemeinsame Symposien und Stipendienprogramme, welche die Forschungsaufenthalte von Gastwissenschaftlern, Doktoranden und Studenten ermöglichen, bilden einen wichtigen Aspekt der Kollaboration. Ein Video veranschaulichte sein Forschungsgebiet, die Plasmaphysik, sowie die internationalen gemeinsamen Trainingsprogramme mit japanischen Forschergruppen.

Prof. Werner Meyer führte in die Welt der Zehnerpotenzen ein. In seiner Forschungsgruppe werden die Elementarteilchen des Atomkerns, insbesondere deren Kreiselbewegung, der„spin“, untersucht. Dazu werden enorme Teilchenbeschleuniger benutzt, mit denen die kleinsten Elementarteilchen nachgewiesen werden können. Er beschrieb auch gegenwärtige Anwendungen, etwa das magnetische Resonanz-Imaging in der Medizin. Prof. Meyer, der schon 1968 eine wissenschaftliche Kollaboration mit japanischen Forschern begann, wies darauf hin, wie wichtig gegenseitiges Verständnis und Neugierde für eine gute wissenschaftliche Kooperation seien und wie aus Zusammenarbeit schließlich Freundschaft entstehen könne.

Prof. Matthias Rögner reiste Ende der 70er Jahre zum ersten Mal nach Japan, um Bakterien aus heißen vulkanischen Quellen zu studieren. Die Photosynthese der Cyanobakterien, die in seiner Forschungsgruppe untersucht werden, ist verantwortlich für ~50% des Luftsauerstoffs. Eine technische Nutzung der besonderen Eigenschaften von Photosynthese-Proteinen als extrem selektive Katalysatoren ist ein faszinierendes Zukunftsszenario. Insbesondere die Kombination von Photosynthese mit Wasserstoff produzierenden Enzymen könnte einen wichtigen Beitrag zur Wasserstoffwirtschaft leisten. Im Laufe der Jahre hat Prof. Rögner durch eigene Besuche in Japan sowie die Einladung japanischer Gastwissenschaftler kontinuierlich den Austausch mit japanischen Kollegen gefördert.

Nach der Kaffeepause beschrieb Prof. Norbert Brockmeyer Aufbau und Ziele des Kompetenznetzwerks HIV/AIDS. Das Ziel dieses Netzwerkes besteht in der Schaffung eines breiten Ansatzes zur AIDS Bekämpfung, angefangen bei der Grundlagenforschung und der Diagnose, bis hin zu psychologischen und sozialen Aspekten von AIDS. Die enge Verzahnung von Forschung und Versorgung ist hierbei ein Hauptanliegen. Internationale Zusammenarbeit innerhalb und außerhalb Europas, unter anderem mit Japan, ist ein wichtiger Aspekt des Netzwerkes. So wurden im Rahmen des „Deutschland in Japan“ Jahres 2005 und auch danach gemeinsame Symposien abgehalten. Vor allem jungen Wissenschaftlern soll diese Zusammenarbeit Perspektiven bieten.

Im Anschluss an die Vorträge gab es Gelegenheit zur Besichtigung des botanischen Gartens mit dem chinesischen Garten, einem echten Kleinod direkt neben den Universitätsgebäuden. Die Gäste konnten eine beeindruckende Aussicht auf das Bergische Land mit Herbstblättern in allen Farben genießen.

Im Tropenhaus gab es exotische Pflanzen wie Wasserhyazinthen, Bromelien und Ameisenpflanzen zu sehen. Die fachkundige Führung erklärte viel Wissenswertes über den botanischen Hintergrund. Der chinesische Garten lässt einen die europäische Umgebung vergessen, insbesondere der von Mauern eingefasste Garten mit Teich, Felsen und Bäumen versetzt den Besucher plötzlich nach Ostasien.

Während und nach dem Abendessen im Veranstaltungszentrum bestand dann viel Gelegenheit zu fachlichen und persönlichen Gesprächen in einer ungezwungenen Atmosphäre.

