Der JSPS-Club: Das Japan-Netzwerk 01/2011

Global 30 – Project for Establishing Core Universities for Internationalization

Die Global 30-Initiative soll das 2008 formulierte Ziel umsetzen, im Jahr 2020 300.000 ausländische Studenten an japanischen Universitäten auszubilden. Ursprünglich sollten 30 Universitäten finanzielle Unterstützung für ihre Internationalisierung erhalten. 2009 wurden 13 Universitäten ausgewählt, nach dem Regierungswechsel im letzten Jahr wird es voraussichtlich bei diesen 13 „G30-Universitäten“ bleiben.
Zwei Mitglieder berichten über ihre Erfahrungen mit dem G30-Programm, das Japans Universitäten für Studierende (auch) außerhalb des asiatischen Raumes attraktiver machen soll.


Global 30 an der University of Tsukuba

G30-Studenten in Tsukuba (Foto: Thomas Parkner)

Seit der Neugründung der Universität Tsukuba vor 40 Jahren wurden mehrmals überholte Strukturen durch innovative Lehrformen ersetzt. Diese Erfahrungen ermöglichten es der Universität im Rahmen des G30-Programms in wenigen Monaten englischsprachige Studiengänge einzurichten und internationale Studenten dafür zu gewinnen. Bereits vor dem G30-Programm kamen 12% der Studenten (1980) aus über 100 Ländern. Nun soll die Anzahl ausländischer Studenten bis zum Jahr 2030 auf 4500 um etwa 25% steigen. Ebenso soll der Anteil ausländischer Dozenten auf 10% angehoben werden.

Die Universität Tsukuba bietet eine Vielzahl neuer Bachelor- und Masterstudiengänge, die ausschließlich auf Englisch unterrichtet werden. Man setzt auf individuelle Betreuung durch Kurse mit geringer Teilnehmerzahl. Den ausländischen Studenten helfen Tutoren alltägliche Angelegenheiten und Englisch sprechende Angestellte Verwaltungsdinge zu regeln. Zulassungs- und Erstsemestergebühren werden den G30-Studenten erlassen. Etwa die Hälfte der Studenten erhalten in den ersten drei Jahren ein Stipendium der Universität, das einen sehr hohen Zuschuss für die Umzugskosten nach Japan beinhaltet. 

Für den neuen G30-Bachelorstudiengang Lebens- und Umweltwissenschaften wurden in diesem Studienjahr 13 Studenten aufgenommen; im nächsten werden es 20 sein. Nach Grundkursen der Naturwissenschaften und integrativen Kursen ist eine Spezialisierung auf Biowissenschaften, Geowissenschaften oder Agrarressourcen möglich. Der Studiengang soll Absolventen der Naturwissenschaften mit interdisziplinärem Hintergrund ausbilden, die komplexe Umweltsysteme verstehen und Umweltprobleme lösen können.

Als nächster Schritt ist die Integration japanischer Studenten geplant, damit auch diese von den neuen Studiengängen profitieren können. Die geschilderte aktuelle Entwicklung der Universität Tsukuba könnte als Vorbild für viele Universitäten dienen. Solch fundamentale Reformen vermisse ich – besonders an deutschen Universitäten.

(Thomas Parkner)


Kyoto University: Ein Schritt zur Internationalisierung einer traditionsreichen Universität

Die Kyoto University (KU) ist die zweitälteste Universität in Japan und hatte bereits vor der Einführung des G30-Programms einen hohen Anteil an ausländischen, hauptsächlich postgraduierten Studenten.

Mit Abiturienten in Hanoi, Vietnam (Foto: Giancarlo Flores)

An dem G30-Programm nimmt die KU mit einem Bachelorstudiengang und 15 Masterstudiengängen teil, im Fokus stehen die Ingenieurwissenschaften. Aufgrund des bereits hohen Anteils ausländischer Masterstudenten, hat die KU gute Voraussetzungen für die Einrichtung neuer englischsprachiger Masterstudiengänge.

Neue Herausforderungen stellt die Einrichtung des G30-Bachelorstudienganges „Undergraduate International Course Program of Global Engineering“ dar. Anerkennung von ausländischen Abschlüssen, Stipendien sowie die weltweite Bekanntmachung des Studienganges sind die zentralen Themen. Die KU bewirbt den Studiengang bei Hochschulmessen im Ausland und besucht renomierte Schulen in zumeist südostasiatischen Ländern. Neben staatlichen Stipendien führt die KU derzeit ein eigenes Förderprogramm für G30-Studenten ein.

Persönlich habe ich an Messen in Hanoi und Jakarta teilgenommen. In Vietnam hat die KU ein Kooperationsbüro an der Vietnam National University eröffnet, um vor Ort über Studienmöglichkeiten informieren zu können. Weiterhin sucht die KU den Kontakt zu Alumni-Vereinigungen ausländischer Studenten, die nach Rückkehr für ihre japanische Gast-Universität werben.

Schon jetzt ist festzustellen, dass das G30-Projekt die Universität unterstützt, weltweit ihr Profil nicht nur als Forschungsuniversität sondern auch als Lehranstalt zu schärfen. Allein die Einrichtung der neuen Studiengänge hat ein Gespür dafür entstehen lassen, welches die zentralen Themen sind und welche Hürden überwunden werden müssen, um weiterhin eine weltweit anerkannte Universität zu bleiben.

(Jan-Dirk Schmöcker)

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