Neues vom JSPS-Club 02/2020
Neues vom JSPS-Club 02/2020 (605 KB)
INHALT
- Editorial
- Verleihung des JaDe-Preises 2020
- Bericht über den 3. Workshop zu nachhaltiger Universitätsentwicklung mit Schwerpunkt auf Bildung und Verwaltung (SUDem2020)
- Teilnahme des JSPS-Clubs an der 4. #Seitenwechsler Messe in Leipzig
- JAPAN durch ZUFALL? (Teil 1)
- Publikationen von Clubmitgliedern
- Repräsentation des Clubs auf externen Veranstaltungen
EDITORIAL
CORONA UND DIE FOLGEN
von Prof. Dr. Heinrich Menkhaus, Vorsitzender und Landesbeauftragter Japan
Eigentlich sollte mit diesem Editorial die Gründung des JSPS-Clubs vor 25 Jahren gefeiert werden. Es ist anders gekommen. Die Corona-Pandemie hat den Vorstand nicht nur gezwungen, das für Mai geplante Symposium in Berlin abzusagen, sondern sie gefährdet auch die Durchführung des für den 20. November in Tokyo geplanten Symposiums, das wir wenigstens als das jährliche Clubtreffen in Japan aufrechterhalten möchten. Es ist freilich nicht das erste Mal, dass ein Virus die Aktivitäten des Vereins behindert hat. Bei unserem Symposium in Karlsruhe im Jahre 2009 grassierte die sogenannte Schweine-Grippe, was einen der Hauptredner zum damaligen Thema Robotics an der Teilnahme hinderte, nämlich den bekannten Humanoid-Roboter-Entwickler Prof. Ishiguro Hiroshi aus Osaka. Sein Vortrag konnte seinerzeit nur mit Hilfe eines vorher aufgezeichneten Videos präsentiert werden.
Virusepidemien ergreifen heutzutage also zwei geographisch so weit auseinanderliegende Gebiete wie Japan und den deutschsprachigen Raum in gleicher Weise. Oder doch nicht in gleicher Weise? Vergleicht man nämlich die täglich in den Nachrichten offerierten Zahlen von mit COVID-19 infizierten Personen und an dieser Virus-Infektion Verstorbenen, so wird ein großer Unterschied zwischen dem deutschen Sprachraum und Japan deutlich. Japan scheint mit nur ca. 18.000 Infizierten und ca. 1000 Toten weit weniger betroffen. Unterstellt man einmal, dass die Zahlen vergleichbar sind, woran allerdings Zweifel bestehen, muss man sich mit der Frage befassen, wie und warum es zu diesem Unterschied gekommen ist.
Die Diskussion hat auch schon begonnen, weil die bilateralen Unterschiede auch in den Massenmedien wahrgenommen wurden. Bei Ausbruch der Epidemie waren es japanische Zeitungen, die die niedrige Sterberate der mit COVID-19 infizierten Personen in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Nationen bewunderten und nach den Gründen fragten. Jetzt sind es deutschsprachige Blätter, die über Gründe spekulieren, die für das vergleichsweise günstige Abschneiden Japans verantwortlich sein könnten.
Die Diskussion aber bedarf der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit anerkannten Methoden. Sie ist von Angehörigen verschiedenster Fachdisziplinen zu leisten. Hier kommt dem JSPS-Club eine besondere Bedeutung zu, weil er unter seinen Mitgliedern über die Fachleute verfügt, die sich mit Japan auskennen und dort ihre Forschungspartner und -kooperationen haben. Der JSPS-Club wird sich deshalb mit Publikationen in seinem Newsletter und auf seiner Homepage an der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Geschehenen ebenso aktiv beteiligen, wie an der Diskussion vorbeugender Maßnahmen für die Zukunft.
VERANSTALTUNGSBERICHTE
Verleihung des JaDe-Preises 2020
15.02.2020, Köln
von Vorstandsmitglied Dr. Matthias Hofmann
Preisträgerin Marion Klomfass (2.v.r), Präsident der JaDe-Stiftung Prof. Dr. Pascha (rechts im Bild) und Mitglieder der Nippon Connection e.V.
Am 15. Februar 2020 fand die Verleihung des JaDe-Preises 2020 an Frau Marion Klomfass, stellvertretend für den Nippon Connection e.V., in den Räumlichkeiten des japanischen Kulturinstitutes in Köln (JKI) statt. Der JaDe-Preis, mit dem herausragende Leistungen auf dem Gebiet der japanisch-deutschen Kulturbeziehungen ausgezeichnet werden, wird seit dem Jahr 2000 im Rahmen einer festlichen Veranstaltung von der JaDe-Stiftung verliehen.
Mit dem Preis würdigt die JaDe-Stiftung insbesondere das ehrenamtliche Engagement, mit dem der Verein Nippon Connection e.V. das seit 2000 jährlich in Frankfurt am Main stattfindende gleichnamige Filmfestival organisiert. Nippon Connection ist mittlerweile das weltweit größte Festival für japanischen Film und bietet mit über 100 Kurz- und Langfilmen vielfältige und spannende Einblicke in die japanische Filmkunst. In den letzten drei Jahren nutzte auch der JSPS-Club diese Veranstaltung, um über die Stipendienprograme der JSPS zu informieren.
Passend zum diesjährigen Preisträger war das Rahmenprogramm der Preisverleihung thematisch auf Film abgestimmt.
Die Veranstaltung wurde durch den Hausherren des JKI, Prof. Aizawa, eröffnet und durch ein Grußwort des scheidenden japanischen Generalkonsuls Masato Iso (Düsseldorf) fortgeführt. Für Generalkonsul Iso war es der letzte öffentliche Auftritt in seiner Funktion.