Am nächsten Morgen begann die Stadtrundfahrt per Bus in der Innenstadt entlang des Ringes. Es gab nicht nur bekannte Bochumer Attraktionen zu sehen, wie Bergbaumuseum, Starlight Express oder die Jahrhunderthalle; im südlichen Bereich bot die Stadt viel Grün, was die meisten Teilnehmer wohl überrascht haben wird. Auch die Universität zeigte von Süden her betrachtet einen malerischen Anblick. Auf dem Rückweg zum Hauptbahnhof gewann man einen Eindruck vom Ruhrtal und fuhr auch an einer ehemaligen Bergbausiedlung vorbei.

Als Ausklang der Veranstaltung fand das gemeinsame Mittagessen im Bochumer Zentrum statt. Anschließend folgte speziell für die jüngeren Teilnehmer des JSPS- Summer Programs am Nachmittag noch ein vom JSPS-Club organisiertes Zusammensein.

„Mitglieder laden Mitglieder ein“ in Bochum war ein sehr facettenreiches, interessantes Treffen, bei dem man vieles über Bochum lernte und inspirierende Vorträge mit Japanbezug zu hören bekam.

Ein herzlicher Dank an die Organisatoren!

Dirk Bald, Vrije Universiteit Amsterdam

 

JSPS Summer Program 2008: Persönliche Erfahrungen aus Tokyo

Biru hitotsu o onegai shimasu“ (Ein Bier, bitte.). Das ist das erste, was man in Japan lernt. Denn das braucht man (diesen Satz und das Bier) bei all den Eindrücken, die hier gleichzeitig auf den Neuankömmling einstürzen.

Wie ich älteren Berichten entnehmen konnte, hat das JSPS Summer Program (genauere Informationen unter www.jsps.go.jp/english/e-summer/index.html) über die Jahre keine wesentlichen Änderungen erfahren. Dies liegt sicher daran, dass das Programm nach wie vor wirklich sehr gut ist. Zu meiner Person: Ich bin Betriebswirtin und habe den Aufenthalt in Tokyo am National Graduate Institute for Policy Studies verbracht.

Zunächst: Die (sehr sanft auf den Kulturschock vorbereitende) Einführungswoche mit Sprachkurs, Einführung in die japanische Hochschullandschaft und Kultur. Hier wird es – insbesondere mit dem Aufenthalt bei den japanischen Gastfamilien – von Tag zu Tag „japanischer“. Bei der Poster Präsentation erhält man Einblick in die unterschiedlichsten, zumeist naturwissenschaftlichen Forschungsbereiche, man staunt über mutierende Fische, diskutiert über länderspezifisches Gebärverhalten und lässt sich über das Gehirn von Fruchtfliegen aufklären. Vorher wusste ich - als Nicht-Naturwissenschaftlerin - nicht einmal von der Existenz der meisten Themenbereiche. Der schönste Moment war für mich der Abend, an dem man den Mount Fuji sehen konnte. Tut mir leid, die drinnen stattfindende Teezeremonie habe ich gegen eine Bierzeremonie mit Sonnenuntergang vor dem Fuji ausgetauscht.

Dann: Tokyo. Da diese Stadt bereits keinen Anfang und kein Ende zu kennen scheint, fällt es auch schwer, Anfang und Ende in einem Bericht zu finden. Ich kam an und fühlte mich wie „neu geboren“: ich verstand nichts, ich konnte mich nicht (bzw. sehr begrenzt) mitteilen, die Welt hatte sich für mich in ein großes Rätsel verwandelt. Man sieht Dinge, die man nicht kennt, hört Wörter, die man nicht versteht und isst Nahrung und weiß nicht unbedingt, was es ist. Manchmal isst man etwas, hat keine Ahnung, ob es salzig oder süß ist. Nachdem man es gegessen hat, weiß man es auch nicht. Hier fängt die Forschung an.

Äußerst hilfreich war der Sprachkurs in der ersten Woche. Am ersten Abend allerdings, als ich alleine im Restaurant saß, ist mir nur noch „Watashi wa Carmen desu.“ (Ich bin Carmen.) und „O genki desu ka?“ (Wie geht es Ihnen?), eingefallen.

