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Neues vom JSPS-Club 01/2006


Unser Mitglied György Széll, der mit JSPS 1991 und 2001 in Japan war, stellt die folgende Veröffentlichung vor:

György Széll & Ken’ichi Tominaga (eds): Environmental Challenges for Japan and Germany – Interdisciplinary and Intercultural Perspectives. Frankfurt et al., Peter Lang, 2004, 349 p., 49,80 € [ISBN 3-631-51238-4]

Der vorliegende Band präsentiert die wichtigsten Ergebnisse des 7. Kongresses der Deutsch-Japanischen Gesellschaft für Sozialwissenschaften „Umwelt im natürlichen und soziokulturellen Kontext“ am 5. und 6. Oktober 2002 an der Fakultät für Umwelt und Informationswissenschaften des Musashi Instituts für Technologie auf dem Yokohama Campus, der von Prof. em. Dr. Dr. Ken’ichi Tominaga organisiert wurde. Ken’ichi Tominaga ist einer der renommiertesten japanischen Soziologen, der bis zu seiner Emeritierung an der Universität Tokyo sowie danach an der Keio Universität gelehrt und geforscht hat. Er ist international sowohl als Max Weber- als auch als Talcott Parsons-Experte hervorgetreten. In Japan ist sein Buch zur Modernisierung Japans zu einem Standardwerk geworden, das mittlerweile auch ins Chinesische, jedoch leider weder ins Englische noch ins Deutsche übersetzt wurde. Zum Zeitpunkt des Kongresses war er langjähriger Vizepräsident der Deutsch-Japanischen Gesellschaft für Sozialwissenschaften. Der Kongress wurde u.a. unterstützt von der Japan Foundation. György Széll ist Direktor der Forschungsstelle Japan der Universität Osnabrück sowie emeritierter Professor der Hitotsubashi Universität, Tokyo, und Mitglied des EU Instituts in Japan, Tokyo Consortium. Er war u. a. Mitglied des Vorstands der Internationalen Soziologenvereinigung sowie Präsident von deren Forschungskomitees „Partizipation, Organisationsdemokratie und Selbstverwaltung“ sowie „Umwelt und Gesellschaft“.

Der Band gliedert sich wie folgt: Nach dem Vorwort der beiden Herausgeber folgt die Einleitung von Ken’ichi Tominaga “Umwelt aus der Perspektive der Handlungstheorie”. Daran schließen sich vier weitere Kapitel an: II. Epistemologische und Allgemeine Überlegungen; III. Politik; IV. Bebaute Umwelt und Kultur sowie V. Wirtschaft und Unternehmen. Aus den Überschriften wird bereits die Breite der Themen und Beiträge deutlich. Es sind Beiträge von Philosophen, Religionswissenschaftlern, Anthropologen, Soziologen, Psychologen, Politikwissenschaftlern, Demographen aber auch Forstwissenschaftlern und Architekten darunter. Es ist hier leider nicht möglich, einen vollständigen Überblick über alle 18 Artikel zu geben, deswegen seien einige exemplarisch hervorgehoben:

  • An erster Stelle sei der Beitrag von Prof. em. Dr. Dr. h.c. Erwin Scheuch von der Universität Köln, „Natur als Gegenstand von Umweltschutz“ erwähnt. Der frühere Präsident des Internationalen Instituts für Soziologie sowie Inhaber zahlreicher Ämter ist bekannt geworden als einer der führenden empirischen Sozialforscher. Er starb 75jährig kurz nach dem Kongress, so dass dieser Beitrag wohl als einer der letzten von ihm anzusehen ist. Er breitet hier sehr kritisch und wie immer empirisch abgesichert den diesbezüglichen Stand der Forschung – hauptsächlich auf Deutschland bezogen – aus.
  • Darauf folgt der Beitrag von Prof. em. Dr. Dr. h. c. Friedrich Fürstenberg von der Universität Bonn „Von der Umwelt zur Symbiose: Eine soziologische Kritik von Systemgrenzen“. Der frühere Präsident der Internationalen Vereinigung der Industriellen Beziehungen überwindet hier tatsächlich sehr abgeklärt Disziplingrenzen, was gerade für den Umweltbereich fundamental ist.
  • Spannend ist auch der Beitrag von Prof. Dr. Koichi Hasegawa von der Universität Sendai zu lesen, der eine ausgezeichnete Zusammenfassung der Entwicklung der Umweltsoziologie in Japan bringt.
  • Prof. Dr. Gesine Foljanty-Jost, Leiterin des Japanologischen Instituts der Martin-Luther Universität Halle Wittenberg und international anerkannte Expertin, berichtet über erste Ergebnisse ihres Projekts über ökologische Netzwerke in Japan und Deutschland.
  • Sehr interessant ist auch der Artikel von Prof. Dr. Kazuo Iwamura vom Musashi Institut für Technologie, der lange in Kassel gearbeitet hat, über unterbewusstes Bewusstsein über Stadtdesign von Anwohnern am Beispiel eines Stadtviertels in Yokohama.
  • Schließlich seien abschließend zwei Artikel zur Sozioökonomie erwähnt: György Széll gibt einen Bericht über ein empirisches Vorhaben, das je fünf deutsche und japanische Unternehmen im Hinblick auf Umweltmanagement verglichen hat. Dabei stellte sich heraus, dass das aus der Produktion – besonders bei Toyota – bekannte Konzept Kaizen (kontinuierlicher Verbesserungsprozess) auch für das Umweltmanagement die erfolgreichste Methode darstellt.
  • Und Shuji Yamada von der Bunkyo Universität in Kanagawa ergänzt diese Forschungsergebnisse durch eigene Untersuchungen in Japan.

Wer sich also einen guten Überblick über den Stand der Forschung im Bereich der soziokulturellen und sozioökonomischen Umweltforschung sowohl in Deutschland und Japan und insbesondere in einer vergleichenden Perspektive verschaffen will, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen. Es ist auch eine gute Mischung von Beiträgen erfahrener und jüngerer Sozialwissenschaftler. Leider ist jedoch der Frauenanteil stark unterrepräsentiert. (Eine vollständige Wiedergabe aller Beiträge des Kongresses – wenn auch nicht aktualisiert – erschien übrigens als Broschüre bereits 2003 unter Herausgabe von Ken’ichi Tominaga, Akira Tokuyasu und Makoto Kobayashi.)


!! Terminankündigung !!

2006: Treffen ehemaliger JSPS-Stipendiaten am 21./22. April in Bremen
Thema: Frontiers of Cancer Research
Bitte merken Sie sich schon heute diesen Termin vor.

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