Herr Prof. Pascha, Vorstandsvorsitzender der JaDe-Stiftung, verwies in seiner Rede vor allem auf die schwierige finanzielle Situation von Stiftungen aufgrund der aktuellen fiskalen Nullzinspolitik und zeigte sich glücklich, dass die JaDe-Stiftung trotz dieser schwierigen Zeit weiterhin Projekte unterstützen kann.
Im Folgenden konnten die anwesenden Gäste an einer halbstündigen Filmvorführung des Kurzfilms „Murmuring Breathless Apologies in the Light of Vending Machines“ etwas über die Arbeit zur Untertitelung japanischer Filme lernen. Clubmitglied Frau Dr. Elisabeth Scherer berichtete, wie Studenten der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf in einem Gemeinschaftsprojekt diesen Film vor der deutschen Erstaufführung auf der Nippon Connection 2018 in englischer Sprache untertitelten.
Im Anschluss erfolgte die offizielle Laudatio durch Frau Prof. Michiko Mae, ebenfalls von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, welche mit der offiziellen Preisverleihung durch Prof. Pascha abgeschlossen wurde.
Preisträgerin Frau Marion Klomfass fasste nachfolgend nochmals die Historie von Nippon Connection zusammen und berichtete darüber, wie es dazu kam, dass sich aus einer studentischen Leidenschaft für den japanischen Film das weltweit größte Filmfestival für den japanischen Film entwickeln konnte.
Das Programm wurde immer wieder durch musikalische Intermezzi bekannter japanischer Filmmusiken, dargeboten von Herrn Shinnosuke Inugai am Flügel, bereichert.
Bericht über den 3. Workshop zu nachhaltiger Universitätsentwicklung mit Schwerpunkt auf Bildung und Verwaltung (SUDem2020) 22.02.2020, Tokyo
von Clubmitglied Prof. Dr. Eckhard Hitzer
Wie auch einer der Moderatoren kommentierte, mag man meinen, dass die Kombination von Bildung und Verwaltung zunächst etwas seltsam erscheint. Doch mittels der Vorträge im Workshop wurde klar, wie tief beides miteinander in Verbindung steht.
Am Morgen begrüßte Prof. S. Iwakiri, Dekan des College of Liberal Arts der Internationalen Christlichen Universität (ICU), die Teilnehmer, gefolgt vom ersten Vortrag der Sitzung durch J. Mikulina, Geschäftsführer der Blue Planet Foundation (BFP). Die BFP hat sich 2015 im hawaiianischen Parlament erfolgreich dafür eingesetzt, dass der Staat Hawaii sich einem neuen Gesetz zufolge bis 2045 vollständig mit erneuerbarer Energie (100% RE) versorgen muss. In der anschließenden Planung für die Umsetzung stellten die Energiewerke von Hawaii fest, dass diese Vorgabe ohne Probleme schon bis 2040 umgesetzt werden könnte.
J. Mikulina (Geschäftsführer der Blue Planet Foundation Hawaii) (links) und S. Harashina (Präsident der Chiba Univ. of Commerce CUC) (rechts)
Wichtige Bausteine der Initiative waren unter anderem ein besonderer Unterricht in den Schulklassen, ein Schüler-Energiegipfel, die Markierung des zukünftig ansteigenden Meeresspiegels auf den Straßen, ein Zukunftsmalwettbewerb und die Veröffentlichung von Zeitungsberichten. Ebenfalls wurde die Internetkampagne „Wir sind 100% RE“ mit eigenen Segmenten für Verkehr, Effizienz, Unternehmen und Gesellschaft sowie die Webseite „Energieberichtkarte für Hawaii“ gestartet. Nach dem Erfolg in Hawaii zogen auch bald Kalifornien, Nevada, New York, Washington, New Mexico und Puerto Rico mit ähnlichen Zielvorgaben bis 2045 oder 2050 nach. Die Kosten fallen mit wachsendem Markt und mit neuer Technik: Von 2015 bis heute ist in Hawaii der Preis für eine kWh Solarstrom mit Batteriespeicherung von ursprünglich 14 USD Cent auf fast die Hälfte gesunken. Innovative Konzepte umfassen die Nutzung von Meerwasser zur Kühlung von Gebäuden, die Energiespeicherung im Energieversorgungsbereich (mit Technik von TESLA), um den Spitzenverbrauch leichter abzudecken, oder die Förderung von Elektromobilität, welche ebenfalls einen Beitrag zur Speicherung und flexibleren Lasten im Netz leistet. Außerdem besitzt ein Drittel aller Häuser in Hawaii solare Dachanlagen. Herausforderungen betreffen die gesellschaftliche Akzeptanz der Maßnahmen sowie deren Kombination mit Landwirtschaft und vulkanischer Aktivität.
Als Nächstes ergriff Prof. S. Harashina, Präsident der Chiba University of Commerce (CUC), der ersten mit 100% erneuerbarer Energie versorgten Universität in Japan, das Wort. Er zeichnete die geschichtliche Entwicklung des Energiesystems nach, erklärte wichtige Schritte, die die Universitätsverwaltung einleitete, sowie flankierende Maßnahmen im Bildungsbereich und sprach über das nächste Ziel einer Koalition japanischer Universitäten, die gemeinsam eine Versorgung mit 100% erneuerbarer Energie anstreben.
Zuletzt sprach Prof. I. Ushiyama, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Universität Ashikaga (AU) und vor 42 Jahren Begründer der Japanischen Windenergievereinigung (JWEA), über wissenschaftliche und technische Entwicklungen an der AU im Bereich erneuerbare Energien. Aktuell schreiben sich viele Studenten aus Entwicklungsländern an der AU ein, mit dem Ziel, mehr über lokal erschwingliche und passende Formen von erneuerbarer Energie für ihre Herkunftsländer zu lernen.