Anders hingegen im Institut. Obwohl man hier Englisch spricht, braucht man eigentlich gar keine Sprache. Meine Wünsche wurden mir nahezu von den Augen abgelesen. Ich bekam ein Büro mitten in Roppongi, jegliche Arbeitsmittel standen mir zur Verfügung, und ich hatte immer eine Ansprechpartnerin (wobei man natürlich sich auch vor dieser nicht ständig die Blöße geben mag, dass man nicht weiß, wie man ein Duschgel von einem Shampoo im Supermarkt unterscheiden soll). Es war alles perfekt organisiert. Insbesondere für mich war das Bemühen des Professors sehr positiv, mir weitere Kontakte in Japan zu verschaffen.

Nach zwei, drei Wochen hatte ich von dem Rätselraten genug. Ich wollte wieder reden. Nicht nur im Institut, nicht nur mit Kollegen, ich wollte anderen mitteilen, was ich erlebt hatte. Ich fing an, mich einsam zu fühlen, weil ich den in Europa üblichen Augenkontakt auf der Straße, in der U-Bahn und den Geschäften vermisste. Automatisch landet man in Ausländerbars und erlebt die Solidarität der Ausländer in Japan. Auch wenn man Japan liebt, ist es hilfreich, wenn man mit Gleichgesinnten über das Anderssein reden kann.

Nach fünf, sechs Wochen wollte ich endlich einmal wieder meine Ruhe. Tokyo ist laut. Zwar sprechen die Japaner auf der Straße nicht und im Allgemeinen auch leise, dafür spricht aber alles andere sehr laut: Die U-Bahn sagt nicht nur „Tsugi wa Roppongi!“ (Nächster Halt Roppongi), sie spricht noch viel mehr und hat eine unglaubliche Vielfalt an Tönen parat. Auch mein High-Tech-Appartement hat versucht, sich mit mir zu unterhalten. Ich habe es leider nie verstanden. Die Frauenstimme, die nach meinen verzweifelten Versuchen, warmes Wasser zu bekommen, aus einem der vielen Displays mit unzähligen Knöpfen mir auf japanisch erklärt hat, was ich gerade eingestellt habe, hat ihre Ausführungen umsonst gemacht. Auch die Männerstimme, die mich nachts - parallel zu einem Display mit Flammen und einer kleinen Sirene - manchmal geweckt hat, hat sich vergebens um mich bemüht. Wenigstens war ich so nie allein im Appartement. Aber es wird anstrengend. „I need a tree. A silent tree“, habe ich verzweifelt zu einem meiner neuen japanischen Freunde gesagt. Aber - um ehrlich zu sein - sicher war ich mir nicht, dass in Japan nicht auch die Bäume mit mir sprechen wollen.

Viel zu schnell war die Zeit vorbei. Alle Teilnehmer haben sich zur Abschlussveranstaltung in Tokyo eingefunden. Ich hatte das Gefühl, dass die Aufregung, sowie die Erfahrungen, die die ca. 120 Teilnehmer in den letzten Wochen gemacht hatten, so stark den Raum füllten, dass sie in dem großen Keio Plaza Hotel gar keinen Platz hatten. Dann saß ich auf einmal im Flugzeug. Zwar freute ich mich auf ein deutsches Schnitzel, hatte aber Tränen in den Augen, weil ich doch gerade erst angefangen hatte, die Rätsel zu lösen und ich wusste, dass ich unbedingt so schnell wie möglich zurück müsse.

PS: Übrigens bin ich an einem Wochenende nach Hakone zum Wandern gefahren. Und ich kann versichern, die Bäume sprechen nicht.

Carmen Bachmann, Universität Augsburg

 

Personalwechsel im JSPS Büro Bonn

Nach genau 13jähriger Tätigkeit als Leiter des JSPS-Büros in Bonn ist Prof. Dr. Yasuo Tanaka auf dem diesjährigen Empfang der JSPS in Bonn am 21. August von dem Präsidenten der Japan Society for the Promotion of Science, Prof. Motoyuki Ono, feierlich verabschiedet worden. Im Sommer 1995 trat Prof. Tanaka, der sich gerade zu einem längeren Forschungsaufenthalt als Preisträger der Alexander von Humboldt-Stiftung am Max-Planck Institut für extraterrestrische Physik in Garching befand, die Nachfolge von Prof. Dr. Eiichi Arai als Leiter des Bonner JSPS-Büros an.

