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Neues vom JSPS-Club 01/2007


Japanerinnen schminken sich anders. Koreanerinnen sowieso.

Bericht zur Veranstaltung „Mitglieder laden Mitglieder ein“ am 10. und 11. November 2006 in Düsseldorf.

Auf Einladung des Mitglieds Dr. Ludger Neumann, Forschungsleiter bei L’Oréal, trafen sich 35 Mitglieder des JSPS-Clubs und Angehörige am Wochenende des 10./11. November 2006 in Düsseldorf. Diese – gemessen an den Zahlen der vorangegangenen Treffen – überraschend große Gruppe hatte Gelegenheit, mehrere Programmpunkte zu genießen.

Am Freitag trafen wir uns schon um 13.00 Uhr im Düsseldorfer Ortsteil Niederkassel, um das EKO-Haus zu besichtigen und uns bei einer Führung durch Tempel, Haus und Garten den Zweck der Einrichtung, seine historischen Wurzeln und die inhaltlichen Zusammenhänge näher bringen zu lassen.

Das japanische Kulturzentrum wurde 1993 eröffnet. Gestiftet von Yehan Numata (1897-1994), buddhistischer Priester der Jōdo-shinshū Richtung, Gründer des international tätigen Unternehmens Mitsutoyo, der Gesellschaft „Bukkyō Dendō Kyōkai“ („Society for Buddhist Understanding“) und des „Numata Center for Buddhist Translation and Research“ (Berkeley), dient es der Vermittlung japanischer Kultur und Tradition in der „japanischsten“ aller europäischen Städte.

Im Tempel erhielten wir zunächst eine Einführung durch Herrn Dr. Röllicke, der uns z.B. darauf hinwies, dass die in Europa am ehesten mit Japan in Verbindung gebrachte buddhistische Richtung, der Zen-Buddhismus nämlich, dort nur eine Minderheit von knapp 10% erreicht. Weit bedeutender – und dies bereits seit inzwischen über einem halben Jahrtausend - ist der Buddhismus der Jōdo-shinshū Richtung, für den auch der Düsseldorfer Tempel steht. Über 80% der japanischen Buddhisten rechnen sich dieser Richtung zu.

Im Anschluss an die erklärende Einführung in die „Wahre Schule des reinen Landes“ wurde die Gruppe aufgeteilt und trat unter der Leitung von Herrn Röllicke und Herrn Nottelmann ihren Rundgang durch den Garten und das traditionelle japanische Haus an. Leider musste die Führung nach knapp zwei Stunden abgebrochen werden, um noch genügend Zeit für die folgenden Programmpunkte zu haben. Für alle Interessierten bietet das „EKŌ-Haus der Japanischen Kultur Düsseldorf“ nach vorheriger Anmeldung Führungen für Gruppen ab sieben Personen an; Kontakt kann aufgenommen werden unter 0211-577 918-0 und unter www.eko-haus.de.

Um 16.00 Uhr begann dann der nächste Programmpunkt: die Besichtigung von L’Oréal in Düsseldorf-Derendorf. Zunächst führte Rolf Sigmund, Sprecher der Geschäftsführung der L’Oréal-Gruppe Deutschland und Geschäfts­führer der L’Oréal Luxusmarken GmbH, in das Unternehmen ein. Ursprünglich in Frankreich zuhause (das heute noch der größte Einzelmarkt ist), operiert L’Oréal heute weltweit. Dabei setzt das Unternehmen auf die Zugkraft von großen Marken. Für mich als noch zu erschließenden Angehörigen einer wachsenden Zielgruppe (männlich, einigermaßen brauchbares Einkommen, an der Tür zum weiten Land der silver agers stehend) war z.B. neu, dass Marken wie Giorgio Armani, Bodyshop, Garnier usw. zu L’Oréal gehören. Das Unternehmen verzeichnet kontinuierlich eine positivere Entwicklung als die Branche insgesamt, erhöht also seinen Marktanteil und auch seine Performanz.

Schon bei diesem einführenden Vortrag durften die Anwesenden lernen, dass es sowohl einen Unterschied zwischen Pharmazie und Kosmetik als auch einen Unterschied zwischen Forschung und Marketing gibt. Der erste Unterschied wird beispielsweise offenbar, wenn L’Oréal keine medizinisch relevanten Aussagen zu treffen in der Lage ist und deshalb seine Produkte auch nicht mit entsprechenden Aussagen vermarktet. Anti-Aging-Creme behandelt Faltenbildung also nicht pharmazeutisch, sondern kosmetisch. Der zweite Unterschied wird deutlich, wenn man vom „Abbauen“ von Molekülverbindungen redet, obgleich es sich chemisch um das „Aufbrechen“, also das Zerstören dieser Verbindungen handelt.