Podiumsdiskussion nach der ersten Sitzung mit Moderator N. Miyazki (ICU), S. Iwakiri (ICU) und I. Ushiyama (Universität Ashikaga)
Eine angeregte Podiumsdiskussion folgte, moderiert von Prof. N. Miyazaki (ICU) und unter Teilnahme von Prof. S. Iwakiri, Prof. S. Harashina und Prof. I. Ushiyama. In einem späteren Experten-Luncheon trafen sich Sprecher, Universitätsmanager, Organisatoren und freiwillige Dolmetscher zu regem persönlichen Meinungs- und Erfahrungsaustausch.
Zu Beginn der zweiten Sitzung, die von Prof. G. C. Kimura von der Universität Sophia moderiert wurde, gab Prof. H. Menkhaus im Namen der Deutschen Gesellschaft der JSPS-Stipendiaten e.V., deren Vorsitz er innehat und die den Workshop freundlicherweise mitgesponsort hat, eine Grußbotschaft. Der JSPS-Club hatte auch schon die vorangehenden beiden Workshops zu erneuerbaren Energien (2017) und Energieeffizienz (2018) finanziell mitgetragen.
Den ersten Vortrag hielt Prof. S. Okayama vom ISO-Umwelt-Sekretariat der Universität Chiba. Sie erklärte die Methode der Universität Chiba, bei welcher eine studentische nicht auf Erwerb gerucgtete Vereinigung (NPO) mit 200 Mitgliedern die Universität kontinuierlich in Sachen Nachhaltigkeit prüft und berät. Die Studenten nehmen an einem dreijährigen Kursprogramm teil und üben dabei mit zunehmend mehr Verantwortung die Rollen von Abteilungsleitern aus, bekommen Vorlesungsscheine und erwerben wichtige soziale und unternehmerische Fähigkeiten.
Panelisten, Dolmetscher und Moderatorin von Session 3 (von links nach rechts): N. Mori (Universität Chiba), R. Siriwardene, K. Kawasaki (Universität Sophia), Y. Saito (Universität Toho), M.E. Mori, T. Oikawa (ICU), S.M. Healy, Y. Hoshina (CUC), A. Takeuchi (Moderatorin, Universität Toho), C. Okuyama
Danach stellte Prof. T. Ozasa von der Universität Hokkaido und deren Nachhaltigkeitsbüro Methoden zur Bewertung des Nachhaltigkeitsstatus einer Universität vor.
Die anschließende Podiumsdiskussion begann mit einem Meinungsaustausch zwischen den Sprechern, gefolgt von herausfordernden Publikumsfragen. Zum Beispiel wurde die Problematik angesprochen, dass thematisch auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Studentengruppen oft Schwierigkeiten damit haben, ihre eigene Zukunft als Organisation nachhaltig zu gestalten.
JDS-Student und freiwilliger Helfer Z.U. Khosa bei der Aufnahme von Vortragsvideos
Dolmetscher: Vorn (von links nach rechts): T. Imaizumi, R. Haruta (Grand Prix 2019), R. Michihata (Koordinatorin), R. Siriwardene. Hinten (von links nach rechts): S. M. Healy, M.J. Suwasono (Universität Waseda), S. Inoue, M.E. Mori, C. Okuyama.
Nach einer Kaffeepause mit regen Unterhaltungen zwischen Teilnehmern, Sprechern und freiwilligen Helfern begann die dritte Sitzung. Eingeleitet wurde diese von der Moderatorin Prof. A. Takeuchi von der Universität Toho durch eine Einführung in das Thema „Studentenperspektiven: Erwartungen von Studenten und Herausforderungen für nachhaltige Bildung und Verwaltung“. Ihr folgten fünf studentische Sprecher: Herr K. Kawasaki (Umweltorganisation der Universität Sophia (SEA)), Herr T. Oikawa (SUSTENA-Club der ICU), Frau Y. Hoshina (Studentenorganisation für Naturenergie (SONE) der CUC), Frau Y. Saito (Ecolution-Club der Universität Toho) und Frau N. Mori (ISO-Komitee der Universität Chiba). Die SEA ist eine noch relative junge Vereinigung, während der SUSTENA-Club bereits erfolgreich wiederverwendbare Lunchbehälter einführen konnte, jedoch mit Nachwuchsproblemen kämpft. Die SONE prüft weitere Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz (z.B. superisolierende Fenster), der Toho-Ecolution-Club berät auch lokale Unternehmen und das ISO-Komitee der Universität Chiba arbeitet Vorschläge zu mehr Nachhaltigkeit für die Universitätsleitung aus. Studenten und Publikum beteiligten sich rege an der Podiumsdiskussion am Ende der Vortragsreihe.
Nach einer kurzen Pause folgte der Abendempfang. Mehrere Runden angeregter persönlicher Gespräche wurden durch musikalische Darbietungen von Prof. N. Miyazaki (ICU) und Frau Y. Sagi (Lutheruniversität) an Renaissanceflöte und Harfe sowie von Prof. M. Gillan (ICU) und seinen talentierten Studenten N. So, P. Reed und R. Michihata, die Musik aus Okinawa präsentierten, aufgelockert.
Ein hingebungsvolles Team von etwa 25 freiwilligen Helfern unterstützte den Workshop tatkräftig, neun von ihnen als höchst kompetente Amateurdolmetscher (mit fast professionellem Ergebnis). Eine von ihnen brachte Erfahrungen aus einer einjährigen Übersetzungstätigkeit auf einem internationalen Friedensschiff mit, eine weitere hatte bei einem landesweiten studentischen Simultandolmetschwettbewerb 2019 den Grand Prix gewonnen. Die meisten kamen von der ICU, einer jedoch auch von der Universität Waseda.