Der JSPS-Club, der im selben Sommer gegründet wurde, genoss während dieser langen Phase nicht nur das Wohlwollen, sondern eine besondere Förderung durch Prof. Tanaka. Ohne diese Förderung wäre das Wachstum der jetzt fast 250 Mitglieder umfassenden Organisation nicht möglich gewesen. Dem Vernehmen nach wird Prof. Tanaka in Deutschland bleiben. Er hat den Antrag auf Mitgliedschaft im Club gestellt, die der Vorstand schon angenommen hat. Wir werden Prof. Tanaka und seine Ehefrau also bei unseren künftigen Veranstaltungen begrüßen können. An dieser Stelle möchte der Club seinen herzlichen Dank für die lange Zeit der Förderung und die gute Zusammenarbeit aussprechen.

Sein Nachfolger, Prof. Dr. Keiichi Kodaira, ist beim JSPS-Empfang vorgestellt worden. Er ist, wie schon Prof. Tanaka, Astrophysiker und mit Deutschland lange vertraut. Als DAAD-Stipendiat hat er in Kiel promoviert und war im Laufe seiner Karriere Leiter der japanischen Sternwarte und Präsident einer recht neuen staatlichen Universität (Sokendai), die nur Graduiertenstudiengänge anbietet. Mit Prof. Kodaira möchte der Club an seine bisherige Arbeit anknüpfen und hofft auf eine gute Zusammenarbeit.

Neben dem Leiter des JSPS-Büros in Bonn gibt es einen ebenfalls von JSPS entsandten Geschäftsführer. Das war bis zum Sommer diesen Jahres Frau Sawa Koyama, die nach Japan zurückgekehrt ist. Frau Koyama war insgesamt fast zwei Jahre im Amt und hat in dieser Zeit mit großem Engagement die erheblich gewachsene Arbeit des Büros bei einer vergleichsweise dünnen Personaldecke geschultert. An ihre Stelle ist Herr Hirohisa Miyamoto getreten, der schon von 2002 an für ein Jahr im Bonner Büro tätig war und deshalb mit den Herausforderungen vertraut ist. Auch bei Frau Koyama möchte sich der Club für die gute Zusammenarbeit bedanken und der Hoffnung Ausdruck geben, dass auch mit der neuen Geschäftsführung eine gute Zusammenarbeit entsteht.

Heinrich Menkhaus, Meiji University

 

Neues Vorstandsmitglied

Die Mitglieder des Clubs kennen Sabine Ganter-Richter von den gemeinsamen Veranstaltungen des Clubs mit JSPS, aber auch als rundum informierte Ansprechpartnerin im JSPS-Büro Bonn. Dort wurde sie 1994 auf Teilzeitbasis eingestellt, u.a. mit dem Ziel, die Gründung und Arbeit einer Alumni-Vereinigung der ehemaligen deutschen Stipendiaten der Japan Society for the Promotion of Science in der täglichen Verwaltungspraxis zu begleiten. Diese Aufgabe hat sie mit bewundernswerter und den Club wie auch JSPS überaus zufriedenstellender Energie über all die Jahre geleistet.

Zum 1. Oktober 2008 aber hat sie das JSPS-Büro verlassen, um für die DFG in einer Vollzeitposition die Kooperation mit Japan und Korea aus Bonn heraus zu betreuen. Die von Sabine Ganter-Richter im Laufe der Jahre erworbene Expertise wollte der Club auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Büro gern weiter nutzen. Deshalb hat der Vorstand sie in seiner Sitzung am 22. August in Bonn in den Vorstand für das Ressort Öffentlichkeitsarbeit kooptiert. Sabine Ganter-Richter hat im Jahr 1994 an der Universität Bonn den Abschluss als Diplom-Übersetzerin sowohl für Japanisch als auch Koreanisch erworben. Der Übersetzungstätigkeit ist sie neben ihrer Teilzeitbeschäftigung für das JSPS-Büro als Freiberuflerin weiter nachgegangen. Im Jahr 2007 hat sie die Mitgliedschaft im Club erworben.

