Nachlese von Prof. Dr. Otto Schult

Prof. Dr. Otto Schult
52428 Jülich
Haubourdinstr. 4

Nach einer gemütlichen, kurzweiligen Fahrt durch das nordhessische Hügelland trafen wir so zeitig in Marburg ein, dass wir bequem im Europäischen Hof das Zimmer beziehen, das Auto in der Tiefgarage lassen und uns per pedes zum Japanzentrum begeben konnten. Das Wetter war besser als man das nach der Jahreszeit hätte erwarten können.

Der Geschäftsführende Direktor des Japan-Zentrums, Prof. Dr. Heinrich Menkhaus, der Gastgeber des ersten „Mitglieder laden Mitglieder ein“, machte uns in einem ersten Schritt mit der Struktur und den Aufgaben dieses Zentrums vertraut. Das war sehr nützlich, da dieses Zentrum doch ein gewisses Maß an Einzigartigkeit auszeichnet. Danach überzeugte uns sein Kollege Prof. Pauer davon, dass Japans Industrielle Revolution doch eher eine, wenn auch zügige, Evolution war, nach der Öffnung Japans für den Westen.

Die anschließende Kaffeepause ließ keine Wünsche übrig. Sie tat den Senioren besonders gut, die sich sonst nach dem Mittagsschläfchen einen Kaffee gönnen. Danach plauderte Prof. Pye über etwas, woran der normale Japanbesucher überhaupt nicht denkt, selbst wenn er die verschiedenen Shinto-Shrine oder Buddha-Tempel besucht und bewundert hat: über Pilgerfahrten in Japan. Mit einer enormen Auswahl verschiedenartigsten Informationsmaterials hat er beim Zuhörer den Wunsch geweckt, eigentlich doch einmal, beim nächsten Japanbesuch, eine solche Pilgerfahrt mitzumachen, am liebsten gemeinsam mit Michael Pye. Pilgerfahrt? Nur, wenn die Zeit, wie meistens, zu knapp ist. Leistungsgerecht und echt wäre sie nur zu Fuß. Aber das bleibt für die meisten für uns doch nur ein Traum.

Dennoch - pilgerten wir dann vom Japan-Zentrum zum Gewölbekeller unweit der Grabstätte der heiligen Elisabeth. Professor Tanaka hatte hier zum Empfang geladen und uns, wie üblich, verwöhnt. Können wir ihm dafür eigentlich adäquat danken?

Am Samstag führte uns Prof. Menkhaus durch das Japan-Zentrum. Dieser zweite Schritt und der überaus interessante Vortrag über das japanische Recht, in dem uns Herr Menkhaus sehr detailliert darlegte, wie das französische und auch das englische Recht einwirkten auf das japanische Recht, das sich doch überwiegend auf deutsches Recht stützt, war eine vollkommene Abrundung der Einführung vom Vortag. Ein japanischer Freund, mein JSPS-Gastgeber 1983 im RCNP, Osaka, hat mir einmal gesagt: „einmal sehen ist besser als 100-mal hören und einmal anfassen ist besser als 100-mal sehen!“ Am Freitag haben wir zuerst gehört, dann aber gesehen und angefasst, besonders am Samstag. Ab etwa 11 Uhr hat uns Frau Kloerss durch die Stadt geführt. In diesen, fast zwei Stunden, hat sie uns die schönsten und wichtigsten Gebäude und Plätze gezeigt und ihre Erklärungen mit historischen Leckerbissen angereichert. Diese Stadtführung war ein vollkommener Abschluss des offiziellen Programms. Wir mussten leider aufbrechen, da wir daheim Besuch bekamen. Unsere Zeit reichte nicht für das gemeinsame Mittagessen.

Herzlichen Dank den Organisatoren für ihre Mühe mit der Vorbereitung und Durchführung des sehr gelungenen JSPS-Treffens! Wer nicht nach Marburg gekommen war, hat etwas versäumt!

Otto Schult