Hierdurch war es uns möglich, bereits zwei Wochen nach dem Workshop alle Vortragsvideos zu schneiden und in zwei Sprachversionen (Englisch und Japanisch) über YouTube zu veröffentlichen. Im Online-Programm des Workshops befindet sich ein Link zum direkten freien Zugang zu den Videos.
Wir sind unseren Sponsoren, der Japan ICU Foundation (in New York) und der Deutschen Gesellschaft der JSPS-Stipendiaten e.V., für ihre treue kontinuierliche Unterstützung dieser zunehmend beliebten Workshopreihe (mit diesmal insgesamt über 150 Beteiligten) zutiefst dankbar.
Alle Informationen zum Programm, die Vortragsfolien, die Videos der Vorträge und Podiumsdiskussionen, online-Preprints usw. sind sowohl auf Englisch als auch auf Japanisch über den Blog der Workshopserie direkt frei zugänglich unter https://sudworkshops.wordpress.com/. Wir planen ein Buch mit ausgewählten Beiträgen der dreiteiligen Workshopreihe SUDre2017, SUDee2018 und SUDem2020.
Teilnahme des JSPS-Clubs an der 4. #Seitenwechsler-Messe in Leipzig
von Vorstandsmitglied Dr. Matthias Hofmann
Am 22. Februar 2020 fand die 4. #Seitenwechsler-Messe in Leipzig unter erstmaliger Beteiligung des JSPS-Clubs statt. #Seitenwechsler ist ein Veranstaltungsformat, das vor allem junge Menschen über die vielfältigen Angebote von deutsch-japanischen Austauschprogrammen informieren soll. Die Organisation der Veranstaltung (Programm und Veranstaltungsort) wird von den Mitgliedern der deutsch-japanischen Jugendgesellschaft (DJJG) übernommen. Die Kosten werden in einem gesetzten Budgetrahmen durch die japanische Botschaft in Berlin getragen. Eine Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die Veranstaltung ausschließlich im Konsulargebiet der Botschaft stattfinden kann. Bislang wurde die Veranstaltung zweimal in Berlin und nun ebenfalls zum zweiten Mal in Leipzig durchgeführt. Der Club wurde Ende Dezember 2019 von der DJJG angesprochen, ob er als Aussteller teilnehmen und die Stipendienprogramme der JSPS vorstellen würde.
Präsentation der JSPS-Stipendienprogramme in den historischen Gewölben der Moritzbastei
Die Veranstaltung fand in historischem Umfeld in den Gewölben der Moritzbastei, dem bekanntesten Leipziger Kulturzentrum, statt. Ca. 60 an Japan und den Austauschprogrammen interessierte Teilnehmer, vorwiegend Studierende, fanden den Weg in die unterirdischen Gewölbe. Die Veranstaltung wurde um 12 Uhr durch Grußworte des Gesandten der japanischen Botschaft, Herrn Takao Imafuku, eröffnet. Nachfolgend stellten sich die vertretenen Aussteller mit einem Kurzvortrag vor. Als Repräsentant des JSPS-Clubs informierte Dr. Matthias Hofmann die Teilnehmer in einer Präsentation über die Stipendienprogramme der JSPS sowie die Aktivitäten des Clubs.
Nachdem sich die verschiedenen Aussteller auf der Bühne vorgestellt hatten, bestand für die Teilnehmer die Möglichkeit, sich bis 16 Uhr an den aufgebauten und in den Gewölben der Moritzbastei verteilten Infoständen über die jeweiligen Programme und Austauschangebote der Aussteller zu informieren. Das Interesse an den Stipendienprogrammen der JSPS war sehr hoch und der Stand war über den gesamten Zeitraum der Veranstaltung stark frequentiert. Für die meisten Besucher des Infostandes war das JSPS Summerprogram die aktuell interessanteste Stipendienmöglichkeit, da sich viele innerhalb ihres Masterstudienganges befanden oder diesen bald beenden würden. Aber auch etliche Doktoranden bzw. Postdocs konnten mit Informationen zu den weiterführenden JSPS-Stipendienprogrammen versorgt werden.
Infostand des JSPS-Clubs
Neben dem JSPS-Club waren die nachfolgenden Organisationen mit Informationsständen auf der 4. #Seitenwechsler-Messe vertreten: DJJG, DJG Leipzig, Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin, DJH Landesverband Sachsen (Austauschprogramm zwischen der Jugendherberge Sayda und dem Youth Hostel Okinawa) und der Internationale Jugenddienst (ijgd).
Als untermalendes Rahmenprogramm wurde den Teilnehmern neben den Informationsständen der Aussteller die Möglichkeit zu Yukata-Anproben geboten. Dieses Angebot wurde vor allem von den weiblichen Teilnehmerinnen sehr rege in Anspruch genommen. Des Weiteren hatten die Veranstalter von der DJJG noch einen Vortrag des Youtubers Denny Sachs (Tokyo Maniacs) in das Programm eingebaut.
Aufgrund der positiven Rückmeldungen der Standbesucher hofft der JSPS-Club auch an zukünftigen #Seitenwechsler-Messen Präsenz zeigen und mit der veranstaltenden DJJG enger kooperieren zu dürfen.