Heinrich Menkhaus, Meiji University

 

Deutsch-Japanische Tagung „Qualität des Lebens und Arbeitslebens im Vergleich" vom 28. bis 31. August 2008 in Osnabrück

Es handelte sich um die 10. Tagung der Deutsch-japanischen Gesellschaft für Sozialwissenschaften, die von der Forschungsstelle Japan der Universität Osnabrück in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Osnabrück (www.vhs-os.de) sowie der Hans Böckler Stiftung (www.boeckler.de) durchgeführt wurde. Die deutsch-japanische Gesellschaft für Sozialwissenschaften (www.germjapsocsc.org) ist ein Zusammenschluss von 80 WissenschaftlerInnen aus beiden Ländern. Die 1989 in Tôkyô gegründete Vereinigung, der zu gleichen Teilen ausgewiesene deutsche und japanische Sozialwissenschaftler sowie Wissenschaftler aus Nachbardisziplinen angehören, tagt im Turnus von zwei Jahren abwechselnd in Deutschland und in Japan. Die Forschungsstelle Japan der Universität Osnabrück ist die einzige derartige Einrichtung in Niedersachsen (www.fsjapan.uni-osnabrueck.de).

Unterstützt wurde die Tagung im wesentlichen vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, von der Universität Osnabrück, der Universitätsgesellschaft Osnabrück, der Deutsch-japanischen Gesellschaft Osnabrück, der Deutschen Gesellschaft der JSPS-Stipendiaten e.V. (www.jsps-club.de) sowie der Georgsmarienhütte AG (www.gmh.de).

Deutsche und japanische Sozialwissenschaftler erörterten in Osnabrück unter vergleichenden Aspekten Fragen zur Lebensqualität, zum Umweltschutz, zur politischen Partizipation oder zu den Arbeitsbeziehungen, um die Kenntnisse über gegenwärtige politische, kulturelle und soziale Besonderheiten und Prozesse in Japan und Deutschland zu erweitern. Erörtert wurden aber auch Fragen zu Internet und Demokratie, Probleme des Arbeitsmarktes und der Integration älterer Arbeitnehmer oder zum nachhaltigen Umweltschutz. „Trotz erheblicher Unterschiede in den kulturellen Traditionen zwischen beiden Ländern zeigen sich doch viele Ähnlichkeiten in der gesellschaftlichen Entwicklung der letzten Jahrzehnte, weshalb ein Vergleich dieser Prozesse besonders interessant ist“, so der Direktor der Forschungsstelle Japan der Universität Osnabrück und derzeitige Vizepräsident der Vereinigung, Professor Dr. em. György Széll. „Dies kann auch zur Überwindung ethnozentrischer Enge in den theoretischen Ansätzen beitragen.“

Die Konferenz wurde von der Vizepräsidentin der Universität Osnabrück, Prof. Dr. Beate Schücking eröffnet und fand unter Beteiligung hochrangiger Persönlichkeiten statt. So sprachen Grußworte: der japanische Generalkonsul zu Hamburg, Seisuke Narumiya, Prof. Dr. Heinrich Menkhaus, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft der JSPS-Stipendiaten e.V., Dr. Ruprecht Vondran, Präsident der Deutsch-Japanischen Gesellschaften und Vorsitzender des Deutsch-Japanischen Wirtschaftskreises sowie der vormalige Präsident des Wuppertaler Institutes für Klima, Umwelt und Energie, Prof. Dr. Peter Hennicke. Ein kulturelles Rahmenprogramm rundete den Kongress ab: Neben einem Empfang im Rathaus der Stadt sorgte zum Abschluss der bekannte Osnabrücker Künstler und „Wanderer zwischen den Welten“ und Präsident der Deutsch-japanischen Gesellschaft Osnabrück, Johannes Eidt, mit Bänkelgesängen für die kulturelle Unterhaltung der Gäste im historischen Ledenhof der Stadt.