Obwohl die wohl aus juristischen Gründen betonte Abgrenzung zu Pharmazie und Medizin aus L’Oréal ein Unternehmen der „oberflächlichen Veredelung“ macht, ist man dort gleichwohl schon ein bisschen stolz darauf, eine erhebliche Anzahl von Patenten zu besitzen. Nicht zuletzt seit der vor einigen Jahren erfolgten Anpassung der europäischen Rechtsprechung an internationale Gepflogenheiten (also der Reduzierung des innovativen Anteils an einem neuen Produkt als Voraussetzung zur Erlangung eines Patents) lässt sich L’Oréal hier durchaus mit pharmazeutischen Unternehmen vergleichen. Nach einem Rundgang durch die Trainingseinrichtungen, wo professionelle Anwender im Umgang mit neuen Produkten geschult werden, wurden wir mit einer großzügigen Präsenttasche verabschiedet, die einen kleinen Ausschnitt aus der Marken- und Produktpalette von L’Oréal enthielt. Ich bedanke mich an dieser Stelle ganz ausdrücklich für diese vorweihnachtliche Überraschung und will auch gar nicht mutmaßen, dass ich auf diese Weise als Neukunde gewonnen werden sollte.

Am Abend dieses schon jetzt sehr anregenden und spannenden Tages kehrten wir zurück aus japanischer Distinguiertheit und duftender Betörung. Im Traditionslokal „Zum Schiffchen“ galt es, beste Düsseldorfer Gastlichkeit zu probieren. Untermalt wurde das kulinarische Vergnügen durch eine gar lust’ge Musikantenschar, die uns auf ihren diversen Instrumenten ganz gehörig den Marsch blies. Unsere japanischen Freundinnen und Freunde werden zuhause ein neues Kapitel deutscher Herzlichkeit berichten können.

Nach einer von einigen Mitgliedern bei einer weiteren Düsseldorfer „Must See“ Einrichtung, die auf den lustigen Namen „Killepitsch“ hört und das auch so meint, unterbrochenen Fahrt zum Hotel lag die wohl verdiente Nachtruhe. Der nächste Morgen begann mit einem Vortrag des L’Oréal Forschungsleiters und JSPS-Clubmitglieds Dr. Ludger Neumann, der uns als Naturwissenschaftler in der gebotenen Ausführlichkeit, immer kompetent, nie am Publikum vorbei, die verschiedenen Forschungsebenen von L’Oréal nahebrachte. Am Beispiel der „Haarforschung“ ging er dann sogar in medias res. Ich als Soziologe mit nicht zu leugnender Distanz zu den Naturwissenschaften habe dabei eine Menge gelernt. Für mich war das „Edutainment“ vom Feinsten.

Zum Abschluss seines kurzweiligen Vortrags präsentierte uns Herr Neumann dann noch einige Clips aus der empirischen Forschung (unter dem Label „Geo-Kosmetik“) von L’Oréal, die deutlich machten, dass ein weltweit agierendes Unternehmen mit ganz unerwarteten Aspekten konfrontiert wird, die es in der Entwicklung von Produkten zu berücksichtigen gilt. Auf die bestürzte Aufforderung eines anwesenden Mitglieds, man müsse den Kundinnen doch erklären, dass man „so“ das Haarspray nicht auftragen könne, weil es so nicht wirke, erwiderte Herr Neumann – beinahe schon soziologisch –, dass man bei L’Oréal eher dazu neige, die Produkte entlang der Gewohnheiten der Kundinnen und Kunden zu gestalten.

Nicht unterschlagen werden darf eine ausgesprochen bemerkenswerte Initiative von L’Oréal, die es verdient, nachgeahmt zu werden. Unter der Überschrift „Le monde a besoin de science ... La science a besoin des femmes“ lobt L’Oréal seit 1998 im Rahmen einer Partnerschaft mit UNESCO einen Preis, den L’ORÉAL-UNESCO Award, für Wissenschaftlerinnen aus. In jedem Jahr wird dieser Preis an je eine Wissenschaftlerin aus einem Kontinent vergeben, mithin gibt es also fünf Awards pro Jahr. Diese Auszeichnung wurde schon als der Nobelpreis für weibliche Wissenschaftler bezeichnet, womit sein herausragender Stellenwert deutlich wird, nicht zuletzt begünstigt durch seine mit 100.000 US-Dollar je Preis großzügige Dotierung. Daneben werden im Rahmen dieses Programms jedes Jahr 15 Nachwuchswissenschaftlerinnen mit einem Stipendium, dem UNESCO-L’ORÉAL Fellowship, in Höhe von je 20.000,- US-Dollar gefördert. Auch hier ist neben der ausdrücklichen Förderung von Frauen, hier noch dazu in der Regel jungen Frauen, der internationale Zugang herausragend. So wurden bis heute 90 Wissenschaftlerinnen aus 55 Ländern auf diese Weise unterstützt.

Das leider viel zu frühe Ende unseres diesjährigen „Mitglieder laden Mitglieder ein“ -Treffens brachte uns dann wieder nach Japan: Im ältesten japanischen Restaurant in Düsseldorf, dem Nippon-Kan, durften wir uns über Miso-Suppe und Bento-Boxes hermachen (gelegentlich begleitet von Sake), bevor es dann Zeit zum Aufbruch war.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die daran mitgewirkt haben, dass dieses Treffen so angenehm, lehrreich und in diesem Sinne erfolgreich war, und freue mich schon jetzt auf das nächste Treffen.

Stefan Hochstadt


!! Terminankündigung !!

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