RÜCKBLICK AUF EIN LEBEN ALS WISSENSCHAFTLER
JAPAN durch ZUFALL? (Teil 1)
von Clubmitglied Prof. Dr. Matthias Rögner
Erste Kontakte – „unwissenschaftlicher“ Beginn (1972)
Versuchsaufbau des externen elektrischen Feld-Experiments im Jahr 1979 mit Prof. Dr. M. Rögner (Mitte links) und Prof. Y. Kagawa (Mitte rechts)
Mein erster „bewusster“ Kontakt zu Japan kam sehr plötzlich und unerwartet. Er war von sehr kurzer Dauer, aber sehr großer Nachhaltigkeit: In einem Park in Bern traf ich 1972 zufällig eine japanische Reisegruppe, die mich sehr höflich fragte, ob ich von ihnen ein Foto aufnehmen könnte. Im Anschluss daran tauschte ich mit dem „Unterhändler“ Adressen aus und die Reisegruppe musste weiterfahren. Überraschenderweise bekam ich einige Zeit später einen Brief aus Japan mit diesem Foto, und es entwickelte sich daraus eine langjährige Brieffreundschaft, die meine Neugierde auf diese „exotische“ Kultur weckte.
Ungefähr zu dieser Zeit begann ich mein Biologiestudium in Tübingen, wohnte aber im ersten Studienjahr am Leibnizkolleg der Universität, wo ich parallel ein Studium generale absolvierte. Durch beide Studien war ich mehr als gut beschäftigt. In dieser Phase machte mein japanischer Brieffreund den wahnwitzigen Vorschlag, ich solle doch anfangen, Japanisch zu lernen: Es gäbe da dieses kleine Büchlein „Japanische Umgangssprache“ von Herbert Zachert (keine Ahnung, wie er auf dieses Buch im fernen Japan gekommen war ...), mit dem man ganz ohne japanische Schriftzeichen und sehr einfach japanisch sprechen lernen könne. Japaner lügen nicht und ich hatte ja noch Zeit, neben dem Abendbrot ein kleines Büchlein zu studieren – also ließ ich mich auf dieses Abenteuer „erstmal“ ein.
Natürlich hatte ich keinerlei Möglichkeiten zur Korrektur meiner Aussprache und meines Sprachverständnisses, aber eines Tages sagte mir eine Leibnizianerin, sie hätte jetzt einen japanischen Freund, mit dem ich meine Sprachkünste ja mal ausprobieren könnte. Dies war ein Glücksfall, denn dieser japanische Austauschstudent („Noby“) erteilte jeden Samstagnachmittag an seinem Küchentisch kostenlos japanischen Sprach- und Kulturunterricht nach seinen selbstkonzipierten und handschriftlich abgefassten Lektionen – und ich durfte einer von seinen drei bis vier „Privatschülern“ sein. Einzige Gegenleistung: Wir mussten das Deutsch seiner Seminararbeiten korrigieren.
Noby war didaktisch sehr geschickt und der Unterricht machte sehr viel Spaß und hinterließ – nicht nur bei mir – das folgenschwere Gefühl: Ja, es stimmt, Japanischlernen ist einfach! Als Noby ca. zwei Jahre später nach Japan zurückkehren musste, war ich schon so tief in japanischer Philosophie, Kultur, Ästhetik und Lebenskunst verstrickt, dass ich das irgendwie weiterführen wollte. Leider gab es zu der Zeit keine Volkshochschulkurse oder begnadete japanische Privatlehrer wie Noby, die das – neben meinem nicht gerade stressfreien Biologiestudium – mit überschaubarem Aufwand gestattet hätten.
Illusionsverlust und Realitätsgewinn
In Ermangelung von Alternativen und in voller fernöstlicher Illusion schrieb ich mich also 1974 am Ostasieninstitut der Universität Tübingen für das Nebenfach Japanologie ein. Schon nach kurzer Zeit war mir klar, warum die Erstsemester immer aus 20 oder mehr Studierenden bestanden, während die Höhersemestrigen meist an einer Hand abgezählt werden konnten: Der Unterricht begann (natürlich!) gleich mit japanischer Schrift, aber es gab keine deutschen Lehrbücher dazu! Das Sprachlehrbuch war ursprünglich für die amerikanischen Besatzungssoldaten in Japan konzipiert (der Autor war Reischauer, ein amerikanischer Botschafter) und genauso auf Englisch verfasst wie das Lehrbuch für japanische Grammatik. Viel schlimmer war allerdings das Begleitbuch für die Sprachlaborübungen: Es kam aus Taiwan und enthielt alle Anweisungen auf Chinesisch.
Die sechs bis sieben wöchentlichen Unterrichtsstunden mussten natürlich zu Hause vor- und nachbereitet werden, was ungefähr die doppelte Zeit erforderte, und die größte Angst war, ein oder zwei Wochen zu verpassen, da man dann im Sprachlabor überhaupt nichts mehr verstand. Glücklicherweise gab es einen sehr netten japanischen Sprachlaborassistenten, Sato-san, der diese Qualen mit viel Geduld abmilderte und auch heute noch ein sehr guter Freund ist, sowie Dr. Opitz und Prof. Schneider, welche das Institut sehr „menschlich“ und mit hoher Motivationskunst führten. Der hohe persönliche Gewinn aber war, dass man hier zu einer großen Familie gehörte (was im Massenfach Biologie unmöglich war) und eine verschworene Gemeinschaft bildete – der Nachteil war wiederum, dass man in Folge der hohen zeitlichen Belastung kaum noch Freizeit hatte.
Da ich mein Biologiestudium in vernünftiger Zeit abschließen wollte, musste ich meine Japan-Aktivitäten nach sechs Semestern deutlich reduzieren. Allerdings hatte ich – nicht zuletzt aufgrund meiner erworbenen Sprachkenntnisse – inzwischen so ziemlich alle Japaner und „Japanophilen“ in Tübingen und Umgebung kennengelernt, was mir den späteren Start in Japan erheblich erleichterte: Ich wurde überallhin eingeladen!