Über siebzig TeilnehmerInnen – zu gleichen Teilen aus Deutschland und Japan – präsentierten über dreißig Beiträge in zwei Plenarsitzungen und fünf Arbeitsgruppen. Den Abschluss bildete ein Panel, an dem der Ehrenpräsident der Gesellschaft, Prof. Dr. Hans-Joachim Kornadt von der Universität Saarbrücken, der japanische Vizepräsident der Gesellschaft und Vizepräsident der Hosei Universität, Prof. Dr. Akira Tokuyasu, Prof. Dr. Florian Coulmas, Direktor des Deutschen Instituts für Japanstudien in Tokio und Dr. Wolfgang Pape von der Europäischen Kommission – bis März Generalmanager des EU-Japan Centre for Industrial Co-operation in Tokio – teilnahmen. Der Tagungsleiter und Moderator dieses Panels, Prof. Széll, stellte den Teilnehmern folgende vier Fragen, die die Gesamtdebatte recht gut wieder geben:

  1. Wie würden Sie Qualität des Lebens und Arbeitslebens definieren?
  2. Welches sind Ihrer Meinung nach die Hauptunterschiede zwischen Deutschland und Japan in dieser Hinsicht?
  3. Gibt es universelle Kriterien, um die Qualität des Lebens und Arbeitslebens zu vergleichen?
  4. Wie beurteilen Sie international vergleichende Rankings und Überwachung, um die Qualität des Lebens und Arbeitslebens zu verbessern?

Die Antworten waren – wie nicht anders zu erwarten – vielfältig und differenziert. Zweifelsohne besteht noch ein erheblicher Forschungs- und Aufklärungsbedarf in diesem Feld, wobei nicht nur quantitative, sondern auch gerade qualitative Verfahren gefragt sind.

Es ist wie in der Vergangenheit geplant, die besten und wichtigsten Beiträge in einem Sammelband zu veröffentlichen, der von Prof. Dr. György Széll, Dr. Detlev Ehrig, Dr. Uwe Staroske und Dr. Ute Széll herausgegeben werden wird.

György & Ute Széll, Osnabrück

 

Berufung des Clubmitglieds Prof. Reinhard Zöllner an die Bonner Japanologie

Mit meinem Dienstantritt als Leiter der Abteilung für Japanologie fand am 1. April ein Generationenwechsel an dieser für die deutsche Japanforschung seit vielen Jahrzehnten überaus wichtigen Einrichtung statt: Die beiden langjährigen Vertreter des Faches, die das Profil der Bonner Japanologie über Jahrzehnte geprägt hatten – Josef Kreiner und Peter Pantzer – sind in den Ruhestand getreten. Anstelle ihrer beiden C4-Professuren gibt es an der Abteilung nun eine W3-Professur sowie eine W2-Professur, für die der bisherige Oberassistent und Privatdozent der Züricher Japanologie, Harald Meyer, gewonnen werden konnte.

Mit dem Wechsel der Professorenschaft sind naturgemäß auch Wechsel im Profil der Einrichtung verbunden. Josef Kreiner war Ethnologe und legte seinen Schwerpunkt auf die Erforschung des modernen Japan. Peter Pantzer war historisch orientiert. Die beiden Standbeine in Forschung und Lehre waren daher bisher Geschichte und Wirtschaft Japans. Der historische Schwerpunkt wird durch die Neubesetzung gestärkt – neben mir als ausgebildetem Fachhistoriker wirkt mit Harald Meyer ein u.a. ebenfalls durch historische Forschungen hervorgetretener Kollege. Wirtschaftsspezialisten sind wir jedoch beide nicht. Unser Programm richtet sich vielmehr auf eine kulturwissenschaftliche Gesamtschau Japans in Vergangenheit und Gegenwart, in der Wirtschaft und Gesellschaft selbstverständlich gebührender Platz eingeräumt wird.

Möglicherweise noch bedeutender als dieser Nachvollzug des in anderen Disziplinen längst vollzogenen Cultural Turn wird der Paradigmenwechsel hin zu einer transnationalen, regional verankerten Japanforschung sein. Ausgangspunkt ist dabei die Feststellung, dass in einer zunehmend von Globalisierung und Regionalisierung (zwei nur scheinbar widersprüchlichen, in Wirklichkeit einander ergänzenden Tendenzen) geprägten Welt die Betrachtung einer isolierten Kultur nicht viel Sinn haben kann. Die Japanologie muss sich von dem Sakoku-Denken, dem sie sich als Nationalphilologie lange verschrieben hatte, lösen und untersuchen sowie vermitteln, wie sich Japan in regionale und globale Bezüge einordnet.

Dieser Prozess hat in Bonn schon vor fünf Jahren begonnen, als die damaligen Seminare der orientalisch-asiatischen Fächer als Abteilungen in das neue Institut für Orient- und Asienwissenschaften (IOA) integriert wurden und mit der Konstruktion eines gemeinsamen Bachelor-Studiengangs begonnen wurde. Seit dieser eingeführt wurde, gibt es eine Japanologie im traditionellen Sinne in Bonn nicht mehr. Die Bachelor-Studenten beginnen mit Überblicksveranstaltungen über ganz Asien, wenden sich dann einzelnen Regionen wie Ostasien zu und konzentrieren sich schließlich auf diejenigen Länder, mit denen sie sich auch im daran anschließenden Masterstudium intensiver beschäftigen sollen. Neu ist zudem ein strukturierter Promotionsstudiengang als Gesamtvorhaben des IOA, durch den ebenfalls eine engere Zusammenarbeit der einzelnen Abteilungen inspiriert werden soll.

Mein besonderes Interesse gilt in diesem Prozess dem Ausbau des Korea-Bereichs innerhalb der Abteilung. Die Studierenden sollen Japan in seinem Wechselspiel mit den ostasiatischen Nachbarn erforschen, doch neben der ebenfalls seit langem etablierten Sinologie ist die Koreaforschung in Japan bislang nur schwach ausgebaut gewesen. Ich habe daher für den Bereich Korea eine eigene Mitarbeiterstelle eingesetzt und hoffe noch auf weitere Verstärkung. Die Abteilung hat sich nunmehr auch in Abteilung für Japanologie und Korea-Studien umbenannt, um ihre neue Perspektive zu dokumentieren. Planungen für gemeinsame Studiengänge und Forschungskollegs mit japanischen und koreanischen Partnern sind im Gange. Die positiven Reaktionen der ostasiatischen Kollegen zeigen, dass die Zeit für eine solche Internationalisierung der Japanforschung reif ist.

Dabei werden die bisherigen Stärken der Bonner Japanologie keineswegs vernachlässigt werden. Volks- und Betriebswirtschaft Japans werden durch jeweils eine volle Mitarbeiterstelle abgedeckt, ebenso die Gesellschaft. Stärker als bisher werden Literaturwissenschaft (Meyer) und Populärkultur (Zöllner) berücksichtigt. Und selbstverständlich bildet die hervorragende Abteilungsbibliothek, die von einem eigenen Bibliothekar betreut wird, weiterhin das Rückgrat von Lehre und Forschung. Den zwei Professoren stehen so fünf Mitarbeiter und ein Bibliothekar auf vollen Stellen sowie zwei teilzeitbeschäftigte Sekretärinnen zur Seite – darunter zwei Japaner und ein Koreaner. Das Team ist also gut aufgestellt für die durchaus ehrgeizigen Ziele, die es sich gesetzt hat.

Prof. Dr. Reinhard Zöllner
Abteilung für Japanologie und Korea-Studien
Universität Bonn
www.japanologie.uni-bonn.de/

 

!! Terminankündigung!!

Das nächste Treffen ehemaliger JSPS-Stipendiaten findet am 22. und 23. Mai2009 im Rahmen des 14. deutsch-japanischen Symposiums zum Thema „Robotics“ in Karlsruhe statt. Bitte merken Sie sich schon jetzt diesen Termin vor!

 

Impressum

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Redaktion: Ingrid Fritsch
Mitarbeit: Meike Albers
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