Berlin als Tor nach Japan? Wissenschaftliche Fokussierung
Fachlich musste ich mich innerhalb der Biologie im Hinblick auf eine Diplomarbeit spezialisieren: Mich interessierte dabei immer mehr das relativ neue Gebiet der „Bioenergetik“, insbesondere wie eine Pflanze Energie – in erster Linie Sonnenenergie – in andere, vor allem speicherbare Energie (Zucker, Stärke) umwandelt. Fernziel war schon damals zu verstehen, wie effizient Pflanzen bei dieser Energieumwandlung sind und was wir gegebenenfalls davon für technische Prozesse (Solarzellen etc.) lernen können. Voraussetzung hierfür war allerdings, zuerst diesen Prozess, die sogenannte „Photosynthese“, auf molekularer Ebene zu verstehen, und auf diesem Gebiet gab es gerade damals sehr spannende wissenschaftliche Durchbrüche, die u.a. 1978 zum Nobelpreis für Peter Mitchell führten.
Natürlich war das alles noch reine Grundlagenforschung. Besonders fasziniert war ich von den Veröffentlichungen von Prof. H.T. Witt, die ich zwar nur teilweise verstand – er war Physiker und lehrte Physikalische Chemie an der TU Berlin – aber genial und völlig unkonventionell fand: So „energetisierte“ er z.B. Chloroplasten statt mit Sonnenlicht durch externe elektrische Feldpulse im Dunkeln, um dadurch auf den molekularen Mechanismus der Energieumwandlung (im Millisekundenbereich) schließen zu können.
H.T. Witt wurde damals als Nobelpreiskandidat gehandelt (in der Tat hat er ganz wesentliche Experimente zum Nobelpreis von Peter Mitchell beigesteuert ...), was mich nicht davon abhielt, ihn in einem Anfall von Hybris 1977 brieflich zu fragen, ob ich meine Diplomarbeit extern bei ihm an der TU Berlin durchführen könnte. Erst später erfuhr ich, dass H.T. Witt noch nie einen Biologen als Diplomand oder Doktorand hatte – alle waren Physiker oder Chemiker. Vielleicht hat ihn diese Direktheit so sehr überrascht, dass er mich zum Vorstellungsgespräch nach Westberlin einlud.
Dieses verlief dann (unerwarteterweise) sehr erfolgreich und H.T. Witt bot mir eine Diplomandenstelle an, die – damals äußerst ungewöhnlich – gegen Mitarbeit in der Lehre auch noch bezahlt wurde. Eigentlich hätte ich danach – zumindest innerlich – Luftsprünge machen müssen. Stattdessen sagte ich nach dem Dank für diese sehr erfreuliche Zusage zu ihm: „Ich will aber nach Japan! Gibt es dafür etwas später irgendeine Möglichkeit?“ Ich weiß bis heute nicht, welcher Teufel mich damals geritten hat, aber offensichtlich hat diese Frechheit den strengen Witt so überrascht und milde gestimmt, dass er nur sagte: „Nun fangen Sie doch erstmal an – dann sehen wir weiter“. Das hielt ihn nicht davon ab, mich gleich danach bei seinen Mitarbeitern mit dem zugespitzten Satz vorzustellen: „Das ist Herr Rögner. Der will nach Japan!“ – was sich natürlich sehr schnell herumsprach.
Die Diplomarbeit – ich durfte sie tatsächlich mit den besagten externen elektrischen Feldern durchführen – war dann aufgrund des völlig neuen Gebietes eine große Herausforderung, aber letzten Endes auch sehr erfolgreich. Ich erhielt sogar eine Zusage zur Promotion von H.T. Witt – was fast wie ein „Ritterschlag“ war.
Prof. G. Schäfer (Med. Universität Lübeck, links) und Prof. H.T. Witt (TU Berlin, rechts) nach der Promotionsprüfung 1984
Das nahm ich als Anlass, ihn wieder mit meinen Japanambitionen zu konfrontieren. Ausgehend von meinem Wunsch, ein zweijähriges Langzeitstipendium einschließlich Japanischintensivkurs zu erhalten, einigten wir uns schließlich auf einen sechsmonatigen Forschungsaufenthalt, den der DAAD finanzieren sollte. Dafür sollte ich ihm zwei biologische „Systeme“ mitbringen, die es damals nur in Japan gab und die mit den magischen heißen Quellen in Verbindung standen (die ich aus anderen Gründen natürlich auch gern besuchen wollte).
Hauptaufgabe war, an der Jichi Medical School in Shimotsuke (damals noch Minamikawachi), Tochigi, ein thermostabiles Enzym – die für die Energieumwandlung in allen biologischen Zellen unabdingbare ATP-produzierende ATPase – aus einem thermophilen Bakterium, welches in heißen Quellen lebt, zu isolieren, zu lyophilisieren (gefriertrocknen) und für weitere Untersuchungen nach Berlin zu schicken.
Der japanische Professor, den natürlich nur mein Doktorvater persönlich kannte, Yasuo Kagawa, war damals mit diesem Enzym sehr berühmt geworden und hatte zahlreiche Veröffentlichungen und Vorträge, da es die stabilste ATPase weltweit war. H.T. Witt versprach sich davon, dass dieses Enzym Experimente „überlebte“, bei denen das vergleichbare Enzym aus Spinat (wie in Berlin isoliert) aufgrund seiner Labilität längst inaktiviert ist.
Die detaillierte Struktur- und Funktionsuntersuchung dieses Enzyms – in Japan mit biochemischen, in Berlin mehr mit biophysikalischen Methoden – war gleichzeitig das Thema meiner Doktorarbeit. H.T. Witt war aber weitblickend genug, meinen Aufenthalt für ein zweites zukünftiges Projekt zu nutzen: Ich sollte ja nicht zum Vergnügen nach Japan reisen, sondern handfeste Materialien und Methoden mitbringen!
Zu dieser Zeit hatte eine Arbeitsgruppe an der Universität Tokyo (Todai) unter Prof. S. Katoh aus den heißen Quellen in Beppu (Kyushu) einen photosynthetischen Organismus isoliert, der noch bei 60–70 °C überlebt: Dabei handelt es sich um ein Cyanobakterium („Blaualge“), wie man es weltweit überall sowohl im Süß- als auch im Meerwasser findet, nur dass diese Beppu-Spezies äußerst stabil ist. Gleichzeitig stellt es aber auch das denkbar einfachste System dar (es ist bakteriell!), an dem man Photosynthese studieren kann. Diese Erkenntnisse können dann prinzipiell auf kompliziertere Systeme wie höhere Pflanzen und Bäume übertragen werden. Der Vorteil von thermophilen Systemen – also Bakterien (farblos) und Cyanobakterien (blaugrün wegen Chlorophyll u.a. Pigmenten) – liegt darin, dass man die wichtigsten Komponenten – in der Regel Proteine – in voller Funktionsfähigkeit aus ihnen isolieren, in ihre Einzelteile zerlegen und dann wieder zusammensetzen kann.
Auf diese Weise kann man, ähnlich wie beim Zusammenbau eines Motors, Schritt für Schritt ihren Mechanismus verstehen, was bei „mesophilen“ Systemen und Proteinen (die bei „Raumtemperatur“ optimal arbeiten) aufgrund ihrer Instabilität sehr schwer bis unmöglich ist. Aus diesem Grunde waren beide in Japan verfügbaren Systeme ein biologischer Quantensprung zur damaligen Zeit.
Voraussetzung war allerdings ein DAAD-Stipendium, und da es wesentlich mehr Bewerber als Stipendien gab, musste ich zur „Endausscheidung“ von Berlin nach Bonn fliegen. Völlig unerwartet empfing mich dort eine Kommission aus ca. zehn Professoren, die (fast) alle Fragen an mich hatten; einige waren unverschämt: „Sie wollen doch nur nach Japan fliegen, um dort Kirschblüten anzusehen und kleine Japanerinnen kennenzulernen!“ Obwohl das nicht von der Hand zu weisen war, verneinte ich natürlch heftigst und argumentierte „wissenschaftlich“. Noch gravierender war die Behauptung eines sehr bekannten Biochemieprofessors aus Köln (wir wurden viel später „Kollegen“), ich könnte doch die in Japan für sechs Monate geplanten wissenschaftlichen Experimente stattdessen in Hannover in drei Wochen durchführen. Das war natürlich eine absolut freche Provokation, aber irgendwie muss ich mich gut gewehrt haben. Der abschließende Sprachtest, bei dem auch Prof. Schneider aus Tübingen dabei war, verlief ebenfalls völlig problemlos für mich, sodass ich das Stipendium bekam. Nach meiner Erinnerung gab es damals pro Jahr nur fünf bis zehn DAAD-Japanstipendien – ich hatte also Glück!
(Fortsetzung im nächsten NvC)
PUBLIKATIONEN VON CLUB-MITGLIEDERN
Reik Jagno
Deutsch-japanischer Wissensaustausch als lokale Praxis in der Meiji- und Taishō-Zeit
2020, 327 Seiten
ISBN 9783961381906
In Japan endete mit der späten Meiji-Ära die Politik, ausländische Vertragsarbeiter (oyatoi gaikokujin) zur Ausbildung japanischer Intellektueller ins Land zu holen. Anstatt an Universitäten zu arbeiten, wurden ausländische Lehrkräfte zunehmend an neu gegründeten Vorbereitungsschulen für Universitäten (kōtō gakkō) beschäftigt.
Um den deutsch-japanischen Wissensaustausch in der späten Meiji-Zeit und der Taishō-Zeit zu untersuchen, stützt sich diese Arbeit auf eine Betrachtung mehrerer Lehrkräfte, die in dieser Zeit in Japan lebten und arbeiteten. Das Ziel der Arbeit besteht darin, die Möglichkeiten der oyatoi gaikokujin am Wissensaustausch zu partizipieren, mit der durch die kōtō gakkō-Lehrer vorgefundenen Situation zu vergleichen. Im Mittelpunkt der Betrachtungen steht das Beispiel von Georg Würfel, der 1906 als Missionar nach Tokyo kam und von 1908 bis zu seinem Tod 1936 als Lehrer in Sendai, Miyagi, lebte und heute als Vater des japanischen Eislaufens gilt. Während er bei seinen Landsleuten selten Erwähnung fand, beeinflusste Würfel tausende japanische Schüler an diesen Eliteschulen und war oft deren erster Kontakt mit einem Ausländer.
Steffi Richter, Andreas Singler und Dorothea Mladenova (Hrsg.)
NOlympics: Tōkyō 2020/1 in der Kritik
2020, 262 Seiten
ISBN 9783960233473
Im September 2013 wurden die 32. Olympischen Sommerspiele an Tōkyō vergeben. Dem war ein jahrelanger Bewerbungsprozess vorausgegangen, in dem sich seit März 2011 das gesamte Land den verheerenden Folgen der Dreifachkatastrophe in Nordost-Japan stellen musste. Schon vorher hatten sich – nach dem gescheiterten Versuch, die Spiele für 2016 ein drittes Mal (nach 1940 und 1964) in die japanische Hauptstadt zu holen – Freude und Begeisterung in der Bevölkerung in Grenzen gehalten. Nun aber stießen die Absichten der Verfechter von Tōkyō 2020 auf noch größere Skepsis und Ablehnung. Und so versuchten politische und andere Eliten um den damaligen hauptstädtischen Gouverneur Ishihara Shintarō, die Menschen mit dem Slogan Fukkō gorin – „Wiederaufbau-Spiele“ – zu mobilisieren. Seit Juni 2011 ist er in den japanischen Massenmedien omnipräsent, sollte mit ihm doch die Erdbeben-Tsunami-Atomkatastrophe für eine erfolgreiche Bewerbung herhalten – eine merkwürdige Logik, auf die sich auch das IOC eingelassen hat.
Um diesen „Link“ zwischen beiden Ereignissen (2011 und 2020/1) kreisen auch die Beiträge im hier vorgestellten Band. Sie zeigen alle, direkt oder indirekt, dass Fukkō gorin von Beginn an ein ebenso heftig umstrittenes Konzept war und ist. Ja, sie verdeutlichen: Eher das Gegenteil ist der Fall, es handelt sich um „Wiederaufbau-Behinderungsspiele“.
Zu Wort kommen Autorinnen und Autoren aus Japan, Deutschland und den USA, die als kritische oder gar oppositionelle Stimmen zu den vielfältigen Zumutungen dieses sportlichen Mega-Events im „Post-Fukushima“-Japan Stellung beziehen. Einige von ihnen agieren selbst in Protest-Bewegungen, die mit „NOlympics“-Gruppen in anderen Teilen der Welt ein transnationales Aktionsnetzwerk bilden. Ihre Schilderungen zeigen, dass die im jeweiligen Austragungsort spezifisch zutage tretenden Probleme und intransparenten Machenschaften zugleich struktureller Art sind und Olympia daher mittlerweile generell in Frage zu stellen ist – und auch in Frage gestellt wird.
Die Beiträge verschränken wissenschaftliche Spezialdiskurse u.a. aus Bewegungstheorie, Politologie, Japanologie, Sportwissenschaft und den Gender Studies mit politischen Praktiken der gegenwärtigen Anti-Olympia-Bewegung. In ihrer Gesamtheit legen sie das zu „Wiederaufbau-Spielen“ verklärte Spektakel Tōkyō 2020/1 als das offen, was es tatsächlich ist: Ausdruck des für das 21. Jahrhundert typischen „Katastrophen- und Feier-Kapitalismus“, der für soziale Exklusion ebenso steht wie für Gefährdungen der Demokratie. Die Verschiebung des Events um ein Jahr auf den Sommer 2021 aufgrund der COVID-19-Pandemie bestätigt die im Band erarbeiteten Befunde nicht nur, sie spitzt sie sogar zu. Die von „NOlympics“-Gruppen geforderte Absage der Spiele wird nun weit über sie hinaus debattiert – das Virus als ein zufälliger, wenn auch zweifellos unwillkommener Akteur? Ob dieser tatsächlich „nur äußerlicher Natur“, etwas kontingent Exogenes ist oder nicht doch etwas mit der Art und Weise zu tun hat, wie sich unser aller Wirtschafts- und Lebensweisen globalisieren – das wird nun ebenfalls diskutiert.
Katja Schmidtpott und Jan Schmidt (Hrsg.)
The East Asian Dimension of the First World War: Global Entanglements and Japan, China and Korea, 1914–1919
2020, 413 Seiten
ISBN 9783593507514
Welche Rolle spielte Ostasien im Ersten Weltkrieg? Wie sahen und bewerteten ostasiatische Beobachter den »totalen Krieg« in Europa, welche Lehren zogen sie daraus für ihre Gesellschaften? Wie verschoben sich wirtschaftliche Netzwerke durch den Krieg? Welchen Einfluss hatte er auf Ordnungsvorstellungen und Weltbilder in Ostasien? Das Ziel der neueren Geschichtsschreibung, die Globalität des Ersten Weltkriegs stärker zu erfassen, ohne seine lokalen Rückwirkungen aus dem Blick zu verlieren, verfolgt dieser Band gut 100 Jahre nach dem Beginn des Krieges am Beispiel Chinas, Japans und Koreas.
Repräsentation des Clubs auf externen Veranstaltungen
- 12.03.2020: Einladung des neuen japanischen Generalkonsuls in Düsseldorf, Herrn Iwama, zum Gespräch über mögliche Kooperationen | Sabine Ganter-Richter
- 16.05.2020: Mitgliederversammlung (online) des Verband Deutsch-Japanischer Gesellschaften e.V. (VDJG) | Sabine Ganter-Richter
- 09.06.2020: Zoom-Konferenz mit den Vorständen der europäischen Wissenschaftlervereinigungen in Japan | Heinrich Menkhaus
- 15.06.2020: Mitgliederversammlung (online) des Deutsch-Japanischen Wirtschaftskreis e.V. (DJW), |
- 23.06.2020: Zoom-Konferenz mit der neuen Repräsentantin von EURAXESS Japan und den Vorständen der europäischen Wissenschaftlervereinigungen in Japan | Heinrich Menkhaus
Neue Clubmitglieder
- Jan Geldsetzer
Kyoto University - Dr. Koji Ishikawa
Universität Heidelberg
Okayama University 2016–2018* - Dr. Masaki Hori
Max-Planck-Institut für Quantenoptik
CERN 2000–2002, 2005–2007*
* von JSPS/STA geförderter Forschungsaufenthalt in Japan
Termine
- 20.11.2020: 9. Mitgliedertreffen in Tokyo
ACHTUNG: Derzeit planen wir das Symposium als Präsenzveranstaltung. Sollte dies aufgrund der COVID-19-Epidemie nicht möglich sein, wird die Veranstaltung online durchgeführt. Darüber informieren wir Sie spätestens im Oktober. - 07./08.05.2021: neuer Termin für verschobenes japanisch-deutsches Symposium „Bioeconomics“ in Berlin
- 08.05.2021: Jahresmitgliederversammlung des JSPS-Clubs im Rahmen des Symposiums in Berlin
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Herausgeber:
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Redaktion: Sabine Ganter-Richter, Caroline Hoffmann
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